Rund ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch im Schlaf, das sind pro Jahr ca. vier Monate! Allein schon daraus ist ersichtlich, wie wichtig diese oft als „Zeitverschwendung“ betrachtete Phase ist. Körper, Geist und Seele brauchen für ihr Wohlbefinden nämlich vor allem eines: eine erholsame Nachtruhe.
Im Laufe der Geschichte hatte man zum Schlaf verschiedene Ansichten: so nannte der
römische Dichter Ovid den Schlaf „Abbild des Todes“ und auch für die Germanen waren Schlaf und Tod Geschwister. Der chinesische Philosoph Chuang Tzu (300 v. Chr.) betrachtete den Schlaf als den eigentlichen, wahren Zustand des Menschen. Er schrieb: „Alles ist eins; im Schlaf ist die Seele ungestört und aufgenommen in diese Einheit; im Wachen hingegen ist sie abgelenkt und sieht die verschiedenen Gegebenheiten der Welt.“ Die Ansicht von Hildegard von Bingen, Benediktinerin und Mystikerin im Mittelalter (12. Jahrhundert) wird bisweilen so zitiert: „Der Mensch besteht aus zwei Teilen: aus Wachsein und Schlaf. …“
Paracelsus kam mit seiner Erklärung, dass der Schlaf die durch Arbeit entstandene Ermüdung beseitigt und den Mensch erfrischt, der heutigen Sichtweise wesentlich näher. Seine Empfehlung, weder zu viel noch zu wenig zu schlafen, sondern sich nach der Sonne zu richten, mit ihr aufzustehen und bei Sonnenuntergang schlafen zu gehen, ist in unserem modernen Leben nicht ganz umsetzbar, spricht jedoch schon den wichtigen Aspekt der Tagesrhythmik an.
Mit der Erfindung der Elektroenzephalographie (EEG) wurde erkannt, dass der Schlaf einen eigenen dynamischen Prozess darstellt und spezielle Gehirnaktivitäten aufweist. Dennoch: die Wissenschaft hat noch keine erschöpfende und vollständige Beantwortung der Frage nach der Funktion des Schlafes geliefert. Sehr wohl haben jedoch Forschungen und Studien offen gelegt, dass unser Immunsystem, unsere Lernfähigkeit, unsere Teilnahme am täglichen Leben u.v.m. stark mit unserem „Ausgeschlafen-Sein“ zusammenhängt.
Sicher ist jedoch Eines: jeder, der bereits über längere Phasen schlecht oder zu wenig geschlafen hat, kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Schlafmangel das gesamte Sein – vom körperlichen und seelischen Wohlbefinden hin bis zur Leistungsbereitschaft und –fähigkeit – beeinträchtigt.