Volkskrankheit mit vielen Gesichtern: Eine Depression kann die Bewältigung des Alltags in gravierenden Fällen nahezu unmöglich machen und schränkt Personen in der schulischen bzw. beruflichen Leistungsfähigkeit ein. Werden keine Maßnahmen ergriffen, können die Auswirkungen einer Depression katastrophal sein.
- Europäischer Tag der Depressionen ruft zum offenen Diskurs auf
- Soziale Isolation gefährdet die psychische und physische Gesundheit
- Schlafstörung und Depression – was kommt zuerst?
Der heuer am 4. Oktober stattfindende Europäische Tag der Depression wurde ins Leben gerufen, um ohne jegliche Stigmatisierung auf diese psychische Erkrankung und ihre schwerwiegenden Risiken aufmerksam zu machen. Allein in Europa leiden geschätzt 40 Millionen Menschen an Depressionen. Die Tendenz hierbei ist steigend: Der wachsende Druck der Leistungsgesellschaft, deren negativer Stress sich bis ins Privatleben zieht und ständiges Online-Sein bringen Körper und Geist aus dem Gleichgewicht – unvorhergesehene Umstände wie die aktuelle COVID-19-Pandemie tun ihr Übriges dazu.
Einsamkeit ist ein Risikofaktor
Mit der Corona-Krise wurde einmal mehr deutlich, wie stark sich der Verlust vertrauter Umstände auf die psychische und physische Gesundheit auswirken kann. Viele Menschen, die depressive Zustände bis dato nur aus Erzählungen anderer kannten, machten nun ihre ersten eigenen Erfahrungen damit.
Neben Ängsten vor einer unsicheren Zukunft und finanziellen Nöten war es vor allem die Isolation, die vielen zu schaffen machte: Einsamkeit zählt ohnehin zu den größten Risikofaktoren einer depressiven Erkrankung – nun wurde sie in vielen Fällen nahezu unvermeidbar.
Menschen sind soziale Wesen. Wer regelmäßig an Gruppenaktivitäten teilnimmt oder in Vereinen aktiv ist, hat ein um 25 % geringeres Risiko, an Depressionen zu erkranken. Studien zufolge kann der Mangel sozialer Kontakte sich auch auf die körperliche Gesundheit negativ auswirken, dem Immunsystem schaden und langfristig sogar die Lebenserwartung verringern.
Selbst die introvertiertesten unter uns brauchen ein gewisses Maß an zwischenmenschlichem Kontakt, körperlicher Berührung und Austausch von Gedanken, um sich wohl zu fühlen.
Dieser Zusammenhang ließ sich angesichts der aktuellen Pandemiesituation z. B. in China beobachten, wo die Bewohner bestimmter Regionen über zwei Monate in Massenquarantäne verbracht hatten, ohne ihre Wohnungen zu verlassen. Die Auswirkungen waren nicht zu übersehen: Hilfs-Hotlines vermerkten einen deutlichen Zuwachs an Anrufern, die von Schlafproblemen, Angst- und Panikattacken geplagt wurden. Obwohl im deutschsprachigen Raum die Maßnahmen bislang nicht so streng waren wie in China, ging die auferlegte Einsamkeit auch hier nicht spurlos an den Menschen vorbei.
Schlaffördernde Tagesstruktur stärkt die Psyche
Was also tun, wenn soziale Isolation die Seele krank macht? Zunächst sollten wir uns immer wieder vor Augen halten, dass a) die aktuelle Situation vorübergehend ist und b) es völlig normal ist, sich schwer zu tun. Tägliche Handy-Erinnerungen dieser Art sind hilfreich, ebenso im Zuhause verteilte Post-Its, am Spiegel oder am Kühlschrank. Virtuelle Treffen oder Unternehmungen an der frischen Luft bringen viel Erleichterung. Psychotherapie ist natürlich auch in diesen Zeiten möglich und unter angepassten Umständen für jeden verfügbar, der sie braucht.
Auch wenn es sich oft nicht so anfühlen mag – eine Depression ist behandelbar. Selbst in langjährigen Fällen schwerer klinischer Depression können große Verbesserungen erzielt werden: etwa mit Therapie, Medikation, Anpassungen im Berufs- und Privatleben und einer guten Tagesstruktur. Dazu gehört u.a. regelmäßiger Schlaf – schließlich findet die psychische und mentale Regeneration zu 100 % im Schlaf statt. Für viele stellt jedoch genau dies eine schwierige Hürde dar: Depressionen gehen oft mit Grübeleien, Sorgen und Ängsten einher, die zum nächtlichen Wachliegen führen. Um diesem Teufelskreis zu entkommen, muss ein Tag nach dem anderen genommen werden. Die innere Anspannung kann tagsüber immer wieder abgebaut werden – mit Yoga, Gesprächen, Bewegung an der frischen Luft, etc. Aktivitäten dieser Art können gerne mit einer vertrauten Person eingeplant werden, um sich selbst dazu zu verpflichten.
Quelle Studie: https://www.ox.ac.uk/news/2020-06-05-neurobiology-social-distance-why-loneliness-may-be-biggest-threat-survival-and
Bildquelle: Pexels
Rutz meint
Vielen herzlichen Dank wertvolle Tipps
Mit freundlichen Grüssen Christian Rutz