Die These 20 lautet: „Die Zeitumstellung wird abgeschafft – die Chronobiologie setzt sich durch und Menschen schlafen und arbeiten entsprechend ihrem Chrono-Typen“
Martin Böckle: Zahlreiche Menschen leiden unter der Zeitumstellung jeweils im März und Oktober. Warum ist dies für viele ein Problem?
Prof. Amann-Jennson: Zuerst eine kleine Korrektur – Gott sei Dank können wir die Zeit nicht umstellen. Wir stellen nur die Uhren um. Das geht in der Zwischenzeit ganz schnell und einfach. Allerdings nicht für unseren Körper. Gerade wurde der Nobelpreis in Medizin für die Erforschung der „inneren Uhr“ verliehen. Mit der Uhrenumstellung verändert sich der wichtigste äußere Taktgeber für unsere „innere Uhr“, nämlich das Licht. Im Frühjahr stellen wir die Uhr eine Stunde vor, dann ist es am Morgen länger dunkel und am Abend länger hell. Im Oktober geht es wieder zurück, dann ist es umgekehrt. Das bringt unsere „innere Uhr“ durcheinander, es entsteht ein Mini-Jetlag mit all seinen negativen körperlichen und psychischen Nebenwirkungen.
Martin Böckle: Nun sagen Sie, dass unsere „innere Uhr“ sowieso schon durcheinander ist und die Zeitumstellung verschlimmert dies noch weiter. Klären Sie uns bitte auf.
Prof. Amann-Jennson: Die Chronobiologie, also jene Wissenschaftler, die sich mit der „inneren Uhr“ beschäftigen, schlagen schon viele Jahre Alarm. Denn unsere „innere Uhr“ richtet sich nach dem Tag-Nacht-Rhythmus der Erde. Und interessanterweise hat unsere „innere Uhr“ den Drang nach einem 25-Stunden-Tag. Deshalb ist es wichtig, dass sich unsere „innere, biologische Uhr“ an den vorgegebenen 24-Stunden-Rhythmus der Umwelt anpasst. Das ist unsere „soziale, gesellschaftliche Uhr“. Der wichtigste Takt- und Zeitgeber dafür ist das Tages- und Sonnenlicht. Wenn man nun im Frühjahr und Herbst die äußeren Uhren willkürlich umstellt, dann kommt die „innere Uhr“ bei Mensch und Tier durcheinander. Forscher haben zudem herausgefunden, dass die „innere Uhr“ im Vergleich zu unseren Vorfahren stark nachhinkt. Dies liegt daran, dass wir am Tag zu wenig Licht bekommen und Abend zu viel künstliches Licht haben. Deshalb gehen wir auch immer später ins Bett, am Morgen klingelt der Wecker viel zu früh und das Schlafdefizit ist perfekt. Insbesondere die künstliche Sommerzeit verstärkt diesen Effekt, verschlimmert also die Situation.
Martin Böckle: Also läuft durch die Umstellung die innere Uhr nicht mehr richtig.
Prof. Amann-Jennson: Ja, genau. Es ist wichtig zu verstehen, dass unsere Organe, unser Geist samt Seele in einem genau festgelegten Zeitplan takten. Dabei geht es um Tages-, Wochen-, Monats- und Jahreszyklen. Diese Rhythmen haben einen Einfluss auf den Schlaf- und Wachzustand, die Hormonproduktion, Gehirnaktivität, Körpertemperatur und Verdauung. Wie erwähnt, der wichtigste Taktgeber ist das Tages- und Sonnenlicht. Besonders wichtig ist dabei die Dämmerung, also der Wechsel von Tag und Nacht, von Hell und Dunkel. Und dieser Wechsel von Hell und Dunkel verändert sich mit der Uhrenumstellung zeitlich. Jetzt ist es im Frühjahr plötzlich am Morgen wieder länger dunkel und am Abend länger hell. Die innere Uhr und die äußeren Zeitgeber Tages- und Sonnenlicht sowie Dunkelheit sind nicht mehr synchron.
Martin Böckle: Was sind die häufigsten gesundheitlichen Probleme mit der Uhrenumstellung?
Prof. Amann-Jennson: Die Chronobiologen haben in Studien folgendes herausgefunden: je größer der Unterschied zwischen unserer „inneren Uhr“ und den sogenannten „sozialen Uhren“ ist, desto größer das Problem für Körper und Psyche. Besonders betroffen sind Menschen, die sowieso schon Schlafstörungen haben, aber auch Kinder, ältere und kranke Menschen. Dies können vorübergehende Störungen sein, aber viele Menschen sind während der ganzen Sommerzeit mit Chrono-medizinischen Problemen konfrontiert. Angefangen von Schlafstörungen, Herz-Kreislaufproblemen, Blutdruckstörungen, Verdauungsstörungen, Müdigkeit, Unwohlsein, depressiven Verstimmungen, Leistungsprobleme u.v.a.
