Alle Menschen sollten ausreichend und regelmäßig schlafen, da der Körper die Ruhephasen für Regenerationsprozesse braucht. Für viele Menschen sind jedoch die durchschnittlich benötigten 7-8 Stunden Nachtschlaf aufgrund ihres Lebens- oder Arbeitsrhythmus kaum in den Tag-Nacht-Zyklus integrierbar. Und das sind oft die körperlich und/oder geistig sehr aktiven Menschen, denen einfach die Zeit zum Schlafen fehlt. Speziell gestresste und körperlich hart arbeitende Menschen benötigen ausreichend Ruhephasen, um zu regenerieren, den Hormonhaushalt im Gleichgewicht zu halten und so Stress-Langzeitfolgen zu vermeiden. Meist wird die Müdigkeit jedoch mit Energydrinks oder Kaffee bekämpft, was wiederum negative Folgen auf den Organismus hat.
Die Chronobiologie beschäftigt sich mit den zyklischen Veränderungen im menschlichen Körper. Noch vor einigen Jahren ging die Wissenschaft davon aus, dass die am frühen Nachmittag auftretende Müdigkeit eine Folge der Verdauungstätigkeit sei. Heute wissen Schlafforscher, dass diese Müdigkeit Bestandteil des angeborenen Biorhythmus ist. Der menschliche Körper verlangt am Mittag nach einer Ruhephase, d.h. die Tendenz, mittags zu schlafen, ist in jedem Menschen angelegt. Gerade die Personen, die in der Nacht zu wenig schlafen, können diese „angeborene“ Bedürfnis für die Gesunderhaltung nutzen. Der Zeitpunkt des „Mittagstiefs“ ist individuell und schwankt in Abhängigkeit vom Chronotypen (Eule oder Lerche). Jeder spürt selbst am Besten, wann es Zeit für eine Pause ist und sollte sie wenn möglich, dann auch machen.
Ein kurzer Schlaf um die Mittagszeit wirkt positiv auf die Stimmung und die Gesundheit aus. Die Konzentrationsfähigkeit steigt an und das Stresslevel sinkt, der Körper entspannt sich. Schlafforscher haben in verschiedenen Studien belegt, dass regelmäßiger Kurzschlaf das Risiko eines Herzinfarktes senkt, die Gedächtnisleistung stärkt und die Leistungsfähigkeit erhöht. Der Organismus wird widerstandsfähiger gegen Lärm und Stress und auch die Arbeitsproduktivität und die Kreativität lassen sich so nachweislich verbessern.
Der Schlafforscher und Chronobiologe Prof. Karl Hecht hat zwei Jahren lang eine Studie in einer Weberei durchgeführt. Die Mitarbeiter durften ihre Mittagspause um 15 Minuten verlängern und in dieser Zeit Mittagsschlaf halten. Dadurch ließ sich nachweislich die Produktivität steigern. Die Bediensteten wurden weniger krank und machten auch weniger Fehler. Das erstaunlichste war, dass sich auch die Qualität des Nachtschlafes verbesserte.
Wichtig ist, eine entspannte Körperhaltung einzunehmen, bewusst zu atmen und abzuschalten. Ein wiederkehrendes Ritual kann den Erholungseffekt steigern. Das Aufwachen nach dem Kurzschlaf sollte, genau wie nach dem Nachtschlaf, von positiven Gedanken begleitet sein. Aktuelle Untersuchungen stellten fest, dass 10 bis 30 Minuten Mittagsschlaf optimal sind. Ein längerer Schlaf wirkt sich eher negativ auf das Wohlbefinden aus. Wer nicht schlafen kann oder möchte, sollte sich eine entspannende „Auszeit“ gönnen.
Auch Sportler profitieren vom Mittagsschlaf, da er hilft das Stresshormon Cortisol abzubauen. Im Gegensatz zum anabolen (muskelaufbauendem) Hormon Testosteron, hat das Stresshormon Cortisol eine muskelabbauende Wirkung. Eine kurze Auszeit an Trainingstagen hilft demnach dabei, Muskeln wachsen zu lassen.
Die Rhythmik und Schlafdauer werden durch äußerst komplexe Wechselwirkungen zwischen genetischen und nicht-genetischen Faktoren bestimmt. Die Wahrnehmung des eigenen Ruhebedürfnisses wird dazu beitragen, den Schlafbedarf besser zu verstehen und dem Körper die benötigten Ruhephasen einzuräumen.
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