Die chronische Polyarthritis oder auch rheumatoide Arthritis zählt zu den entzündlichen, rheumatischen Erkrankungen. Der Unterschied zur Arthritis besteht darin, dass es sich bei der chronischen Polyarthritis um eine Systemerkrankung handelt, von der auch andere Bindegewebsstrukturen oder Organe betroffen sind. Die entzündlichen Prozesse greifen zunächst die Gelenksinnenhaut (Synovia) an und dann, im weiteren Krankheitsverlauf, auf die benachbarten Strukturen über.
Symptome
In den Industriestaaten sind schätzungsweise etwas mehr als 0,6 Prozent der Gesamtbevölkerung von der Erkrankung betroffen. In Österreich sind es beispielsweise etwa 50.000 Personen, wobei Frauen ein dreimal höheres Erkrankungsrisiko in sich tragen, als Männer. Chronische Polyarthritis kann in jedem Lebensalter auftreten, meist betrifft sie jedoch Menschen zwischen dem 35. und dem 45. Lebensjahr. Circa 5 % der Erkrankten sind unter 16 Jahren alt.
Das Hauptsymptom einer rheumatoiden Arthritis ist eine oder mehrere Gelenkentzündung/en, die sich mit den dafür typischen Beschwerden und Anzeichen bemerkbar machen.
Diese sind:
- eine länger andauernde oder dauerhaft bestehende (Morgen)-Steife der Gelenke
- auch Weichteilschwellungen in zwei oder mehr Gelenken mit Hitzegefühl und/oder Brennen sind möglich
- ein spezielles Muster, nach dem die Gelenke von der Entzündung befallen werden. (Fingergrund-, Fingermittel- sowie Zehengrundgelenke). Typisch ist außerdem, dass die Entzündungen symmetrisch auf der rechten und linken Körperseite auftreten
- weiters sind Schmerzen in Ruhe, Schmerzmilderung in Bewegung sowie unter Kälteeinwirkung möglich
- Knochendeformationen sowie Bewegungseinschränkungen im Krankheitsverlauf
Zusätzliche Symptome sind:
- allgemeines Krankheitsgefühl mit Müdigkeit, Erschöpfungszuständen, Schweißausbrüchen Fieber und/oder Gewichtsabnahme
Verlauf
Der Krankheitsverlauf einer rheumatoiden Arthritis ist äußerst individuell. Die Krankheit kann daher langsam und kaum bemerkbar an den Zehen-, Finger- und Handgelenken auf beiden Körperseiten beginnen. Möglich ist allerdings auch, dass unmittelbar große Gelenke von der Arthritis befallen werden. Die ersten „typischen“ Krankheitssymptome sind Entzündungen der Gelenkhaut in den rechten und linken Finger- und Handgelenken. Die Endgelenke der Finger bleiben meist verschont. Gleichzeitig können sich auch die Streck- und Beugesehnen entzünden. Bei größeren Gelenken wie Schultern oder Knie ist oft auch der dazugehörige Schleimbeutel betroffen.
Auch der zeitliche Verlauf variiert stark. Bei einigen Patienten sind innerhalb einiger Wochen fast alle Gelenke des Körpers befallen. Andere Erkrankte haben jahrelang kaum Beschwerden, bis plötzliche und unerwartete Schübe auftreten. Neben den Finger- und Handgelenken sind es häufig die Ellenbogen-, Schulter-, Hüfte-, Knie-, Zehen- sowie Fußgelenke, welche sich entzünden. Auch die Halswirbelsäule kann von der Arthritis betroffen sein, andere Bereiche der Wirbelsäule bleiben verschont.
Eine chronische Polyarthritis hat, neben der Arthritis, auch eine Osteoporosedes gelenknahen Knochens zur Folge. Im Krankheitsverlauf wird der Knochen an den Ansatzstellen der Gelenkkapsel vollständig zerstört. Darüber hinaus kommt es zum vollständigen Verlust des Gelenkknorpels. Bei einer fortgeschrittenen Arthritis sind die Gelenkflächen komplett zerstört und die Gelenkknochen weichen aus ihrer „normalen“ Stellung. Die Folge sind Gelenkfehlstellungen. Die Betroffenen verspüren Schmerzen und das betroffene Gelenk ist in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Einfache Handgriffe, wie das Binden von Schuhen oder das Öffnen einer Flasche werden unmöglich. Wenn größere Gelenke von der Degeneration betroffen sind, kann das zu Mobilitätseinschränkungen oder gar zu Immobilität führen.
Organbefall
Bei etwa 50 Prozent aller Patienten befällt die Krankheit auch die Organe. Ist das der Fall, sind weitere Folgeerkrankungen und Gesundheitsrisiken möglich.
