Lesedauer: 2 Minuten
Auf der zellulären Ebene führt eine sauerstoffarme Umgebung bekanntlich dazu, dass sich gesunde Zellen krankhaft verändern oder absterben. Bei Krebszellen ist dies allerdings genau umgekehrt: sie beginnen sich zu vermehren und zu wachsen! Dies ist das Ergebnis von zwei Studien, welche mit Menschen, die an einer Schlafapnoe leiden, durchgeführt wurden. Die nächtlichen Atemaussetzer führen zu einem Sauerstoffmangel (die Sauerstoffsättigung im Blut kann bis auf 70 Prozent (!) fallen) und dies kann zu einem höheren Krebsrisiko führen.
Gesundheitliche Folgen durch Schlafapnoe
Schlafapnoe wird mit einer Reihe von zahlreichen chronischen Krankheiten und Symptomen in Verbindung gebracht. Dazu zählen Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Fettleibigkeit, Depression und eben auch Krebs. Diese zwei Studien sind weltweit die ersten ihrer Art, welche der Schlafapnoe direkt ein erhöhtes Krebsrisiko zuordnen. Dass gestörter und vor allem zu kurzer Schlaf das Krebsrisiko erhöht, ist aus anderen Studien bereits seit langem bekannt.
Die erste Studie wurde mit 5.600 Patienten aus sieben verschiedenen Schlafkliniken in Spanien durchgeführt. Dabei fanden die Forscher heraus, dass Menschen mit schwerer obstruktiver Schlafapnoe (OSA) – mit 30 oder mehr Episoden pro Stunde – ein 65 Prozent größeres Risiko für eine Krebserkrankung haben! Die Forscher in dieser Studie konzentrierten sich vor allem auf die Messung des Hypoxämie-Index, der die Menge an Zeit bewertet, die ein Schläfer mit weniger als 90 Prozent Sauerstoff im Blut verbrachte.
Von den für die Studie ausgewählten Patienten hatte bei Studienbeginn keiner eine Krebsdiagnose. Die Forschungsergebnisse zeigten, dass, je größer das Ausmaß der Hypoxämie oder des Sauerstoffmangels während des Schlafes ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Person während der Studie eine Krebserkrankung diagnostiziert wird. Das zusammenfassende Ergebnis der Wissenschaftler lautete: je länger der Organismus während dem Schlaf durch die Atemaussetzer nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt wurde, umso höher war das Krebsrisiko.
Die zweite Studie erfolgte mit 1.500 Regierungsarbeitern in Wisconsin/USA. Ein Forscherteam an der School of Medicine and Public Health der Universität von Wisconsin führten seit 1989 umfassende Schlafstudien durch. Ihre Forschungsergebnisse zeigten, dass Menschen mit moderater Schlafapnoe (16 bis 30 Episoden pro Stunde) zweimal häufiger an Krebs sterben, als Menschen ohne die Schlafatmungsstörung. Bei denjenigen, die an einer schweren Schlafapnoe litten (30 oder mehr Episoden pro Stunde) war die Todesrate durch Krebs sogar 4,8 Mal höher, als bei der Kontrollgruppe.
In beiden Studien schlossen die Forscher die üblichen Risikofaktoren für Krebs wie Alter, Rauchen, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität und Gewicht aus. Der Zusammenhang zwischen atembedingter Schlafattacken und Krebs blieb auch nach der Anpassung an diese Faktoren bestehen. Damit zeigt sich einmal mehr, dass gesunder und qualitativ hochwertiger Schlaf ein wichtiger Krebsschutz ist!
Zusammenhang Krebserkrankung und Schlafapnoe
In der Wissenschaft und Medizin ist seit vielen Jahren bekannt, dass unbehandelte Schlafapnoe die Lebensdauer aufgrund der Belastung des Herzens und anderer Körpersysteme verkürzt. Der Zusammenhang zwischen der Schlafapnoe und der Entstehung von Krebs erfordert selbstverständlich weitere Forschung. Aber was wir jetzt schon deutlich sehen, ist, dass Schlafapnoe in jedem Fall behandelt werden sollte. Dabei sind sich die Forscher einig, dass die Behandlungsmethode variieren kann, aber unbehandelt sollte ein Schlafapnoe-Syndrom nie bleiben!
Bildquelle: @Fotolia
Quellen: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012369216489105
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4945307/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4162778/