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Die Zeit, die wir vor Computer- und TV-Bildschirmen mit LED Beleuchtung verbringen, wird immer mehr. Die „Light Emitting Diodes“ geben mehr blaues Licht ab – genau drauf reagieren unsere Augen besonders empfindlich. Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts, Stuttgart und Schlafforscher der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel bringen es im Fachjournal „Journal of Applied Physiology“ auf den Punkt: wer abends vor einem LED-Bildschirm sitzt, verzögert zwar seinen Schlaf-Wach-Rhythmus, ist allerdings geistig deutlich fitter. In ihrer Untersuchung war die Reaktionszeit aller teilnehmenden Personen, die vor Computer mit LED-Bildschirmen saßen, deutlich kürzer, die Teilnehmer schnitten in einem kognitiven Test klar besser ab und fühlten sich wacher.
LED-Frequenzen beeinflussen den Melatonin-Spiegel
Die Studie hat deutlich gemacht, dass das LED-Licht auch den Hormonspiegel und damit den Schlaf- Wach-Rhythmus des Menschen beeinflusst. Insbesondere der Level des Schlafhormons Melatonin wird von Licht mit einem hohen Blau-Anteil beeinflusst. Durch eine verzögerte Ausschüttung oder eine vorübergehende Blockade wird insbesondere am Abend die kognitive Leistungsfähigkeit stark verbessert.
Reaktionszeiten und Konzentration verbessen sich
Im Experiment hatten 19- bis 35-jährige männliche Testpersonen abends fünf Stunden vor den LED-Bildschirmen verbracht. Verglichen mit Testpersonen, die an Bildschirmen mit „althergebrachter“ Beleuchtung saßen, war die Reaktionszeit der ersten Gruppe um 20 Prozent schneller. Sowohl objektiv als auch subjektiv waren die Teilnehmer vor den LED-Bildschirmen wacher und zeigten in einem Lerntest bessere Resultate. Darüber hinaus war die Ausschüttung von Melatonin länger unterdrückt. Als Folge davon setzt die biologisch getaktete Müdigkeitsphase später ein und das Einschlafen wird erschwert. Detail am Rande: der Sehkomfort sowie die Bildschirmqualität wurden bei beiden Beleuchtungsarten gleich bewertet. Interessanterweise wurden die Bildschirme ohne LED eher heller eingestuft. Für Menschen, die lange am Bildschirm arbeiten müssen, könnten LEDs daher die Technik der Wahl sein. Wer jedoch abends früh ins Bett will und früh aufstehen muss, wird eher Probleme bekommen, gut einzuschlafen. Um den abendlichen Schlaf-Wach-Rhythmus nicht zu stören, wäre es sinnvoll, wenn die Wellenlängenprofile der Computerscreens individuell je nach Anforderung programmiert werden könnten.
Schlecht schlafen durch LED
Sie arbeiten hin und wieder bis spät in die Nachtstunden vor dem Computer oder schauen spät noch fern und schlafen anschließend schlecht? Gut möglich, dass das Licht des LED-Bildschirms daran schuld sein könnte. Die Konsequenzen können von schlechtem, gestörtem Schlaf bis hin zu spürbarer Tagesmüdigkeit und möglicherweise so langfristig zu gravierenden gesundheitlichen Beschwerden reichen. Das Schlafhormon Melatonin wird in der Zirbeldrüse (Epyphyse) produziert. Es steuert maßgeblich unsere innere Uhr und somit unseren Tag-Nacht Rhythmus. Melatonin benötigt absolute Dunkelheit – während der Nacht steigt die Ausschüttung des Hormons um das Zehnfache an.
Das bedeutet allerdings auch, dass, wenn es nachts hell ist, der Körper weniger Melatonin ausschüttet. Ein Thema, mit dem vor allem Schicht- und Nachtarbeiter zu kämpfen haben. Doch, nicht nur Schlafstörungen sind mögliche Folgen. Da Melatonin gleichzeitig auch eine Schutz- und Reparaturfunktion hat, können ernsthafte Krankheiten wie Krebs entstehen. Wird der Mangel an Melatonin chronisch, kann die gesamte chronobiologische Harmonie aus der Balance geraten. Der für den Menschen wichtige Wach-Schlaf-Traum-Rhythmus wird beeinträchtigt. Die Folge ist eine Schwächung des Immunsystem mit der Gefahr, dass die Abwehrkräfte des Körpers deutlich gemindert werden.
Blau-Licht beeinflusst Melatonin-Produktion am stärksten
Insbesondere der hohe Blaulichtanteil von PC Monitoren, Smartphones und TV Geräten erweist sich als belastend. Neurowissenschaftler des Jefferson Medial College gelang bereits 2001 der Beweis, dass der Melatonin Gehalt des Blutes am stärksten von der Licht-Wellenlänge von 446-477 nanoMeter beeinflusst wird. Exakt die Wellenlänge von weißem Licht mit hohen Blaulichtanteil.
Eine japanische Studie zeigt mögliche Folgen davon auf. In Japan sitzen besonders viele User bis spät nachts am Computer. Lt. der Studie gehen 53,7 Prozent von allen Surfern spät ins Bett, wovon 45,4 Prozent von ihnen unter einem Schlafdefizit, verzögerten Einschlafphasen sowie an Durchschlafstörungen leiden. Dies ist wieder ein Beweis mehr, dass der gesunde Schlaf neben der biologisch notwendigen „Hardware“, nämlich der richtigen Schlafunterlage (Bett) eben auch die „Software“ benötigt, also die Regeln der Schlafhygiene. Und dazu gehören eben auch Störeinflüsse von Licht, Lärm oder Elektrosmog. Mit dem Gratis-Tool „f.lux“ ist eine Lösung in Sicht.
Bildquelle: @Fotolia
Quelle: Journal of Applied Physiology, 2011; doi:10.1152/japplphysiol.00165.2011, Universität Basel, 25.03.2011 – NPO
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Simon Hinterthaler meint
Sehr interessant, ich werde es sofort beim PC installieren. Wie mache ich das aber bei meinem LCD TV Gerät? Danke für kurze Antwort. SH