Es ist nicht ungesund, (vorübergehend) schlaflos zu sein
Laut dem Schlafmediziner Prof. Dr. Karl Hecht haben nur noch 20 % der Erwachsenen einen gesunden, erholsamen Schlaf. Das heißt im Umkehrschluss, dass jede Nacht 80 % unserer Mitmenschen gegen Schlafstörungen und schlechten Schlaf ‚ankämpfen’.
Sie können zwar die Kriegsmetaphorik verwenden, um Ihre Schlafgesundheit unter Kontrolle zu behalten, doch ich bin der Überzeugung, dass dies nicht mehr „in“ ist, sondern angesichts unseres Wissens über uns und unseren Schlaf als überholt angesehen werden darf. Wir wissen, dass der Schein trügt und dass unsere Körper-Seele-Geist-Einheit nicht unabhängig vom Rest der Welt existiert. So findet z.B. ein ständiger, enger Austausch von Luft und Nahrung statt – und von Atomen: Zum Jahresende werden sich 98 Prozent der Atome in Ihrem Körper erneuert haben! Die äußere Hautschicht erneuert sich einmal im Monat. Die Magenschleimhaut erneuert sich alle zehn Tage, die Leber alle zwei Monate. Hierzu ist eine Intelligenz, eine innere Logik erforderlich, mit der sich unser Körper fortlaufend regeneriert und am Leben erhält. Und eine der wichtigsten Voraussetzungen dazu ist Ihr Schlaf.
Wenn Sie einen Fluss beobachten, erkennen Sie seine Form und seine Substanz, obschon Sie nie ein „Wasser“ zweimal sehen. So ist es auch mit unserem Schlaf. Wir können nicht länger die Meinung vertreten, Schlaflosigkeit und schlechter, nicht erholsamer Schlaf käme nur von außen. Wir wissen mittlerweile aufgrund von Forschungen, dass unser Lebensstil, unsere Ernährungsgewohnheiten, unser Rhythmus von Aktivität und Erholung, unser Stresspotential und unsere Denk- und Glaubensmuster zu den häufigsten inneren Ursachen von Schlafstörungen und schlechtem Schlaf beitragen. Dazu kommen die äußeren Steuerungsfaktoren wie Licht und Erdmagnetfeld sowie das Störpotential aus Lärm, Elektrosmog und anderen Umweltfaktoren. Wir können uns nicht völlig vor der äußeren Welt abschirmen. Wir sind ein lebendiger Teil von ihr.
So gesehen ist gesunder Schlaf als Gleichgewicht eine nützliche, menschenfreundliche Metapher, die unsere Probleme von innen her betrachtet. Wie wirkt diese Metapher? Wir leben mit uns selbst und unserem äußeren Lebensumfeld im Idealfall im Gleichgewicht. Und eine Schlafstörung zeigt uns, dass das innere und/oder das äußere Gleichgewicht gestört wurde. So wird die Störung unseres Schlafes zum Signal, dass wir unser Gleichgewicht verloren haben und dass wir unsere Aufmerksamkeit verstärkt vorerst auf uns selbst richten sollten.
So gesehen müssen gestörter Schlaf und Schlafstörungen nicht ungesund sein. Vorübergehende Schlafstörungen können ein Weg sein, unser Gleichgewicht wiederzuerlangen und uns Schritt für Schritt wieder auf einen gesunden Rhythmus von Aktivität du Erholung einzupendeln. Viele Menschen somatisieren Ereignisse in ihrem Leben, das heißt, an einem Wendepunkt in ihrem Leben werden schlafgestört. Das Durcheinander ihrer Gedanken, eine Irritation oder Verunsicherung drückt sich direkt in einem gestörtem Schlaf aus. Dies kann auch ein gutes Zeichen sein: Ihr bisheriges Leben war insgesamt nicht im Gleichgewicht, und die Krankheitssymptome können Teil einer Übergangsphase sein. Denken Sie darüber nach.
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