Dass sich Gelerntes im Schlaf verfestigt, war bisher bekannt. Unklar war bislang, wie das funktioniert. In einer Studie der Universität Lübeck und des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) wurde von Neurowissenschaftlern die Gedächtnisbildung während dem Schlaf untersucht. In der Studie konnte festgestellt werden, dass eine unbewusste Reaktivierung der Gedächtnisinhalte während des Tiefschlafs die Gedächtnisbildung fördert. Die Forscher haben versucht mit Hilfe des Rosendufts im Schlaf Assoziationen an Dinge zu wecken, welche sie tagsüber beim selben Geruch gelernt hatten. Tatsächlich konnte eine verbesserte Speicherung und eine gesteigerte Erinnerung nach dem Schlaf erreicht werden.
Düfte eignen sich für diese Untersuchung deshalb, da sie das besondere Merkmal besitzen, Erinnerungen herbeizuführen, und nahezu keinen negativen Einfluss auf den Schlaf haben.
In der Studie mussten 18 gesunde Versuchspersonen die Position von15 Bildpaaren auf einem Computerbildschirm lernen. Der Raum war dabei mit Rosenduft erfüllt. Nach dem Erlernen der Position der Bildpaare des Memory-Spiels schickten die Forscher die Probanden zu Bett.
Den Probanden wurde während der Tiefschlafphase der Rosenduft präsentiert. In der darauffolgenden Nacht wurde nur eine geruchslose Trägersubstanz präsentiert.
Nach der Anregung mit Rosenduft im Tiefschlaf erinnerten sich die Teilnehmer an wesentlich mehr Bildpaare (97 Prozent) als nach der Nacht ohne Rosenduft (86 Prozent). Während dem Schlaf wurde der Rosenduft mit den Lerninhalten des Memory-Spiels verknüpft und war somit maßgebend für die verstärkte Gedächtnisbildung. In einem Kontrollexperiment wurde der Duft beim Lernen nicht präsentiert und hatte somit im Tiefschlaf keinen Auswirkungen auf die Gedächtnisbildung. Während des REM-Schlafs oder während des Wachzustands hatte die Stimulation mit dem Rosenduft allerdings keine verstärkte Wirkung auf die Gedächtnisbildung.
Anhand von Magnetresonanzaufnahmen des Gehirns konnte eine erhöhte Aktivität im Hippocampus festgestellt werden, wenn den schlafenden Probanden der Rosenduft präsentiert wurde. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass der Geruchssinn direkter mit dem Hippocampus verbunden ist, als unsere Augen und Ohren.
Das Ergebnis bezieht sich auf Erinnerungen an Tatsachen und Ereignisse, wie die Position der Bildpaare, welche vom Hippocampus verarbeitet werden und speziell während der Tiefschlafphase aktiviert wird. Das Erlernen von motorisch-prozeduralen Aufgaben, wie zum Beispiel das Tippen einer Fingersequenz, welche nicht vom Hippocampus abhängt, konnten jedoch durch die Stimulation mit dem Duft während des Schlafs nicht beeinflusst werden. Vermutlich deshalb, da sich Gerüche im Gedächtnis schwer mit motorischen Fähigkeiten verknüpfen lassen.
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