Martin Böckle: Aber da gibt es eine Studie aus England, die drastische Gesundheitsrisiken durch die Zeitumstellung herausfand.
Prof. Amann-Jennson: Die Veränderung der biologischen Prozesse in uns Menschen können natürlich auch weitreichende Folgen haben. Dies zeigt ein Artikel aus dem „New England Journal of Medicine“, wo die Autoren einen signifikanten Anstieg von Herzinfarkten während der Sommerzeit sehen. Die Forscher konnten nachweisen, dass z.B. die Häufigkeit von akuten Herzinfarkten in den ersten drei Wochen nach der Uhren-Umstellung auf die Sommerzeit signifikant erhöht war. Zum selben Ergebnis kommt auch eine Langzeitanalyse der DAK-Krankenkasse.
Martin Böckle: Und wenn die Uhren Ende Oktober wieder auf Normalzeit gestellt werden bessern sich diese Beschwerden bzw. nimmt dann das Risiko wieder ab?
Prof. Amann-Jennson: Die Untersuchungen zeigen jedenfalls in diese Richtung. Was irgendwie auch logisch ist. Die Erfahrung macht ja jeder – die Probleme – und wenn sie nur vorübergehend sind – sind im Frühjahr viel heftiger als im Herbst. Die Umstellung auf Normalzeit ist viel unproblematischer, denn wir gewinnen ja wieder eine Stunde Schlaf dazu. Und bei dauergestörten Patienten verschwinden viele Störungen sehr rasch nach der Umstellung auf Normalzeit. Und man darf ja nicht vergessen, es sind vor allem jene Uhrengene betroffen, die für den Abbau von Entzündungen und für die Stärkung des Immunsystems zuständig sind.
Martin Böckle: Könnte man diese Probleme lösen, wenn wir die Sommerzeit beibehalten?
Prof. Amann-Jennson: Das wäre eine ganz schlechte Vorgangsweise. Dann würden wir ja das Hauptproblem um weitere 5 Monate verlängern. Wir müssten dann praktisch das ganze Jahr eine Stunde früher aufstehen. Zudem gilt es zu bedenken, dass unsere „innere Uhr“ im Winter generell später ist als im Sommer. Dann hätten wir insgesamt noch weniger Schlaf.
Martin Böckle: Nun glauben viele noch daran, dass die Sommerzeit uns auch Vorteile bringt, z.B. schöne lange Abende. Was meinen Sie dazu?
Prof. Amann-Jennson: Richtig ist, dass die Tageslichtphase im Sommer zeitlich gesehen günstiger liegt. Normalerweise geht im Hochsommer die Sonne um etwa 3:30 Uhr auf. Mit der künstlichen Sommerzeit ist dies erst eine Stunde später der Fall, also um 4:30 Uhr. Dies bedeutet, wenn jemand um diese Zeit aufsteht, dann steht er eigentlich mit der Sonne auf. Das ist eben unnatürlich und bringt die „innere Uhr“ durcheinander. Gegen Abend verschiebt sich auch der Sonnenuntergang von circa 21:00 Uhr um eine Stunde auf 22:00 Uhr. Wir sehen also, die willkürliche Uhrenumstellung verschiebt den Natur-Rhythmus – denn unsere Sonne geht weder früher auf, noch später unter. Wir haben nur die Zeit manipuliert. Also wird der Abend nicht wirklich um eine Stunde länger. Die Chronotypen „Lerchen“ gehen normalerweise früher ins Bett als die „Eulen“, da kann also noch die Sonne scheinen, was total unnatürlich ist.
Martin Böckle: Dann bleibt als Argument für die Sommerzeit eigentlich nur noch, dass wir dadurch Energie sparen. Dies war ja der Urgedanke der Sommerzeit.
