Rauchen stellt ein enormes gesundheitliches Risiko dar. Trotzdem tun es 38 Prozent der Österreicher gelegentlich und 28 Prozent täglich, wobei Männer geringfügig häufiger rauchen, als Frauen.
Verantwortlich für den Nikotinkonsum ist sicherlich das kurzzeitige Hochgefühl, welches das Rauchen auslöst und ohne das viele Menschen nicht mehr leben können und wollen. Ausgelöst wird das Gefühl durch das Nervengift Nikotin, dessen Wirkungsweise sich nach der Situation richtet, in der sich der jeweilige Raucher befindet. Es kann beruhigend und entspannend wirken, gleichzeitig jedoch auch aufmuntern und die Leistungsfähigkeit erhöhen. In seiner natürlichen Form ist es in der Tabakpflanze enthalten und dient ihr als Insektenabwehr.
In einer Zigarette stecken bis zu 13 mg Nikotin. Beim Rauchen werden vom Organismus zwischen ein und zwei Milligramm pro Zigarette aufgenommen.
Wirkung von Nikotin auf den Körper
Über den Rauch gelangt das Nikotin ins Blut, überwindet die Blut-Hirn-Schranke und erreicht nach wenigen Sekunden das menschliche Gehirn. Dort bindet es sich mit Sinneszellen, den sogenannten Acetylcholin-Rezeptoren, die für bestimmte biochemische Signalprozesse verantwortlich sind und löst dadurch unterschiedliche Prozesse im Körper aus.
Ein Dopamin-Anstieg führt zu einem Wohlgefühl im Organismus, da sich das Nikotin auf das sogenannten „Belohnungszentrum“ im Gehirn auswirkt. Über kurz oder lang kommt es dadurch zur körperlichen und geistigen Nikotin-Abhängigkeit. Darüber hinaus werden durch das Nervengift auch die Hirnareale angeregt, die für die Aufmerksamkeit zuständig sind. Der Raucher fühlt sich konzentrierter und wacher. Beim Rauchen entsteht zusätzlich Nikotinsäure, die gefäßerweiternd und damit geistig anregend wirkt. Nikotin lässt die Atemfrequenz ansteigen, gleichzeitig nimmt die Schmerzempfindlichkeit zu. Nikotin fördert auch die Entstehung von Thrombosen, da die Blutgerinnungsneigung zunimmt.
Durch Tabakkonsum kommt es weiterhin zur Aktivierung des parasympathischen und sympathischen Nervensystems. Das verursacht die Freisetzung von Adrenalin und damit eine Erhöhung der Herzfrequenz. Nikotin wirkt appetitzügelnd und kann sogar Übelkeit auslösen. Auch der Energieumsatz steigt an und die zugeführten Nahrungsmittel werden schneller verstoffwechselt. Die Anregung des Parasympathikus hat zur Folge, dass die Verdauung angeregt wird, da die Magensaftproduktion ansteigt und die Darmtätigkeit zunimmt.
Nikotinkonsum führt zu einer vermehrten Ausschüttung von Vasopressin; ein Hormon aus dem Hypothalamus, welches die unterschiedlichsten Aufgaben im Körper übernimmt. Der Blutdruck steigt an, da die Blutgefäße sich verengen. Ein Anstieg des Hormons hat außerdem zur Folge, dass die Harnproduktion vermindert wird.
Wirkungen von Nikotin auf den Schlaf
Nikotin wirkt sehr stimulierend und löst die unterschiedlichsten Reaktionen aus. Der Körper befindet sich in einer Art Alarmbereitschaft, was gleichzeitig das Einschlafen erschwert. Statistisch gesehen sind rauchende Personen auch häufiger vom Schnarchen betroffen als nicht rauchende.
Ein Forscherteam der John Hopkins Universität in Baltimore fand heraus, dass Nikotinabhängige insgesamt einen leichteren Schlaf und damit eine schlechtere Schlafqualität haben. Es wird vermutet, dass sie nachts unter Entzugserscheinungen leiden, die den Schlaf stören können. Wird die nächste Zigarette angezündet, gerät der Organismus erneut in einen Stresszustand. Daraus kann sich ein Zustand der dauerhaften, inneren Unruhe entwickeln. Nikotin hilft nicht Stress abzubauen, sondern baut zusätzlich Stress auf.
Tabaksucht
Das im Körper aufgenommene Nikotin verbleibt etwa zwei Stunden hier, oxidiert zu Cotinin, wird danach über die Leber abgebaut und über den Harn ausgeschieden. Schon während dieser Abbau-Phase verlangen die Rezeptoren im Gehirn erneut nach Nikotin und das Bedürfnis, die nächste Zigarette zu rauchen, entsteht. Wird diesem Verlangen nicht nachgegeben, können bereits nach kurzer Zeit die ersten Entzugserscheinungen, wie Konzentrationsschwierigkeiten, innere Unruhe, Aggressivität usw. auftreten. Mit steigendem Nikotinkonsum verringert sich die Wirkung des Nervengifts. Die Folge ist, dass immer häufiger zur Zigarette gegriffen werden muss, um eine ähnliche Wirkungsweise zu erzielen,- ein Teufelskreis entsteht. Denn regelmäßiges Rauchen beeinflusst die Lebensqualität negativ und kann letztendlich vielerlei Erkrankungen zur Folge haben. Über die Hälfte aller Raucher stirbt vorzeitig an den negativen Folgen des Tabakkonsums.
Gemäß der ICD-10 Klassifikation (International Classification of Diseases and Related Health Problems) der WHO müssen mindestens drei der folgenden sechs Punkte zutreffen:
- Zwang/Wunsch zum Nikotinkonsum
- keine oder eingeschränkte Kontrolle über den Konsum
- auftretende Entzugserscheinungen bei fehlendem Konsum
- Anstieg der Zigarettenmenge pro Tag, um die Toleranzentwicklung auszugleichen
- Folgeschäden sind bereits vorhanden und Konsum wird fortgesetzt
- für die Sucht werden andere Aktivitäten vernachlässigt
Bildquelle: Pexels
Textquellen:
American College of Chest Physicians (ACCP). CHEST: Power Spectral Analysis of Electroencephalographic Activity during Sleep in Cigarette Smokers; Lin Zhang, MD, PhD, Jonathan Samet, MD et al.
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