Schlafwandeln, auch als Somnambulismus bezeichnet, zählt bis heute zu einem der geheimnisvollsten Phänomene der Medizin. Somnambulismus ist eine Schlafstörung, die vor allem bei Kindern auftritt (zw. 10 und 30 Prozent). Bei Erwachsenen vermutet man 1 bis 2 Prozent als mehr oder weniger regelmäßige Schlafwandler. Meist tritt es zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr auf und verliert sich bei vielen Heranwachsenden in der Pubertät.
Ursachen
Die Ursachen für diese Schlafstörung sind noch nicht vollständig erforscht. Das Schlafwandeln tritt vorwiegend während des Tiefschlafs, also in der ersten Nachthälfte auf. Man geht davon aus, dass bestimmte Faktoren, wie z. B. Stress oder Ängste, der Konsum von Alkohol oder bestimmten Medikamenten das Schlafwandeln begünstigen können. Auch organische Reize wie z. B. eine gefüllte Blase, Hunger oder äußere Einflüsse wie Lärm scheinen die Neigung zum Schlafwandeln zu erhöhen. Schlafforscher sehen auch einen genetischen Hintergrund als mögliche Ursache. Etwa 80 Prozent aller Schlafwandler haben zumindest einen Verwandten, der ebenfalls schlafwandelt.
Was passiert während des Schlafwandelns
Die Betroffenen verlassen das Bett während des Tiefschlafs und verhalten sich so, als ob sie wach seien. Da Kinder normalerweise tiefer schlafen als Erwachsene, nimmt man an, dass sie deshalb auch häufiger schlafwandeln. Als typisches Verhalten der Betroffenen gelten z. B. das Umhergehen in der Wohnung und das Erledigen bestimmter Dinge wie z. B. abwaschen, Türen öffnen und schließen, Treppen steigen usw. Sie können alle Dinge, die sie im Alltag automatisch und versiert beherrschen, durchführen. Das Schlafwandeln dauert oft nur wenige Minuten, selten sind sie bis zu einer halben Stunde unterwegs. Die Augen sind während des Schlafwandelns geöffnet, die Mimik ist starr. Mitunter wachen die Betroffenen nur kurz auf, sprechen etwas oder sehen umher. Schlafwandler erinnern sich morgens an nichts mehr.
Ist Schlafwandeln gefährlich?
Da die Wahrnehmung von Schlafwandlern deutlich gestört ist, ist das Risiko sich während des nächtlichen Umherwandelns zu verletzten recht hoch. Es besteht eine Verletzungsgefahr bei herumstehenden Möbeln, scharfen Kanten u. s. w. Die Betroffenen können auch über Treppen fallen oder gegen Wände laufen.
Wie erfolgt die Behandlung bzw. welche Hilfsmöglichkeiten gibt es?
Es ist wichtig, den Betroffenen während seines „Wandelns“ nicht abrupt zu wecken. Durch das plötzliche Aufwachen wird der Schlafwandler erschreckt und reagiert oft nicht richtig, da er sich nicht in seiner gewohnten Umgebung wiederfindet. Man sollte versuchen schlafwandelnde Personen vorsichtig dazu zu bringen, wieder alleine ins Bett zu finden. Es ist auch empfehlenswert, Ecken und Kanten abzusichern, Fenster zu verriegeln, Türen zu schließen (auch den Schlüssel abzuziehen) und auf Stockbetten bei Kindern zu verzichten. Ebenfalls ist es ratsam auf eine angemessene Schlafhygiene zu achten. Das sind beispielsweise regelmäßige Schlafzeiten, keine späten Mahlzeiten, eine entsprechende Schlafumgebung und eine ausreichende Schlafdauer.
Tritt die Störung nachweisbar erstmalig im Erwachsenenalter auf, wenn das Verhalten sehr auffällig ist und kein Elternteil selbst betroffen ist/war, empfiehlt sich eine Besuch beim Arzt. Durch eine psychiatrische und neurologische Untersuchung können organische Störungen ausgeschlossen werden, welche möglicherweise dem Schlafwandeln ähneln. Dies sind z. B. bestimmte Epilepsie-Formen, Schlaftrunkenheit, das Schlaf-Apnoe-Syndrom, nächtliches Aufschrecken (Pavor nocturnus) sowie Schlafwandeln durch bestimmte Medikamente.
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Ingrid meint
Als Kind bin ich auch schlaf gewandelt. Als ich dann aber älter wurde, ging es von ganz alleine weg.
N. Bernt meint
Klingt ja schon irgendwie ein bisschen gruselig.
Wie kann man denn einen Schlafwandelnden dazu bringen, wieder ins Bett zu gehen, ohne ihn zu wecken?