Prof. Amann-Jennson: Da gibt es eine vergleichende US-Studie, diese konnte keinerlei Spareffekt nachweisen. Dabei wurde im Jahre 2008 ein Vergleich des Stromverbrauchs von knapp 230.000 Haushalten im Bundesstaat Indiana durchgeführt. Dort wurde die Sommerzeit erst 2006 eingeführt. Das Resultat dieses Vergleichs ist schnell auf den Punkt gebracht: der Stromverbrauch war in den Jahren nach der Einführung der künstlichen Sommerzeit sogar um 1 Prozent angestiegen! Im Frühjahr konnte in der Anfangsphase der Sommerzeit ein wenig Energie eingespart werden. Doch im Spätsommer und Herbst nahm der Stromverbrauch deutlich zu. Auch der Heizbedarf in den frühen Morgenstunden stieg an – man stand ja eine Stunde früher auf. Auch eine längere Nutzung von Klimaanlagen konnte festgestellt werden – speziell an heißen Tagen – man ging ja eine Stunde später ins Bett. Die Gesamtkosten der Stromrechnungen stiegen für alle Haushalte im Bundesstatt Indiana um 8,6 Millionen Dollar. Auch der Treibstoffverbrauch stieg an. Die Autoren der Studie fanden sogar heraus, dass die Sommerzeit so noch zusätzliche Umweltschäden von 2-5 Millionen Dollar verursachten.
Martin Böckle: Also gibt es viel mehr Gründe, die Sommerzeit abzuschaffen als sie aufrecht zu erhalten. Warum wird sie zumindest in Europa nicht abgeschafft?
Prof. Amann-Jennson: Eine experimentelle Studie der Ludwig Maximilian Universität hat das Schlafverhalten von 50 Personen acht Wochen rund um die Uhrenumstellungen im Frühjahr und Herbst untersucht. Prof. Roenneberg – ein Chronobiologe – ist davon überzeugt, dass der Mensch sich nicht an diese Zeitumstellungen gewöhnen kann. Er befürchtet sogar, dass dies längerfristig größere gesundheitliche Auswirkungen hat, als man dies bisher angenommen hat. Deshalb sehen auch immer mehr Politiker die Problematik der Sommerzeit und dass diese eigentlich nur Nachteile hat, vor allem gesundheitliche. Da hat es in den letzten Jahren schon einige politische Anfragen und Versuche zur Abschaffung gegeben. Speziell in Deutschland. Neuerdings reden sich die Politiker auf die EU aus – man halte so lange an der Sommerzeit fest, solange die EU daran festhalte.
Martin Böckle: Und Sie glauben, dass die Zeitumstellung abgeschafft wird und man künftig viel sorgsamer mit der „inneren Uhr“ umgehen wird. Vor allem aus gesundheitlichen und schlafbiologischen Gründen.
Prof. Amann-Jennson: Der Nobelpreis für die Erforschung der inneren Uhren hat die Diskussion wieder neu entfacht. Die Forschungsergebnisse zeigen ja, dass unsere „innere Uhr“ genetisch bedingt ist und wir uns gar nicht an eine Umstellung gewöhnen können. Zudem gewinnt die Chronobiologie auch in der Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung. Gerade was die Berufsauswahl und den Einsatz für Schichtarbeit anbelangt. Es wäre ja chronobiologisch vollkommen verkehrt, wenn Morgentypen, die also früh ins Bett gehen und früh aufstehen, für Nachtschichten eingesetzt würden.
Martin Böckle: Was haben Sie für einen Tipp, dass die „innere Uhr“ halbwegs im Takt bleibt bzw. was ist zu tun, wenn diese aus dem Takt gerät?
Prof. Amann-Jennson: Da gibt es viele Regeln, angefangen von regelmäßiger Schlafens- und Bettzeit, aber auch regelmäßige Mahlzeiten, sorgsamer Umgang mit künstlichem Blaulicht von Smartphone, PC und Flachbildschirmen. Wir sehen, dass SAMINA-Kunden generell weniger Probleme haben. Das ganzheitliche Konzept, die Körpererdung, die Stabilisierung der Magnetfelder helfen, dass der Körper damit besser umgehen kann. Und der regelmäßige Einsatz unserer Neuentwicklung SAMINA Soundlife Sleep System – MusikMedizin im Schlaf. Hier haben Studien bewiesen, dass wir so die inneren Uhren wieder synchronisieren können. Dadurch schlafen wir besser und die Uhrengene werden zur richtigen Zeit ein- und ausgeschaltet.
Martin Böckle: SAMINA ist immer am Puls der Zeit. Probleme erkennen, analysieren und Lösungen entwickeln. Dies hat SAMINA zur Nr. 1 für gesunden, Bioenergetischen Schlaf gemacht. Wir empfehlen eine persönliche Beratung in den SAMINA-Shops und bei den zahlreichen SAMINA-Partnern im deutschsprachigen Raum.
Danke für das Interview!
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