Für viele Kinder und Jugendliche sind Handys, Tablets und Laptops selbstverständlicher Teil des Lebens. Deutschen Studien zufolge verbringen 20 % aller Gymnasiasten und Hauptschüler täglich über vier Stunden vor dem Bildschirm. Dass außerdem etwa 33 % von ihnen unter Schlafmangel leiden, ist kein Zufall.
Ob organische Ursachen, psychische Beschwerden oder falsche Ernährung – viele Faktoren führen zu Schlafmangel. Dass immer mehr Jugendliche von Schlafproblemen betroffen sind, ist alarmierend. Gerade in der Pubertät durchläuft das Gehirn viele Veränderungen, die das Schlafbedürfnis eigentlich erhöhen. Allerdings ist es auch genau diese Lebensphase, die das Verlangen nach Selbstbestimmung und die Orientierung an Gleichaltrigen in den Vordergrund rückt. Viele Teenager genießen es, abends länger wach zu bleiben – als bewusste Distanzierung von der Kindheit, und um sich „erwachsener“ zu fühlen. Der Schlafmangel unter Jugendlichen ist so überwiegend das Resultat von absichtlichem Verzicht.
Soziale Medien rauben Jugendlichen den Schlaf
Das digitale Zeitalter bietet allerhand Ablenkungen und Möglichkeiten zum passiven Zeitvertreib. Besonders soziale Medien ziehen Jugendliche früh in ihren Bann und werden zu einem nicht wegzudenkenden Bestandteil ihres Alltags. Und das wirkt sich Studien zufolge direkt auf ihr Schlafverhalten aus: SchülerInnen, die mehr als vier Stunden pro Tag auf Handy, Tablet oder Fernseher aufwenden, schlafen im Schnitt nur 7,3 Stunden pro Nacht. Für einen Teenager ist das definitiv zu wenig: Die US-amerikanische National Health Foundation empfiehlt Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren, acht bis zehn Stunden pro Nacht zu schlafen. Jüngere Schüler benötigen laut derselben Quelle etwas mehr, nämlich neun bis elf Stunden Schlaf. In allen Altersgruppen lässt sich beobachten, dass diejenigen, die weniger als eine Stunde pro Tag mit digitalen Geräten verbringen, durchschnittlich weitaus mehr als ihre Schulkollegen schlafen.
Schlafmangel stört den Hormonhaushalt
Dieser chronische Schlafmangel bleibt nicht ohne Folgen. Kinder und Jugendliche, die zu wenig schlafen, leiden häufiger unter Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden, und fehlen öfter in der Schule. Abgesehen von weiteren Begleiterscheinungen wie Tagesmüdigkeit, Schlappheit und verminderter Leistungsfähigkeit klagen diese jungen SchülerInnen außerdem vermehrt über Stress. Laut einer deutschen Studie mit ca. 10.000 Teilnehmern fühlten etwa 50 % der Mädchen sich in der Schule oft gestresst, bei den Buben waren es ca. 33 %. Dieser Stress ist es auch, der die Produktion und Ausschüttung des Stresshormons Cortisol anregt, was wiederum das Ein- und Durchschlafen erheblich stört. Konstanter Stress ist in diesem jungen Alter nicht nur ein besorgniserregendes Vorzeichen für ihre zukünftige Lebensweise, sondern kann aufgrund der hohen Cortisolwerte auch den im Jugendalter ohnehin sensiblen Hormonhaushalt massiv durcheinanderbringen. Das hat mitunter Auswirkungen auf die körperliche Entwicklung und kann Fettleibigkeit, Wachstumsstörungen sowie depressive Verstimmungen hervorrufen.
Handytipps für Eltern
Was können Sie also tun, um Ihre Kinder vor ungesundem Handykonsum zu bewahren? Wichtig ist, von vornherein klare Nutzungsregeln aufzustellen. So können Sie etwa vereinbaren, dass das Handy nachts im Wohnzimmer oder in der Küche bleibt, da es aus schlafbiologischen Gründen im Bett ohnehin nichts zu suchen hat. Außerdem profitieren Kinder und Jugendliche noch im späteren Leben von dem Bewusstsein, dass sie nicht jederzeit für jeden erreichbar sein müssen. Stattdessen ist es wertvoll, schon in jungen Jahren viel Zeit für Aktivitäten außerhalb der digitalen Welt einzuplanen – und nicht zuletzt für den Schlaf.
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