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Die meisten Menschen arbeiten tagsüber vorwiegend in Gebäuden und an Bildschirmarbeitsplätzen. Neben den Nachteilen des sitzenden Arbeitens kommt dabei auch unser Bedürfnis nach natürlichem Tageslicht zu kurz. Selbst gut ausgeleuchtete Büroräumlichkeiten (rund 800 Lux) haben nur einen Bruchteil des natürlichen Sonnenlichtes (mehr als 100.000 Lux). Licht, das für das reibungslose Funktionieren der lichtabhängigen Produktion des Glückshormones Serotonin und damit in weiterer Folge des Schlafhormones Melatonin notwendig ist. Versuche zeigen, dass dies erst ab etwa 3.000 Lux möglich ist, besser sind 10.000 Lux.
Schlaflos am Bildschirm
Die verwendeten energiesparenden LED-Bildschirme haben einen großen negativen Effekt auf unser Schlafverhalten: der hohe Blaulichtanteil stört die Produktion des Schlafhormones Melatonin und damit unsere biologische Uhr empfindlich. Wundern Sie sich also nicht, dass Sie Schwierigkeiten mit dem Einschlafen haben, wenn Sie abends lange vor dem LED-Fernseher sitzen oder vor dem Laptop arbeiten.
Studien zum Thema Blaulicht/LED/Melatonin
Schlafforscher rund um Professor Christian Cajochen und Dr. Sylvia Frey von der Universitätsklinik in Basel untersuchten unter kontrollierten Bedingungen, wie stark das Licht eines gewöhnlichen LED-Computerbildschirms unsere innere Uhr beeinflusst. Fünf Stunden vor ihrer gewöhnlichen Schlafenszeit saßen Probanden für die nächsten Stunden vor zwei unterschiedlichen Monitoren: einem älteren Flachbildschirm mit Leuchtstoffröhren sowie einem LED-Display, das drei Mal so viel blaues Licht ausstrahlt.
Die Probanden waren die ganze Zeit beschäftigt, absolvierten Reaktionstest, gaben über ihre subjektive Schläfrigkeit Auskunft und mussten ihre Gedächtnisleistung unter Beweis stellen. In regelmäßigen Abständen nahmen die Forscher Speichelproben, um den Pegel des Schlafhormons Melatonin zu messen, der kontinuierlich ansteigen sollte, je näher die gewöhnliche Schlafenszeit rückte. Im Kontrollraum überwachten die Schlafforscher das Experiment und konnten über die Messung des Augenblinzelns und der Hirnströme objektiv beurteilen, wie müde die Probanden waren.
Fazit der Studien
Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Teilnehmer, die vor den älteren Bildschirmen saßen, wurden zur gewöhnlichen Schlafenszeit müde. Sie begannen mit den Augen zu rollen und ihre Hirnströme wurden erwartungsgemäß langwelliger.
Ganz anders bei den Probanden vor dem LED-Bildschirm: Obwohl auch sie müde werden sollten, veränderten sich Augenblinzeln und Hirnströme kaum. Zu diesen Beobachtungen passten schlussendlich auch die Ergebnisse der Melatonin-Messung. Durch das Licht der Leuchtdioden im LED-Bildschirm wird die natürliche Bildung des Schlafhormons um rund eine Stunde verzögert. Damit gab es einen wissenschaftlichen Beweis mehr: wenn man eine Unterdrückung von Melatonin provoziert, dann verhindert man eigentlich auch, dass sich der Körper in einer natürlichen, gesunden Weise auf den Schlaf vorbereiten kann. Und dadurch lässt sich erklären, warum immer mehr Menschen und Berufstätige Einschlafprobleme haben.
Wer in den letzten zwei Stunden vor dem Schlafen die Arbeit am Bildschirm nicht vermeiden kann, sollte entweder händisch oder mit einem zeitabhängigen Filter das Display so rötlich wie möglich einstellen oder eine Spezialbrille verwenden, die den Blauanteil des Bildschirmes herausfiltert.
Bildquelle: @Fotolia
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21415172
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K.Fechner-Schoepf meint
Es gibt auch eine kostenlose Software, die man im Internet downloaden kann. Damit paßt sich der Blaulichtanteil der Tageszeit an. Der Bildschirm wird dann gegen Abend immer rötlicher, was aber auch viel angenehmer für die Augen ist.