Etwa 10 % aller Menschen leiden an Migräne. Diese neurologische Erkrankung, die nach wie vor oft als bloßer Kopfschmerz missverstanden wird, hat enorme Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen. Kann besserer Schlaf Heilung bringen?
- Schlafstörungen triggern Migräne
- Regulieren Migräneanfälle den Schlaf-Wach-Rhythmus?
- Guter Schlaf als Prävention
Als besonders unberechenbares Leiden ist die Migräne ein wahres Chamäleon: Eine Attacke dauert gewöhnlich zwischen 4 bis 72 Stunden an, geht oft mit einseitig pulsierenden bzw. pochenden Kopfschmerzen einher, kann aber auch ganz ohne auftreten. Allgemeines Unwohlsein, Schwindel, Licht- und Geräuschempfindlichkeit, vorübergehende blinde Flecken, Schüttelfrost oder Übelkeit bis hin zum Erbrechen – all dies zählt zur vielfältigen Symptomatik der Migräne. Auch die auslösenden Faktoren lassen sich nicht eindeutig definieren und variieren von Person zu Person. Zu den bekannten Triggern gehören beispielsweise Stress, hormonelle Schwankungen und Wetterveränderungen sowie Lebensmittel wie Rotwein, Kaffee oder Schokolade. Eine Konstante scheint es jedoch zu geben – die enge Verbindung zum Schlaf.
Schläfrigkeit warnt vor Migräneanfall
Dass Schlaf und Migräne nicht nur zufällig zusammenhängen, lässt sich aus diversen Studien ableiten. So findet etwa die Hälfte aller Migräneanfälle innerhalb eines relativ kleinen Zeitfensters statt, nämlich zwischen vier und neun Uhr morgens. Das lässt auch auf eine Korrelation zur inneren Uhr schließen und somit zum Schlaf- und Wachrhythmus. Darüber hinaus ist vielen Migräneopfern Schläfrigkeit als Warnsignal für eine nahende Attacke bekannt und natürlich auch als eine Folge davon. Weiters werden einige Schlafstörungen mit Kopfschmerzen bzw. Migräneattacken als Begleiterscheinung beobachtet – z. B. bei Schlaflosigkeit, obstruktiver Schlafapnoe, Schlafwandeln oder auch dem Restless-Leg-Syndrom.
Bringt die Migräne den Schlafrhythmus in Balance?
Ausschlaggebend für den Schlaf- und Wachrhythmus ist die sogenannte Homöostase. Darunter versteht man das selbstregulierende System des menschlichen Körpers, welches den Schlaf- und Wachzustand ausbalanciert und zeitlich richtig einpendelt. Sobald dieses System gestört wird und in Schlafmangel oder zu viel Schlaf kippt, ist es die Aufgabe der Homöostase, die gewünschte Ausgleichung einzufordern. Ein wirksames Mittel dazu scheint die Migräne zu sein: Hat man z. B. ein zu großes Schlafdefizit angesammelt, zwingt ein Migräneanfall den Betroffenen garantiert dazu, sich in einem stillen, dunklen Zimmer hinlegen zu wollen. Und ja, auch zu viel Schlaf ist durchaus möglich und kann die Homöostase dazu bringen, ihren Einfluss walten zu lassen. So kann es schon mal vorkommen dass jemand zu viel Schlaf angehäuft hat und in der Folgenacht aufgrund von Migräneschmerzen wach liegt. In Anbetracht dieser Zusammenhänge könnte also festgestellt werden, dass die Migräne gezielt eingesetzt wird, um den Schlafdruck und den zirkadianen Rhythmus – also die innere Uhr – zu regulieren. Neben anderen empfohlenen Maßnahmen wie Stressabbau, Ernährungsumstellung etc. ist also ein gutes, gesundes Schlafverhalten für die Migräne-Prävention unerlässlich und kann das Risiko einer Attacke nachweislich reduzieren.
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