Durch gesellschaftliche Unterschiede wird unser Schlafverhalten beeinflusst. Dies konnten Forscher mit einer App fürs Handy feststellen. Durch wesentliche gesellschaftliche Unterschiede schlafen die Menschen verschiedener nationen unterschiedlich lange. Gemäß der Studie schlafen Japaner am wenigsten – durchschnittlich nur sieben Stunden und 24 Minuten.
Der Rhythmus unserer inneren Uhr wird von den Genen gesteuert und durch äußere Einflüsse wie das Sonnenlicht beeinflusst. Die innere Uhr beeinflusst unsere Schlafzeiten und bestimmt wann wir Zubettgehen und wann wir aufstehen.
Durch Jetlags, Schichtarbeit, künstliches Licht oder die Ernährung wird unsere innere Uhr gestört. Unsere moderne Lebensweise, Bürozeiten und soziale Verpflichtungen bestimmen unsere Schlafzeiten. Wieviel Einfluss die Gesellschaft auf unseren Schlaf hat, haben Wissenschaftler um Olivia Walch von der University of Michigan untersucht.
Das Forscherteam trug die Daten der Schlafgewohnheiten von tausenden Menschen aus über 100 Nationen zusammen. Die Daten haben sie mit der kostenlosen App ‚Entrain‘, welche Reisende dabei unterstützten soll, sich an die neuen Zeitzonen zu gewöhnen, ermittelt. Die Anwender mussten Informationen, wie die heimische Zeitzone, die Lichtverhältnisse, in denen sie sich im Alltag aufhielten und deren Schlafenszeiten anführen. Diese Daten wurden von vielen App-Nutzern anonym für die Studie zur Verfügung gestellt. Anhand dieser Daten wollten die Wissenschaftler in Erfahrung bringen, wie sich Faktoren wie Geschlecht, Alter, Lichtverhältnisse oder auch soziale Einflüsse auf die Schlafdauer auswirken.
Einschlafzeit wird durch die Umgebung und soziale Normen bestimmt
Anhand der Auswertung konnte festgestellt werden, dass vor allem die Einschlafzeit durch die Umgebung und soziale Normen, und die Aufwachzeit durch die innere Uhr des Einzelnen geregelt wird. Eine spätere Einschlafzeit führt zu weniger Schlaf. Neben Verpflichtungen wie Job, Kindern und Schule am Morgen hat vor allem die innere Uhr einen starken Einfluss auf die Aufwachzeit der Teilnehmer gehabt.
Des Weiteren hat die Studie ergeben, dass Männer mittleren Alters, im Durchschnitt weniger als die empfohlenen sieben bis acht Stunden schliefen. Im Vergleich dazu gingen Frauen durchschnittlich früher ins Bett und standen auch später auf. Insbesondere Frauen zwischen 30 und 60 Jahren schlafen durchschnittlich etwa 30 Minuten länger als Männer. Laut Walch und ihrem Team passen sich diese geschlechtsspezifischen Unterschiede im Alter jedoch wieder an. Sie vermutet den Grund darin, dass sich ab Mitte 50 das Zeitfenster, indem Menschen einschlafen und durchschlafen können, verkürzt. Wieviel Zeit tagsüber unter freiem Himmel verbracht wurde, d. h. wieviel Sonnenlicht die Teilnehmer ausgesetzt waren, hatte einen wesentlichen Einfluss auf die Schlafenszeiten. Menschen die sich viel draußen aufhielten, gingen früher ins Bett und schliefen somit länger, als jene, die tagsüber die meiste Zeit drinnen verbrachten.
Niederländer schlafen am längsten
Scheinbar haben auch gesellschaftliche Besonderheiten Einfluss auf die Schlafdauer. Die Wissenschaftler konnten feststellen, dass sich die Schlafmuster geographisch sowie kulturell verwandter Länder gleichen.
Unter den Einwohnern diverser Industriestaaten liegen die Niederländer mit acht Stunden und 12 Minuten Schlaf an der Spitze. Die Deutschen schlafen etwa sieben Stunden und 45 Minuten pro Nacht. Am wenigsten Schlaf bekommen die Japaner. Deren Nachtruhe beträgt sieben Stunden und 24 Minuten pro Nacht.
Die Differenz möge zwar nicht groß erscheinen, jedoch würde laut den Wissenschaftlern jede halbe Stunde zusätzlicher Schlaf einen wesentlichen Unterschied für die kognitive Leistungsfähigkeit und die langfristige Gesundheit bedeuten.
Innere Uhr wird außer Acht gelassen
Gemäß Walch gingen manche Menschen regelmäßig später ins Bett, als deren innere Uhr eigentlich vorgibt. Die biologischen Signale werden aufgrund gesellschaftlicher Vorgaben oft ignoriert. Ebenfalls betont sie, dass ihre Studie nicht ermittelt hat, wie viel Schlaf jeder Einzelne benötigt, sondern nur den Durchschnitt wiedergibt.
Bildquelle: @shutterstock
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