Ja sagen die einen, nein sagen die anderen. Diese Frage zählt zu den hoch umstrittenen Thematiken der Wissenschaft und löst regelmäßige Kontroversen aus. Ein französisches Forscher-Team rund um Thomas Andrillon (École Normale Supérieure Paris) hat sich mittels Experiment auf die Suche nach einer fundierten Erklärung für dieses kontroverses Thema gemacht.
Gesunder Schlaf als Grundstein
Unumgänglich ist der Fakt, dass Schlaf – hier vor allem erholsamer und regenerativer Schlaf – die Gedächtnisleistung fördert und das Gehirn dabei unterstützt, bereits Gelerntes zu festigen – quasi „Lernen im Schlaf“. Schlaf bildet die Basis bzw. den Grundstein für erfolgreiche Lernprozesse. Denn erst während des Schlafens gelangen neu gewonnene Erkenntnisse und Fähigkeiten ins Langzeitgedächtnis. Doch ist es auch möglich, während wir schlafen, Neues zu erlernen?
Die Schlafphase ist entscheidend
Je nach Schlafphase ist das Gehirn unterschiedlich aktiv. Könnte es also sein, dass die Erlernung von neuen Inhalten abhängig von der Schlafphase ist? Genau dieser Frage sind Thomas Andrillon und sein Team nachgegangen. Zur Überprüfung ihrer These haben sie 20 gesunde Teilnehmer zu diesem Experiment eingeladen. Diese bekamen während sie schliefen eine Reihe unterschiedlicher Tonfolgen vorgespielt. Dabei zeichneten die Forscher die Gehirnaktivitäten auf. Nach Erwachen wurde ihnen weißes Rauschen vorgespielt. In diesem Rauschen waren die zuvor gehörten Tonfolgen eingebaut. Die Aufgabe der Probanden bestand nun darin, die Tonfolgen aus dem Rauschen herauszuhören bzw. zu erkennen.
Und tatsächlich meisterten die 20 Probanden ihre Aufgabe besser, als jene der Kontrollgruppe. Diese hatten zuvor keine Tonfolgen im Schlaf gehört. Jedoch ist dieser Lerneffekt nur unter bestimmten Kriterien möglich: der Proband muss sich dazu in der Traum- bzw. Leichtschlafphase befinden. Befindet sich der Teilnehmer jedoch in der Tiefschlafphase, so wird der gegenteilige Effekt erzielt. Jene Personen die während der Tiefschlafphase Musik zu hören bekamen, schnitten schlechter ab, als jene ohne Musik.
Fazit: Schlaf ist nicht gleich Schlaf
Während der Schlummerphase finden komplexe Vorgänge im Gehirn statt: abhängig von der Schlafphase können neue Erinnerungen gebildet werden oder eben auch unterdrückt. Künftige Forschungen werden zeigen, welchen Mechanismen diese gewonnenen Erkenntnisse zu Grunde liegen. Fraglich ist beispielsweise, inwieweit diese Erkenntnisse aus dem Experiment verallgemeinerbar sind.
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Quelle: Nature Communications 8, Article number: 179 (www.nature.com/articles/s41467-017-00071-z)