Rückenschmerzen sind eines der häufigsten Volksleiden in Deutschland. Aber wer denkt, dass davon nur Erwachsene betroffen sind, der irrt. Denn auch Kinder und Jugendliche leiden unter Rückenschmerzen. Oftmals führen Bewegungsmangel und Übergewicht zu Fehlhaltungen und zu einer unzureichend trainierten Rückenmuskulatur. Kommt es zu einer kurzfristigen Belastung, wie etwa dem Tragen einer schweren Schultasche, kann dies dazu führen, dass Rückenschmerzen ausgelöst werden.
Durch das Robert Koch Institut wird kontinuierlich der Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen von 0 bis 17 Jahren ermittelt. Die Analyse der Daten der bundesweiten Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ergibt, dass etwa mit dem Zeitpunkt der Einschulung Rückenschmerzen auftreten. Mit zunehmendem Alter werden diese häufiger. So gaben etwa 18 % der 11- bis 13-Jährigen und 44 % der 14- bis 17-Jährigen an, unter Rückenschmerzen zu leiden.
In den 1980er Jahren galten Rückenschmerzen bei Kindern als Symptom einer ernst zu nehmenden Krankheit. Doch was ist heutzutage die Ursache für die Häufigkeit der Rückenprobleme bei Kindern und Jugendlichen? Dieser Frage hat sich im Jahr 2010 das Forsa Institut im Auftrag der DAK angenommen. Bei der Auswertung der Umfrage konnte als Hauptgrund Bewegungsmangel festgestellt werden. Weitere Ursachen sind unter anderem häufiger Medienkonsum, wenig Anregung der Eltern zur motorischen Entwicklung sowie schlechter Sportunterricht an den Schulen.
Langes Sitzen anstelle von Bewegung
Am Institut für Sport und Sportwissenschaft wurde eine Erhebung zur motorischen Leistungsfähigkeit und körperlich-sportlichen Aktivität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland durchgeführt. Die Auswertung des Bewegungstagebuchs von 1000 Grundschulkindern ergab, dass die Kinder den Großteil des Tages im Sitzen verbringen. Ganze neun Stunden sind es, die die Kinder täglich sitzen. Weitere neun Stunden werden im Liegen und fünf Stunden im Stehen verbracht. Für die Bewegung bleibt gerade einmal eine Stunde übrig.
Die passive Sitzhaltung, vormittags in der Schule, nachmittags und abends bei den Hausaufgaben und vor dem Fernseher oder der Spielkonsole sowie ungeeignete Sitzmöbel und Arbeitstische stellen eine besondere Herausforderung für die Wirbelsäule dar. Das lange Sitzen in der Schule und in der Freizeit sowie die zusätzliche Belastung des Rückens durch beispielsweise schwere Schultaschen führen in Folge zu Nackenverspannungen und Rückenschmerzen.
Weitere Ursachen für Bewegungsmangel
Während es früher selbstverständlich war, dass man den Schulweg zu Fuß bewältigt, ist es heute gang und gäbe, dass die Kinder größtenteils zur Schule chauffiert werden. Ein weiterer Grund für den Bewegungsmangel der Kinder und Jugendlichen stellen die elektronischen Medien dar. Fernseher, Computer, Spielekonsole und Smartphone nehmen bei Kindern und Jugendlichen einen hohen Stellenwert ein. Während bei Kindern größtenteils noch die Eltern die Kontrolle über die Verweildauer vor den Bildschirmmedien haben, entscheiden Jugendliche zumeist selbst darüber wann und wie lange sie die Medien nutzen. Hinzukommt, dass mit Beginn der Pubertät der kindliche Bewegungsdrang nachlässt. Laut der Studie der KiGGS verbringt die Mehrzahl der 11- bis 17-Jährigen über zwei Stunden täglich mit dem Konsum elektronischer Medien.
Bewegung als Vorbeugung gegen Rückenschmerzen
Mittlerweise gibt es immer mehr Präventionsprogramme für Kinder. In Deutschland fördert die DAK gemeinsam mit der Cleven Stiftung die Gesundheit von Grundschülern durch die Präventionsinitiative fit4future. Bei dieser Initiative steht die Gesundheit der Kinder im Vordergrund. Dabei spielen die Module Bewegung, Ernährung sowie Brainfitness eine wesentliche Rolle. Aber auch an Österreichischen und Schweizer Schulen wird sich des orthopädischen Problems der Kinder angenommen. Durch das Projekt „Bewegte Schule“ und „Schule bewegt“ soll der Unterricht aufgelockert und ein bewegtes Lernen ermöglicht werden.
Aber nicht nur die Kindergärten und Schulen sind gefordert, wenn es um das Thema Bewegung zur Prävention von Rückenschmerzen geht. Gerade die Eltern spielen bei der Vorbildwirkung eine wichtige Rolle. Wenn die Eltern sich selber viel bewegen und Sport ausüben, können die Kinder am besten zur Bewegung animiert werden. Für einen gesunden Rücken eignen sich Ausdauersportarten wie beispielsweise Schwimmen, Inlineskaten und Fußball. Aber auch Klettern und gezielte Körperübungen tragen zur Stärkung des Kinderrückens bei. Dabei können nicht nur Verspannungen und Rückenschmerzen vorgebeugt werden. Durch eine ausgeglichene Körperhaltung lassen sich auch Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden, Gewichtsprobleme und Konzentrationsstörungen vermeiden.
Quellen:
Robert Koch Institut – Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 53 (https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/rueckenschmerzen.pdf?__blob=publicationFile)
Welt.de – Kinder haben immer häufiger Rückenschmerzen (https://www.welt.de/gesundheit/article8265064/Kinder-haben-immer-haeufiger-Rueckenschmerzen.html)
Fit4future (https://www.dak.de/dak/leistungen/fit4future-1783066.html)
Bewegte Schule (http://bewegteschule.at/)
Schule bewegt (https://www.schulebewegt.ch/)
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