Befragungen in der Bevölkerung zeigen deutlich, dass wir zu spät ins Bett gehen und zu früh wieder aufstehen müssen. Dies führt zu einem chronischen Schlafdefizit, da die ideale Schlafdauer von sieben bis acht Stunden nicht erreicht wird. Diese Entwicklung ist unter anderem eine Folge fehlender positiver Einstellung zur Wichtigkeit des Schlafs. Letztendlich ist dies eine Frage der eigenen Lebens- und Schlafkultur. Diese Entwicklung führt zu einem mehr oder weniger konstanten Schlafmangel – und zu wenig Schlaf ist bekanntlich ungesund. Wie bereits erwähnt unterschätzen die meisten Menschen, dass ein Schlafdefizit ein Gesundheitsrisiko darstellt und auf den Punkt gebracht macht es dick, dumm und krank. Amerikanische Studien belegen, dass Schlechtschläfer tatsächlich eine geringere Lebenserwartung haben.
Weitere wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen auch, dass anhaltender Schlafmangel „dumm” macht, da dadurch die Gedächtnisleistung verringert wird. Das haben Testreihen gezeigt, bei denen Probanden Vokabeln lernen mussten und nach unterschiedlicher Schlafdauer abgefragt wurden. Zur Erinnerung: Gelerntes, und damit Wissen, wird letztendlich im Schlaf abgespeichert! Wer also zu wenig Tiefschlaf bekommt, vergisst messbar schneller. Im Traumschlaf werden vor allem unsere motorischen Fähigkeiten wie z. B. Autofahren, Klavierspielen, Sport etc. verarbeitet und gefestigt. Dadurch entsteht erst der eigentliche Trainingsfortschritt. Auch wer auf sein Körpergewicht und seine Figur achten will, sollte ausreichend schlafen. Denn in der Nacht halten wir es problemlos zwölf und mehr Stunden ohne Essen aus. Dies wäre tagsüber nur mit großer Anstrengung möglich. Dabei ist der Energieverbrauch erstaunlicherweise nachts nur unwesentlich geringer als am Tage.
Der Grund, warum wir dennoch keine Nahrung brauchen: Im Schlaf wird das Appetit hemmende Hormon Leptin ausgeschüttet. Wird der Schlaf aber unterbrochen, kehrt der Hunger zurück. Dann übernimmt nämlich sozusagen der Gegenspieler von Leptin, nämlich das Hormon Ghrelin wieder die Kontrolle und es entsteht ein Hungergefühl und damit das Bedürfnis zu essen. Damit ist auch erklärbar, warum gerade Schlafgestörte häufig versuchen, ihr Unwohlsein mit dem Gang zum Kühlschrank zu kompensieren und damit Übergewicht produzieren.
Dies ist auch ein Trend, den man in der Praxis feststellen kann. Der moderne, gehetzte und gestresste Mensch neigt zu immer kürzerem Schlaf. Vor 20 Jahren haben wir noch mindestens 1 Stunde mehr geschlafen. Die Abkürzung des Schlafes – vor allem für die Monoschläfer, also für alle Menschen die normalerweise den Schlaf an einem Stück genießen, kann sich dies katastrophal auswirken. Dazu ein kleines Beispiel: Immer mehr Menschen leiden mittlerweile unter Diabetes Typ 2, dem Alterszucker. Leider wird häufig nur die Insulinzufuhr eingestellt – auf die Veränderung des Lebensstils wird in den meisten Fällen nicht geachtet. Dabei wäre es entscheidend, dass die Betroffenen ihre Lebensweise an die Erkrankung anpassen. Wie wichtig dabei der Schlaf ist, wurde jetzt durch eine Studie bestätigt. Die Wissenschaftler der University of Chicago untersuchten 161 Frauen, die an Altersdiabetes litten.
Zu wenig Schlaf kann sogar gefährlich werden
Die Teilnehmerinnen an dieser Studie mussten aufschreiben, wie viel Schlaf sie bekommen und wie viel sie subjektiv nötig gehabt hätten. Zudem mussten sie anhand von 19 Punkten ihre Schlafqualität beurteilen. Danach wurde der HbA1c-Wert gemessen. Dies ist ein Blutwert, der aussagt, wie der durchschnittliche Blutzuckerwert in den vergangenen drei Monaten aussah, also eine Art „Blutzucker-Gedächtnis-Wert”. Ein gesunder Blutzuckerhaushalt spiegelt sich in einem Wert wieder, der zwischen vier und sechs Punkten liegt. Das Ergebnis der Studie: Je schlechter die Teilnehmerinnen schliefen, desto weniger konnten sie ihren Blutzucker dauerhaft konstant halten. Diabetiker sollten nicht nur ausreichend schlafen, sondern durch Einhaltung des Wach-Schlaf-Traum-Rhythmus die Schlafqualität verbessern. Wenn der Rhythmus nicht eingehalten wird, kann es für Diabetiker besonders gefährlich werden. Nach einer japanischen Studie aus dem Jahre 2004 sind sieben Stunden pro Nacht optimal.
Schon ein Schlafmangel von drei Stunden in einer Woche ließ den Blutzuckerwert um 1,1 Punkte nach oben schnellen! Dieses Beispiel zeigt, dass die Schlafdauer einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Und vor allem Risikogruppen, in unserem Fall Diabetiker, sollten auf genügend Schlaf achten – sieben bis acht Stunden sind ideal. Aber nicht nur die Gesundheit ist durch schlechten oder zu kurzen Schlaf gefährdet, sondern auch die Unfallgefahr im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz nimmt durch schlechten Schlaf drastisch zu. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein schlechter oder zu kurzer Nachtschlaf das Reaktionsvermögen von Autofahrern stark herabsetzt. Im Vergleich entspricht dies der Reaktionsgeschwindigkeit eines Autofahrers, der 1,0 Promille Alkohol in seinem Blut hat! Der entscheidende Faktor ist und bleibt also die Schlafqualität, die nur durch einen entsprechend ausreichenden und erholsamen Schlaf erreicht werden kann.
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