Während die Schulen in der Schweiz ab dem 11. Mai wieder ihre Pforten öffnen, haben in Österreich die ersten Abschlussklassen bereits den Anfang gemacht. Auch in Deutschland wird der Präsenzunterricht schrittweise wieder eingeführt. Nach mehrwöchigem Ausnahmezustand kommen die Schüler somit wieder an den Ort, der für sie zuvor ein fixer Lebensmittelpunkt war. Eine Rückkehr in gewohnte Strukturen ist dies aber nur bedingt: Neue Hygienepläne, allgegenwärtige Desinfektionsspender und Abstandsregelungen dämpfen den unbekümmerten Umgang miteinander.
So sehr auch die ganze Welt seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie mit dieser ungewöhnlichen Situation zu kämpfen hat, sind es doch besonders unsere Jüngsten, die bei der Bewältigung dieser Phase vor einer besonderen Aufgabe stehen. Für viele ist es die erste große Krise ihres Lebens, das erste Mal, dass ihr Verständnis von Sicherheit und Normalität auf den Kopf gestellt wurde. Dadurch tragen sie sich naturgemäß viele Fragen in sich, auf die es oft keine klaren Antworten gibt.
Kindlicher Stress äußert sich in Schlafstörungen
Als grundlegend anpassungsfähiges Wesen ist es dem Menschen in jedem Alter möglich, Krisen mit Flexibilität und Akzeptanz zu meistern. Dennoch hinterlässt dieser Einschnitt natürlich Spuren. Auch wenn ein Kind diese Gefühle und Gedanken womöglich nicht einordnen oder in Worte fassen kann, ist davon auszugehen, dass die plötzliche Isolierung von vertrauten Freunden, die Auflösung des Alltags, und die wahrgenommenen Sorgen der Erwachsenen an die Substanz gehen und inneren Stress verursachen. Dieser äußert sich bekanntlich häufig nachts, wenn das Kind etwa nicht einschlafen kann oder immer wieder aufwacht. Auch Albträume sind in dieser Zeit keine Seltenheit und sollten möglichst ruhig und ausführlich gemeinsam besprochen werden. Ein Traumtagebuch kann äußerst hilfreich sein, um die zugrundeliegenden Ängste offen herauszuarbeiten und zu benennen.
Die Krise als Chance für Entwicklung
Diese herausfordernde Zeit muss aber nicht nur negativ sein. Als prägende Entwicklungsphase ist dies auch eine gute Gelegenheit, um Kindern einen positiven, gesunden Umgang mit unvorhergesehenen Umständen beizubringen. Mit gemeinsamen Programmpunkten wie Entspannungstechniken, Zeit für Reflektion, und stressabbauender Bewegung wie Tanz oder Yoga können Kinder es üben, sich in schwierigen Zeiten auf die innere Stärke zu besinnen und zur Ruhe zu finden. Sehr vorteilhaft ist es, wenn die Eltern diese Selbstberuhigung vorleben können. Obwohl gerade viel Durchhaltevermögen gefordert ist, hilft auch der ehrliche Umgang mit negativen Gefühlen selbst ihnen dabei, zur Gelassenheit zu finden.
Das Abendprogramm entscheidet über den Schlaf
Für Entspannung sorgen: Entspannende Rituale sind vor allem in den Abendstunden wohltuend und wirksam, und können je nach Altersgruppe an das Kind angepasst werden. Auf jeden Fall sollte diese Zeit aber so gestaltet werden, dass sie den Schlaf gut vorbereitet. Dazu darf man durchaus auf die Abendnachrichten verzichten, die auch bei unterbewusstem Mithören häufig für innere Unruhe und Anspannung sorgen.
Fernseher aus: Noch besser ist es, wenn der Fernseher zwei, drei Stunden vor dem Schlafengehen ganz ausbleibt: So können die ausgestrahlten Blaulichtanteile die Zirbeldrüse nicht in ihrer Produktion des Hormons Melatonin stören, welches das Ein- und Durchschlafen reguliert. Stattdessen empfehlen sich analoge Beschäftigungen wie Lesen oder Musikhören. Gemeinsames Spielen erhellt die Laune, stärkt die wichtige Bindung zwischen Kind und Vertrauensperson, und zerstreut ernste Gedanken.
Rhythmus schaffen: Ist der Tagesrhythmus des Kindes aufgrund der letzten Wochen durcheinander und noch nicht optimal mit dem Zeitplan der Schule verträglich, können kurze, abendliche Spaziergänge bei frischer Luft und gemütlichem Tempo die innere Uhr wieder richtig einpendeln.
Offene Kommunikation: Grundsätzlich eignen sich für das schlaffördernde Abendritual alle Aktivitäten, die Entspannung bringen, und auf einer offenen Kommunikation zwischen Eltern und Kind bauen. Mit Gesprächen, Gelassenheit und etwas Kreativität können Eltern ihren Kindern dabei helfen, diese Krise gesund zu meistern, und auch in Zeiten wie diesen gut zu schlafen.