In den letzten 50 Jahren hat die durchschnittliche Schlafdauer in der westlichen Welt massiv abgenommen. Nun wollen Forscher festgestellt haben, dass Schlafmangel auch die visuelle Wahrnehmung beeinflusst – und das schon nach einer Nacht.
In wissenschaftlichen Kreisen ist chronischer Schlafmangel schon seit geraumer Zeit als Gesundheitsrisiko anerkannt. In den letzten Jahren häufen sich zudem die Hinweise darauf, dass selbst ein akutes Schlafdefizit die Gesundheit und Leistungsfähigkeit verschlechtert. Speziell im Forschungsbereich der visuellen Wahrnehmung setzen sich mehrere Studien mit den potenziellen Auswirkungen des Schlafmangels auseinander. So seien zum Beispiel das Erkennen von Gesichtsausdrücken und die räumliche Wahrnehmung bereits nach kurzfristigem Schlafentzug beeinträchtigt. Bislang unerforscht blieb aber die Frage, ob dabei auch das emotionale Erleben von optischen Reizen beeinflusst wird, bzw. ob also das ästhetische Empfinden schon bei vorübergehendem Schlafmangel anders ausfällt. Ein solcher Zusammenhang könnte in weiterer Folge darauf schließen lassen, dass zu wenig Schlaf wortwörtlich verzerrt, wie wir die Welt um uns herum sehen.
Schlafentzug verändert das visuelle Empfinden
Diesem Thema widmete sich nun eine Kooperation von Forschern der schwedischen Uppsala Universität und der Flinders University in Südaustralien. Als bislang erste Studie ihrer Art war es ihr Ziel zu untersuchen, ob bereits eine schlaflose Nacht das visuelle Empfinden negativ beeinflusst.
Das Setting der Studie
Zum Zweck dieser zweitägigen Studie wurden elf junge, gesunde Männer zwei verschiedenen Testbedingungen zugeteilt: Die einen durften in der Nacht zwischen 23:00 und 7:00 wie gewohnt schlummern, während die anderen im Labor wachgehalten wurden. Jeweils am Abend vor dieser Nacht und direkt am Morgen danach wurde die Wahrnehmung beider Testgruppen gemessen. Dazu wurden die Teilnehmer in einem dunklen Raum vor einem Computerbildschirm platziert. 32 Fotos sahen sie sich darauf nacheinander an – 16 Landschaftsbilder und 16 Nahaufnahmen von Motiven aus der Natur. Die Aufgabe der Probanden bestand darin, die dargestellten verschwommenen Bilder digital zu manipulieren, bis sie ihnen natürlich erschienen. Außerdem sollten sie die Bilder danach bewerten, wie angenehm sie diese empfanden.
Das Ergebnis der Studie
Das Resultat: Die Erstmessung am Vorabend zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen den zwei Testgruppen. Die zweite Messung am Morgen danach jedoch ließ feststellen, dass die Landschaftsbilder nach einer schlaflosen Nacht als weniger angenehm empfunden wurden. Je verschwommener die Abbildung, umso „natürlicher“ fanden die übernächtigten Testteilnehmer sie.
Da die Schlafsituation in Bezug auf die 16 Nahaufnahmen jedoch keine Auswirkung hatte, lassen sich die Ergebnisse nicht mit einer vermeintlichen Ermüdung der Augenmuskulatur erklären. Nicht die bloße Muskelschlaffheit liefert die Unterschiede in der Wahrnehmung – vielmehr entstehen diese wohl in der Verarbeitung komplexer Inhalte. Außerdem scheint ein durch Schlafmangel getrübter Gemütszustand die ästhetische Beurteilung zu verzerren.
Weniger Freude durch Schlafmangel
Wahrnehmungsforscherin Dr. Karin Nordström dazu: „Zahlreiche Studien haben belegt, dass Naturbilder für gewöhnlich überwiegend positive Emotionen auslösen. Demnach könnte ein verringertes Freudeempfinden in der visuellen Wahrnehmung eine Rolle spielen, wenn es um den Zusammenhang zwischen langfristigem Schlafdefizit und lustlosen Gemütszuständen geht. Ein klassisches Beispiel für solche Zustände wäre die Depression.“ Aus diesen Ergebnissen ließe sich also ableiten, dass andauernder Schlafmangel depressive Verstimmungen auch deswegen begünstige, weil die visuelle Umgebung weniger Freude verspüren lässt.
Eine Vertiefung der klein angelegten Pilotstudie ist geplant. Dazu solle eine größere Testgruppe gewählt werden, diesmal auch mit Teilnehmern weiblichen Geschlechts und aus verschiedenen Altersgruppen.
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Bildquelle: deathtothestockphoto
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