Im ersten Teil des Gesprächs mit „Leben & erziehen“ ging es darum, warum Frauen in der Schwangerschaft träumen, im Teil 2 sprechen wir über die Inhalte der Träume. Der Teil 3 rundet das Thema mit der Funktion der Träume ab.
Was träumen Schwangere oder frisch gebackene Mütter speziell?
Die Träume sind insgesamt ein großes, spannendes und auch rätselhaftes Thema seit es Menschen gibt. Ganz speziell entwickelt sich das Traumleben von Schwangeren. Denn Träume während der Schwangerschaft sind oft sehr beunruhigend und lebhaft – insbesondere während der letzten drei Monate. Das ist im Grunde genommen völlig normal, vor allem wenn man bedenkt, welche Veränderungen mit der Geburt ins Leben einer werdenden Mutter treten. Möglicherweise fällt es dem Unterbewusstsein durch diese Träume leichter, mit Unsicherheiten und Ängsten, die sich im Laufe der Schwangerschaft, der anstehenden Geburt und Mutterschaft ergeben, umzugehen.
Was Schwangere speziell träumen?
Da gibt es natürlich unendlich viele Möglichkeiten, weil jeder Mensch sehr individuell lebt, bestimmte Wertevorstellungen hat und eine gewisse Lebensweise bevorzugt. Die meisten Träume reflektieren ganz einfach die Sorge um mögliche Veränderungen des eigenen Lebens und Aussehens nach der Geburt. Oder Mütter träumen, wie ihr Baby aussehen wird. Es ist auch sehr interessant, dass sich gerade Schwangere meistens an ihre Träume sehr intensiv erinnern können. Das liegt vermutlich daran, dass sie durch ihren Bauch beim Schlafen gestört werden und darum auch nicht besonders tief schlafen. Außerdem wachen sie meistens direkt vor dem Ende einer Traumphase auf; das Schwangerschaftshormon Progesteron sorgt ohnehin für einen traumintensiveren Schlaf. Wirre Träume können auch durch Verdauungsstörungen oder Schmerzen ausgelöst werden.
Wie verhält es sich mit angstbesetzten Träumen?
Oft berichten werdende Mütter von wiederkehrenden Albträumen, in denen sie ihr Kind irgendwo vergessen oder sie träumen von einfachen Aufgaben, wie sie zum Beispiel das Kind füttern sollten und das nicht können. Das macht natürlich Angst, die man folgendermaßen interpretieren könnte: sie haben vor allem Angst und Sorge, dass die neue Aufgabe sie überfordert. Träume, in denen man immer wieder davonläuft, aus großen Höhen abstürzt oder in einem engen Raum eingesperrt ist, können solche Ängste widerspiegeln. Dabei geht es auch um die innere Angst, dass als Mutter die bisher gewohnte Freiheit eingeschränkt ist bzw. gar ganz verloren geht.
Schlechte Träume können sehr belastend sein und den Schlaf zusätzlich stören. Doch sie zeigen eigentlich nur, wie sehr man sich seelisch-geistig mit der neuen Situation beschäftigt. Zur Beruhigung der werdenden Mütter muss auch betont werden, dass Albträume in den seltensten Fällen ein schlechtes Omen für die Zukunft sind. Optimismus und eine positive Geisteshaltung sind nach wie vor wichtige Säulen zur psychischen Stabilität.
Könnte man solche „Angstträume“ noch weiter kategorisieren?
Grundsätzlich ist interessant, dass sich die Trauminhalte je nach Schwangerschaftsmonat ändern. Untersuchungen zeigen, dass die Träume von werdenden Müttern in den gleichen Schwangerschaftsmonaten oft sehr ident sind. Es hängt auch davon ab, ob es sich um die erste Schwangerschaft handelt. So werden viele in den ersten drei Monaten in ihren Träumen immer wieder daran erinnert, dass sie schwanger sind. Skurril sind Träume, wo man plötzlich im Traum ein voll ausgewachsenes Kind zur Welt bringt – oft sogar angezogen – es läuft und spielt sofort nach der Geburt. Mögliche Deutung: die Frau freut sich auf das Kind und hat noch keine Ahnung von Geburt und Babypflege. Das Kind ist also schon gleich nach der Geburt relativ selbständig. Oder wenn zum Beispiel ab dem 4. Monat der Bauch der Schwangeren sich mehr und mehr entwickelt, treten eventuell Ängste um die körperliche Stabilität auf. Da kann es sein, dass man von großen Fahrzeugen, Gebäuden und Konstruktionen träumt. Diese großen Fahrzeuge, Gebäude und Konstruktionen symbolisieren den Körper der Frau, der immer grösser wird. Die Schwangere wird sich so des zunehmenden Körperumfangs bewusst und dies ist wieder für die Akzeptanz der Körperidentität wichtig. Es gibt also immer einen direkten oder indirekten Zusammenhang der Träume mit der Realität und der erwarteten Zukunftsrolle als Mutter, Beschützerin und engste Vertraute.
Gibt es auch positive schöne Träume von Schwangeren?
Tiefenpsychologisch scheint es zu sein, je besser sich die werdende Mutter mit ihrer neuen Rolle identifizieren kann, viel Freude erlebt, in positiver Erwartung und in guter körperlicher und seelischer Verfassung ist, desto öfter kehren auch positive Träume ein. Dies bedeutet, dass auch im Traum „alles in Ordnung ist“, die Mutter mit ihrem Baby spielt, es füttert und versorgt. Meistens sind diese Träume auch verschlüsselt und die Betroffenen finden meist selbst die Bedeutung nicht oder nicht sofort heraus. Schwangere haben oft „positiv-neutrale Träume“ und träumen häufig von Baustellen und Fabriken, wo große Sachen gebaut oder fabriziert werden. Baustellen oder Fabriken sind Symbol für die Schwangere selber, und die „Sache“, die gebaut oder fabriziert wird, ist ihr eigenes Kind im Bauch. Die Schwangere entwickelt so das Bewusstsein für den wachsenden Fötus. Was in jedem Falle nach der so durchgeträumten Nacht bleibt, ist ein positives, harmonisches Gefühl, das sich oft über den ganzen Tag hinweg zieht.
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Quelle: Redaktion – Einfach gesund schlafen