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Herz- und Blutgefäße
Patienten mit chronischer Polyarthritis haben nachweislich ein erhöhtes Risiko für koronare Herzerkrankungen. Die rheumatischen Entzündungsprozesse können zur Arteriosklerose der Herzkranzgefäße führen. Die Gefahr steigert sich zusätzlich durch die Einnahme von Kortison sowie nichtsteroidalen Antirheumatika. Außerdem kann es zu Entzündungen des Herzmuskels sowie des Herzbeutels und/oder Problemen mit den Herzklappen kommen.
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Blutgefäße
Auch die Gefäßwände können sich entzünden. Dies äußerst sich in Durchblutungsstörungen, Hautgeschwüren oder schlimmstenfalls im Absterben von Gewebe. Darüber hinaus ist das Risiko für Arteriosklerose-Erkrankungen erhöht.
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Lunge
Bei etwa 20 % der Erkrankten entzünden sich die Lungenbläschen, was in manchen Fällen keinerlei Beschwerden nach sich zieht. In einigen Fällen sind Atemnot bei körperlicher Anstrengung, Hustenanfälle oder allgemeine Atemschwierigkeiten die negativen Folgen der Entzündungen.
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Magen-Darm-System
Besonders Personen, die vor der Diagnose bereits Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt hatten, plagen sich im Krankheitsverlauf mit Entzündungen, Geschwüren und Blutungen der Magen-und Darmschleimhaut. Die Gefahr wird zusätzlich durch die Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika und Kortison erhöht.
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Nervensystem
Falls es im Handgelenk zu Gelenk- und Sehnenentzündungen kommt bei denen Nerven abgedrückt werden, können Schmerzen, und Fehlempfindlichkeiten die Folge sein, das sogenannte Karpaltunnel-Syndrom. In seltenen Fällen treten Nervenschädigungen im Fußbereich auf.
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Tränen- und Speicheldrüsen
Eine chronische Polyarthritis kann auch die Speichel- und Tränendrüsen befallen. Dieses sogenannte Sicca-Syndrom wird etwa bei einem Drittel aller Patienten diagnostiziert. Die Folgen sind ein Rückgang der Tränenflüssigkeit sowie ein trockener Mund.
Bestimmte Faktoren weisen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines ungünstigen Krankheitsverlaufes erhöht ist.
Diese sind:
- Morgensteifheit, die lange anhält
- schneller Funktionsverlust der/des Gelenke/s
- Gelenksveränderung, die im frühen Stadium im Röntgenbild sichtbar sind
- mehrere betroffene Gelenke gleichzeitig
- hohe Entzündungswerte sowie positiver Rheumafaktor im Blut
- Rheumaknote
Diagnose
Für die Betroffenen sind eine frühzeitige Diagnose sowie eine schnell eingeleitete, zielgerichtete Therapie äußerst wichtig. Forschungsergebnisse zeigen, dass es bereits in den ersten beiden Jahren der Krankheit, zu dauerhaften und schwerwiegenden Gelenkschäden kommen kann. Im Falle einer hochaktiven chronischen Polyarthritis sind bereits innerhalb der ersten Monate irreversible Gelenkschädigungen möglich.
Mit einer zielgerichteten, ganzheitlichen Therapie kann ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden. Das Hauptziel ist, die Entzündungen zu beseitigen und damit Schmerz- und Beschwerdefreiheit zu erreichen. Für den Körper ist es deshalb auch wichtig, sich zu erden, um Entzündungen vorzubeugen und Ihnen entgegenzuwirken. Da man kaum mehr barfuß läuft, steht man immer weniger in Kontakt mit der Erde. Hier kann eine Erdungsauflage abhilfe schaffen.
Für die Diagnose einer chronischen Polyarthritis werden eine ausführliche Anamnese sowie körperliche Untersuchungen, im Besonderen des Gelenkstatus, notwendig. Weitere Befunde ergeben sich aus Röntgen- und Ultraschallaufnahmen, Blutuntersuchungen usw. Doch besonders zu Beginn der Krankheit kann es, selbst für erfahrene Rheumatologen, schwierig sein, die Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren. Denn am Anfang zeigen sich nicht immer die typischen Symptome einer rheumatoiden Arthritis und auch die Blutuntersuchungen können ohne Befund sein. Das erfordert seitens des Arztes eine eindeutige Abgrenzung von anderen möglichen Krankheitsbildern.
Ein speziell entwickelter Fragebogen hilft den Ärzten, Internisten, Chirurgen und Orthopäden dabei, die rheumatoide Arthritis frühestmöglich zu diagnostizieren und somit den Patienten schnellstmöglich die optimale Behandlung zukommen zu lassen.
Quellen:
https://www.rheuma-online.at/krankheitsbilder/rheumatoide-arthritis/#c3235
http://arthritis.at/wissen/chronische-polyarthritis/verlauf/
http://www.heilpraxisnet.de/krankheiten/chronische-polyarthritis.php
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/rheumatoide-arthritis/anzeichen-symptome/
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