Wie bereits beschrieben, ist Glycin ist eine nicht essenzielle Aminosäure. Sie kann also aus Nährstoffen und anderen Aminosäuren, vom menschlichen Körper selbst synthetisiert werden und muss „im Prinzip“ nicht über die Nahrung zugeführt werden.
Anwendung bei Arthrose
Bei von Arthrose betroffenen Personen konnte festgestellt werden, dass häufig eine Störung des Glycin-Stoffwechsel vorliegt und damit ein Mangel an Glycin. Eine Zufuhr der Aminosäure kann demnach dazu beitragen den Krankheitsverlauf der Arthrose zu verbessern und Schmerzen zu lindern oder sogar komplett zu beseitigen. Glycin unterstützt dabei effektiv den Aufbau der Gelenkknorpel. Dies wurde im Jahr 2007 von einem wissenschaftlichen Team an der Universität von Granada (Spanien) nachgewiesen. Mittels einer Studie wurden 600 Arthrose-Patienten, unterschiedlichen Alters, über einen längeren Zeitraum wissenschaftlich begleitet. Einem Teil der Gruppe wurde Glycin als Nahrungsergänzung verabreicht. Nach einigen Monaten benötigten die Probanden über 50 % weniger Schmerzmittel. Nach einem Jahr war ein Teil der Patienten sogar komplett von ihren Schmerzen befreit. Bei jener Gruppe, die ein Placebo erhalten haben, konnte keine Verbesserung des Zustandes festgestellt werden.
Anwendung zur Stärkung des Immunsystems
Auch zur Stärkung des Immunsystems kann Glycin eingesetzt werden, denn es ist an der Bildung von Antikörpern beteiligt. Gemeinsam mit Glutaminsäure und Cystein bildet es außerdem einen Radikalfänger (Antioxidans).
Anwendung bei Diabetes
Glycin hat nachweislich positive Einflüsse auf den Blutzuckerspiegel. In der neuen Diabetesforschung konzentrieren sich auch Wissenschaftler auf diese Aminosäure. Bei der Zufuhr von Glycin ist unter anderem die Gefahr für nächtliche Unterzuckerungen nachweislich deutlich niedriger. Eine Supplementierung für Patienten des Diabetes Typ 2 wird deshalb empfohlen. Diese kann helfen die Insulinsensitivität der Zellen zu verbessern.
Anwendung als „Jungbrunnen“
Die Publikation im „ScienceDaily“ 2015 sorgte für großes Aufsehen. Wissenschaftler in den USA fanden heraus, dass der Unterschied zwischen einer jungen und einer alten menschlichen Zelle nicht darin besteht, dass defekte DNA-Abschnitte vorliegen. Laut dieser Veröffentlichung liegt der Unterschied darin, dass alte Zellen gewisse Gene „abgeschaltet“ haben, die dafür sorgen, dass die Mitochondrien adäquat arbeiten. Davon waren die Gene betroffen, welche die Glycin-Produktion in den Zellen regulieren. Mit der Zugabe von Glycin ins Zellmedium war kein Unterschied zwischen alten und jungen Zellen feststellbar.
Anwendung als natürliches „Beruhigungsmittel“
Auch als hemmender Neurotransmitter an Glycin-Rezeptoren im Rückenmark und Hirnstamm wirkt Glycin. Es hat daher einen muskelentspannenden und entkrampfenden Effekt. Darüber hinaus kann Glycin die Signale von Neurotransmittern im zentralen Nervensystem hemmen bzw. abschwächen. Auf diese Weise wirkt es konzentrationsfördernd und beruhigend und auch die Freisetzung von Noradrenalin im Gehirn wird reduziert, sowie die Aktivität hyperaktiver Nerven gedämpft.
Glycinerge, das heißt auf Glycin reagierende, “Schlafneuronen” sind in der Lage sensorische Reize wie das Hören und Riechen auszuschalten und dadurch die Schlafqualität im Allgemeinen zu verbessern. Menschen mit Ein- und Durchschlafstörungen könnten demnach ebenfalls unter Glycin-Mangel leiden.
Eine ausgewogene Ernährung kann einem Mangel vorbeugen. Bei vorliegenden Erkrankungen wie Arthrose und Diabetes oder Schlafproblemen ist eine zusätzliche Zufuhr in Pulver- oder Kapselform zu empfehlen.
Bildquelle: @fotolia
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