Trotz jahrzehntelanger Forschung und vieler Entdeckungen von Aspekten zum diesem Thema, ist die Frage nach dem Warum immer noch schwierig zu beantworten. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass, je mehr wir das Warum verstehen, desto größer wird der Respekt für die Funktion des Schlafes sein und desto mehr können wir die gesundheitlichen Vorteile, die er bietet, genießen.
Hier nun ein paar aus Forschungen entwickelten Theorien zum Warum des Schlafens:
Inaktivitäts-Theorie
Eine der frühesten Theorien zum Thema Schlaf – oft auch als Anpassungs- oder evolutionäre Theorie bezeichnet – ist jene, dass nächtliche Inaktivität als Überlebensfunktion dient. Hier in diesem Sinne, dass der Organismus zu einer besonders verletzlichen Zeit aus gefährlichen Situationen ferngehalten wird. Die Theorie besagt, dass jene Tiere, die sich während dieser Zeitspanne still und ruhig verhalten, gegenüber jenen Tieren, die aktiv bleiben, im Vorteil waren. Diese Tiere hatten z.B. keine Unfälle während einer Aktivität in der Dunkelheit und wurden nicht von Raubtieren getötet. Durch die natürliche Selektion hat sich diese Verhaltensstrategie möglicherweise zu dem entwickelt, was wir nun als Schlaf kennen.
Ein einfaches Gegenargument für diese Theorie ist, dass es immer sichererer ist bei Bewusstsein zu bleiben, um auf einen Notfall reagieren zu können (auch wenn dies einfaches still Liegen in der Dunkelheit der Nacht bedeutet). Aus diesem Grund scheint es nicht von Vorteil zu sein, bewusstlos zu sein und zu schlafen, wenn Sicherheit vorranging ist.
Energie-Erhaltungs-Theorie
Obwohl es Menschen in Gesellschaften mit ausreichend Nahrungsmitteln weniger augenscheinlich scheint, ist einer der stärksten Faktoren bei der natürlichen Selektion der Kampf um und effektive Verwendung von Energiequellen. Die Energie-Erhaltungs-Theorie deutet darauf hin, dass die primäre Funktion des Schlafes die Reduzierung des individuellen Energiebedarfes und –aufwandes während des Tages und der Nacht ist, besonders zu Zeiten, in denen man bei der Suche nach Nahrung wenig erfolgreich ist. Viele Wissenschaftler betrachten diese Theorie als Teil der Inaktivitäts-Theorie.
Wiederherstellungs-Theorie
Eine andere Begründung für Schlaf basiert auf dem lange gehegten Glauben, dass Schlaf auf irgendeine Art und Weise dazu dient, „Dinge“, die während dem Wachsein verloren gehen, „wiederherzustellen“.
Schlaf stellt eine Reparatur- und Verjüngungs-Möglichkeit für den Körper dar. In den letzten Jahren wurde diese Ideen durch empirische Studien bei Menschen und Tieren unterstützt. Die eindrücklichste ist, dass Tiere, denen Schlaf vollständig entzogen wurde, all ihre Immunfunktionen verloren und innerhalb von wenigen Wochen gestorben sind. Dies wird weiter von Ergebnissen, wie, dass viele wichtige Wiederherstellungsfunktionen des Körpers wie Muskelwachstum, Wundheilung, Protein-Synthese und Freisetzung von Wachstumshormonen meist – in manchen Fällen sogar nur – während dem Schlafen stattfinden, unterstützt.
Andere verjüngende Aspekte von Schlaf stehen in Bezug zum Gehirn und zu kognitiven Funktionen. So stellen z.B. Neuronen im Gehirn während dem Wachsein Adenosin her, ein Nebenprodukt der Zellaktivitäten. Man nimmt an, dass die Bildung von Adenosin im Gehirn einer der Faktoren ist, die zur Wahrnehmung von Müdigkeit führt. (Übrigens, die Anwendung von Koffein wirkt diesem Gefühl entgegen; Koffein blockiert die Aktion von Adenosin in unserem Gehirn und hält uns wach.) Wissenschaftler glauben, dass diese Adenosin-Bildung während dem Wachsein den „Drang zum Schlafen“ unterstützt. So lange wir wach sind, akkumuliert sich Adenosin und bleibt hoch. Während dem Schlafen hat der Körper die Möglichkeit, das Adenosin abzubauen. Als Ergebnis davon fühlen wir uns beim Aufwachen aufmerksamer.
Gehirnplastizitäts-Theorie
Eine der jüngsten Theorien und triftigsten Begründungen basiert auf Ergebnissen, dass Schlaf mit den Veränderungen der Gehirnstruktur und –organisation verbunden ist. Dieses Phänomen – bekannt als Gehirnplastizität – ist noch nicht vollständig erforscht, aber seine Verbindung zu Schlaf hat einige wichtige Auswirkungen. Es wird z.B. klar, dass Schlaf bei der Gehirnentwicklung von Babys und kleinen Kindern eine wichtige Rolle spielt. Babys schlafen ungefähr zwischen 13 und 14 Stunden pro Tag, ca. die Hälfte davon verbringen sie im Traumschlaf, dem sogenannten REM-Schlaf. Eine Verbindung zwischen Schlaf und Gehirnplastizität wird auch beim Erwachsenen offensichtlich – Schlaf und Schlafentzug haben eine Einwirkung auf die Lernfähigkeit und die Fähigkeit, eine Vielzahl von Tätigkeiten auszuführen.
Siegel JM. 2005. Clues to the functions of mammalian sleep. Nature. 437:1264-1271.
Porkka-Heiskanen T. 1999. Adenosine in sleep and wakefulness. Annals of Medicine. 31:125-129.
Frank MG. 2006. The mystery of sleep function: current perspectives and future directions. Reviews in the Neurosciences. 17:375-392.
Bildquelle: ©fotolia
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