Ein gesunder Mensch besitzt über 650 Skelettmuskeln. Diese regeln in erster Linie die Motorik und stabilisieren des komplette Körpersystem. Die Steuerung erfolgt über motorische Nerven, welche mit dem Gehirn oder dem Rückenmark verbunden sind. Doch was passiert mit der Skelettmuskulatur in der Nacht?
Skelettmuskulatur: Ein hoch komplexes System
Eine permanente Kommunikation zwischen dem zentralen Nervensystem und den Muskeln wird durch elektrische Signale gewährleistet. Der Typ und die Lage eines Muskels bestimmen auch seine Aufgaben. Die gesamte Skelettmuskulatur hat, wie erwähnt, die Hauptaufgabe, den Körper aufrecht zu halten. Sie hat aber noch weitere Funktionen, zum Beispiel die Energieversorgung des Körpers. Muskelarbeit gewährleistet die Sicherung der optimalen Körpertemperatur. Selbst auf das persönliche Wohlbefinden haben die Muskeln einen entscheidenden Einfluss.
Verschiedene Untersuchungen kamen zu dem Schluss, dass ein Skelettmuskel, aufgrund des Systems der Botenstoffe, Einfluss auf das gesamte Immunsystem und den Stoffwechsel hat. Körperliches Training oder harte körperliche Arbeit hat zur Folge, dass minimale Verletzungen an den Muskel- und Sehnenstrukturen entstehen. Diese mikroskopisch kleine Risse und Dehnungen werden Mikroläsionen genannt. Bei körperlich anstrengender Tätigkeit werden zudem vermehrt Stresshormone (z. B. Adrenalin) ausgeschüttet. Die Folge ist, eine zeitweise Hemmung des Immunsystems.
Das Prinzip von An- und Entspannung
Zusammenfassend kann gesagt werden, hohe körperliche Anstrengung schadet dem Körper kurzfristig. Eine ausreichende Regenerationszeit stellt sicher, dass der Organismus sich erholt, die Muskeln wachsen und das komplette Körpersystem gestärkt wird. Ein Prinzip der Trainingslehre lautet: Trainierende benötigen nach der Anspannung der Muskulatur eine Phase der Entspannung. Das betrifft natürlich den Hobbysport- und den Leistungssportbereich gleichermaßen. Die Erklärung hierfür ist das Prinzip der Ganzheitlichkeit.
Dieses Prinzip besagt, dass es keinen Tag ohne Nacht oder kein Yin ohne Yang geben kann. Um die gesetzten Trainingsziele zu erreichen, ist demnach ein gelungener Mix von An- und Entspannung notwendig. Nur so wird der persönliche Trainingserfolg und damit physische und psychische Fitness, erreicht. Dem Thema Schlaf kommt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle zu, denn ausreichend, erholsamer Schlaf ist für die Aufrechterhaltung und Steigerung der Fitness unabdingbar. In der Schlafphase regenerieren die Zellen und es finden Aufbau- und Reparaturprozesse in den Muskeln statt. Die Schlafdauer entscheidet letztendlich darüber, wie intensiv sich die Muskelzellen regenerieren.
Die Skelettmuskulatur in der Nacht
Kanadische Forscher fanden heraus, dass zwei Gehirnbotenstoffe zusammenarbeiten, um die Muskulatur nachts vollständig zu entspannen. Es wurde speziell die sogenannten REM-Schlafphase (engl. Rapid Eye Movement), untersucht, in der bestenfalls nur jene Muskeln aktiv sind, die für die Atmung und für Augenbewegungen benötigt werden. Alle anderen Muskeln sind quasi „ausgeschaltet“.
Die Wissenschaft ging bisher davon aus, dass der REM-Schlaf von nur einem Regelsystem im Gehirn gesteuert wird. Es war jedoch nicht klar, wie das konkret funktioniert. Die Frage lautete: Kommt es zu einer aktiven Hemmung oder nur zu einer verminderten Erregung von den Nervenzellen, welche die Muskulatur im Körper steuern?
Das Ziel der Forschungsgruppe um Patricia Brooks war es demnach herauszufinden, wie die Erschlaffung der Muskeln ausgelöst wird. Hierfür wurden schlafende Ratten mit unterschiedlichen Methoden untersucht. Das Forschungsergebnis war, dass die die zwei Hirnbotenstoffe GABA und Glycin gleichzeitig an ihre jeweiligen Erkennungsstellen andocken müssen. Erst dann wird die Muskelsteuerung blockiert und die Muskeln erschlaffen. Wenn einer der beiden Transmitter fehlt, oder der Rezeptoren defekt ist, bleiben die Muskeln auch während des Schlafes aktiv, was wiederum eine gesunde Regeneration behindert.
Der Zusammenhang von Gesundheit und Schlaf
Gesundheit und Schlaf bilden eine nicht zu trennende Einheit. Die Wechselwirkungen des Tag-und Nacht-Zyklus und die im menschlichen Körper ablaufendenden Prozesse sind unmittelbar miteinander verbunden. Es gibt kein Ying ohne Yang, keinen Tag ohne Nacht und keine Gesundheit ohne gesunden Schlaf.
Bildquelle: @fotolia
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