Zu einem überraschenden Ergebnis kamen Schlafforscher an der amerikanischen Universität von Stanford. Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Personen mit großem Schlafdefizit im Alter besonders anfällig für Diabetes, Fettleibigkeit und Hirnschäden sein können.
Prof. Dr. med. William Dement, Schlafforscher an der Stanford-Universität, hat eine einfache Erklärung: „Wenn das Gehirn nachts nicht genug Ruhe gehabt hat, versucht es, am Tag zu schlafen. Wer dieser Tatsache nicht Rechnung trägt, wird das Gehirn auf Dauer schädigen.“ Seine Schlussfolgerung: „Schlafentzug macht dumm.“
Bereits nach zwei Stunden zu wenig Schlaf gäbe es kleine Beeinträchtigungen des menschlichen Verhaltens, bestätigt auch Dr. Thomas Rotth von der schlafmedizinischen Abteilung am Henry-Ford-Hospital. Bei einem Schlafmangel von zehn Stunden sei es beispielsweise unverantwortlich, einen Bus zu fahren. Dies entspräche einer mittleren Alkoholisierung von 0,5 bis 1,0 Promille! Der Mediziner empfiehlt etwa sieben bis neun Stunden Schlaf pro Tag für Erwachsene. Kinder benötigten sogar zehn bis elf Stunden.
Besonders gefährlich ist die Kombination von negativem Stress und zu wenig Schlaf. Dass Stress die Leistungsfähigkeit deutlich mindern kann ist nicht neu. Jeder kennt das – vor Aufregung ein Black-Out, alles vergessen, was sorgsam einstudiert war? Eine Schweizer Studie bestätigt, dass Aufregung und Stress offenbar tatsächlich die Erinnerung beeinträchtigen. Ein Stresshormon wirkt dabei nicht, wie bisher angenommen, auf das Abspeichern der Informationen, sondern auf deren Verfügbarkeit.
Das Gedächtnis arbeitet in drei Phasen: Auf den Erwerb von Informationen folgt die Phase des Verdichtens und Speicherns, bevor die Information wieder abgerufen werden kann. Frühere Studien hatten gezeigt, dass das Hormon Cortisol, von den Nebennieren-Drüsen bei Stress ausgeschüttet, schlechtere Gedächtnisleistungen bewirken kann. Allerdings vermutete man bisher, dass es das Abspeichern behindert. Das Forscherteam um den Mediziner Dominique de Quervain an der Universität Zürich wies jetzt nach, dass das Hormon an anderer Stelle wirkt.
36 Testpersonen wurden gebeten, sich 60 Verben zu merken und möglichst viele davon direkt danach sowie 24 Stunden später wiederzugeben. Dazu bekamen sie eine Cortison-Tablette – im Körper rasch zu Cortisol umgebaut – entweder eine Stunde vor dem Lernen der Verben oder direkt im Anschluss. Beides hatte keinen Einfluss auf ihre Gedächtnisleistung. Deutlich messbar war hingegen die Cortison-Gabe eine Stunde vor dem Abrufen der Erinnerung: Die Ergebnisse fielen von durchschnittlich 17 erinnerten Verben auf durchschnittlich 11 – das Gedächtnis funktionierte „unter Stress“ um rund ein Drittel schlechter.
De Quervain will nun untersuchen, welche möglichen Schäden das Gedächtnis durch Dauereinwirkung von Cortisol haben kann, wie es etwa bei chronischer Depression vorkommt.
Schlaf hilft die Defizite auszugleichen. Schon kurze Erholungsphasen können das Stressniveau deutlich absenken. Die Gedächtnisleistung nimmt wieder messbar zu.
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