Was stört einen gesunden Schlaf oder warum können so viele Leute nicht schlafen?
Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung kann ich sagen, dass Schlafstörungen meistens eine typische Folge der Lebensweise sind. Sie ist sozusagen die Antwort darauf, wie wir leben. Damit meine ich vor allem, wie wir den Tag verbringen. Jeder Stress verursacht eine Anspannung im Körper. Diese muskulären Verspannungen verringern unsere Energie und stören vor allem unsere emotionale Gesundheit. Der moderne Mensch lebt zudem aufgrund seiner sozialen Bindungen, seines Berufes und seiner Freizeitgestaltung mehr oder weniger laufend gegen die innere Uhr und die internen Rhythmen. Die Folge ist ein permanentes Schlafdefizit. Dies führt dazu, dass immer mehr Menschen das Gefühl haben, sich beim Schlafen nicht mehr richtig erholen zu können. Sie fühlen sich bereits am Morgen müde und erschöpft. Die Folge davon ist, dass man rasch überfordert, unkonzentriert, schlecht gelaunt oder gar depressiv ist. Dazu kommen die typischen ‚Schlafstörer‘ wie Lärm, Elektrosmog, Lichteinflüsse, Wohngifte, eine ungeeignete Schlafunterlage, zuviel Alkohol und/oder Nikotin, zu üppiges Essen am Abend, private und/oder berufliche Probleme.
Warum ist gutes und gesundes Schlafen so wichtig?
Das kann ich rasch auf einen Punkt bringen: nach über 35 Jahren Schlaf- und Gesundheitsforschung habe ich habe ich keinen Faktor gefunden, der einen größeren Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit hat, als der Schlaf. Eine laufende Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus beraubt den Körper zum Beispiel seiner Fähigkeit, sich gegen Tumorzellen zu wehren. Deshalb nimmt der Schlaf sowohl in der Diagnose als auch in der Therapie eine immer wichtigere Stellung ein. Gesunder und ausreichender Schlaf ist unter anderem die effektivste, kostengünstigste, nebenwirkungsfreiste und ökonomischste Form der Krankheitsvorbeugung.
Welches sind die neuesten Erkenntnisse der Schlafforschung?
Die Schlafforschung zählt zu eine den effektivsten Disziplinen mit laufend interessanten und verwertbaren Ergebnissen. Zum Beispiel läuft seit einigen Jahren an der medizinischen Universität Lübeck eine der großen, interdisziplinär angelegten Studien zum Thema Schlaf. Dabei geht es auch um die zentrale Frage, warum der Mensch überhaupt schläft. Bisher fand man heraus, dass während des Schlafs eine Art Gedächtnis gebildet wird. Das heißt, dass wir uns im Schlaf bezüglich sämtlicher Umweltreize laufend neu einstellen und konditionieren. Das ist insofern von Bedeutung, als dass sich auch das Immunsystem nach diesen Abläufen richtet. Der Organismus muss sich immer wieder neu immunisieren. Diese Erkenntnisse bestätigen auch meine These, dass es einen sehr engen Zusammenhang zwischen der Gesundheit des Menschen und seinem Schlaf gibt. So werden die Selbstheilungskräfte des Menschen vor allem im Schlaf aktiviert. Die Schlussfolgerung lautet: chronischer Schlafmangel beschleunigt das Auftreten von Gesundheitsstörungen und Krankheiten und behindert oft genug eine Heilung.
Heißt mehr zu schlafen denn auch besser zu schlafen?
Nein auf keinen Fall. Die Qualität steht eindeutig vor der Quantität. Japanische Wissenschaftler haben in einer Studie nachgewiesen, dass zuviel schlafen genauso schlecht ist, wie zu wenig schlafen.
Worauf führen Sie das Schlafdefizit in unserer Gesellschaft zurück?
Tatsächlich gibt es viele Einflussfaktoren, die den Schlaf stören können. Wir sprechen dabei von inneren Einflüssen wie Stress, Störung des Bio-Rhythmus, Schmerzen, Krankheiten etc. Zunehmend machen dem Zivilisationsmenschen aber auch die äußeren Einflüsse wie Lärm, Luftverschmutzung und Elektrosmog zu schaffen. Deshalb ist es wichtig, das Schlafumfeld zu optimieren – vom ganzheitlichen Schlafsystem bis hin zu einem ungestörten Raum- und Elektroklima. Elektrische und elektromagnetische Felder im Schlafbereich zählen heute zur häufigsten Ursache von funktionellen Schlafstörungen. Elektrosmog hemmt unter anderem die Ausschüttung des Hormons Melatonin, welches wir zum Ein- und Durchschlafen benötigen. Zudem ist Melatonin auch ein wichtiges Schutzhormon für die Zellen.
Was hindert uns am Schlafen?
Zu den Hauptursachen zählt sicherlich unser Leben gegen die innere Uhr. Der Biorhythmus von Tag und Nacht ist vielfach gestört, indem wir eben die Nacht zum Tag machen. Schlafdefizite hat es wohl immer wieder gegeben. Was sich aber geändert hat sind die Ursachen. Während der Urmensch durch Krankheit, Naturgeräusche oder Tiere im Schlaf gestört war, ist die häufigste Ursache heute emotionaler oder psychosozialer Stress. Der natürliche nRhythmus des Schlafes ist oftmals so durcheinander, sodass der gestresste Zivilisationsmensch am Abend zwar todmüde ist, aber nicht ein- oder/und durchschlafen kann.
Was kann man gegen Schlaflosigkeit tun? Gibt es einfach Tricks und Tipps, damit man besser schlafen kann ohne gleich zum Hausarzt zu gehen?
Wer seinen Schlaf verbessern will, der kann logischerweise selbst am meisten dazu beitragen. Der Paradigma-Wechsel ist unübersehbar. Bislang hat man die Verbesserung des Schlafes oder die Heilung seiner Krankheit ausschließlich an den Arzt delegiert. Das wird in Zukunft so gar nicht mehr möglich sein, weil das niemand mehr bezahlen kann. Ein Teilbild der künftigen Heilkunde wird ganz klar von der vermehrten Eigenverantwortlichkeit des Patienten eingenommen werden. Bei meinen Vorträgen und Seminaren erlebe ich immer wieder, dass viele Leute heute besser informiert sind als die, von denen man es erwarten müsste. Wenn ich einen Wegweiser zu den Grundlagen für besseren Schlaf beschriften müsste, würde ich Folgendes darauf schreiben: 1. Ganzheitliches Schlaf-Gesund-Konzept (orthopädische Schlafunterlage, Schutz vor Elektrosmog) 2. Innere Uhr berücksichtigen 3. Die wichtigsten Säulen der Gesundheit beachten (Ernährung, Atmung, Bewegung, Entspannung).4. Einschlaf-Rituale verwenden (positive Gedanken). 5. Harmonisch, leben. Die innere Harmonie ist das wichtigste für gesunden, erholsamen Schlaf!
Hans Zimmermann meint
Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. In meiner Stadt ist ein SAMINA Geschäft, das ich beizeiten aufsuchen werde… MfG Hans Zimmermann