Der Schlafexperte und Gesundheitsexperte Dr. med. hc. G. W. Amann-Jennson spricht über die zwei Schlaftypen Langschläfer / Kurzschläfer und erklärt den Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und der Gesundheit.
Schlaf-gesund-Interview:
Was bin ich – Kurz- oder Langschläfer?
Martin Böckle: Immer wieder hört man, dass Menschen sich rühmen, dass sie nur wenig Schlaf benötigen. Sie kommen anscheinend mit 4-5 Stunden Schlaf pro Nacht aus. Was können Sie uns dazu sagen?
GWA: Ob man Langschläfer oder Kurzschläfer ist, ist eine genetische Veranlagung. Dieser genetischen Veranlagung entsprechend sollten wir unsere individuelle Schlafdauer wählen. Wie viel Schlaf wir tatsächlich benötigen, um ausgeschlafen zu sein, kann variieren. So dass in einer Nacht weniger Schlaf vollkommen ausreicht, während wir in der nächsten Nacht mehr Schlaf brauchen. Mit zunehmendem Alter kann sich aus einem genetischen Langschläfer auch ganz natürlich ein Kurzschläfer entwickeln.
Martin Böckle: Wenn man sich im Bekanntenkreis oder am Arbeitsplatz umhört, müsste man meinen es gibt viel mehr Kurzschläfer als Langschläfer.
GWA: Ja, gezwungenermaßen! Denn die meisten Kurzschläfer sind keine echten Kurzschläfer. Denn diese Gruppe ist eher klein – man schätzt 10 bis maximal 15 % der Erwachsenen. Das heißt, die meisten „Kurzschläfer“ bräuchten eigentlich aufgrund ihrer Veranlagung mehr Schlaf. Sie schlafen einfach zu wenig und leiden an einem Schlafdefizit. Umso wichtiger ist es, dass sie diese kurze Zeit auch effizient und gut schlafen. Hier ist eine wichtige Maßnahme dass das Schlaf-Gesund-Trio Bett/Schlafsystem – Schlafplatz – Schlafraum schlafbiologisch topp sind.
Martin Böckle: Das haben wir schon mehrmals besprochen. Wer zu wenig schläft gefährdet seine Gesundheit.
GWA: Die Menge des Tiefschlafs ist bei Langschläfern und Kurzschläfern identisch. Der Unterschied besteht in der Menge des Traumschlafs und Leichtschlafs, wovon die Langschläfer mehr bekommen. Der Schlaf von Kurzschläfern ist aufgrund des vollen Kontingents an Tiefschlaf als effizienter anzusehen. Jedoch sollten wir nicht versuchen, künstlich zum Kurzschläfer zu “mutieren”, wenn wir zu den natürlichen Langschläfern gehören. Denn in der Regel ist es für unserer Wohlbefinden äußerst wichtig, ausgeschlafen zu sein, was wir nur mit einer für uns individuell ausreichenden Schlafmenge erreichen.
Kurzschläfer sind öfter krank
Wer zu wenig schläft, erkältet sich leichter. Ist der Schlaf auch noch unruhig, steigt das Risiko noch einmal, berichtet die „Apotheken Umschau“.
In einer Studie mit 153 Männern an der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh (USA) setzten Forscher diese gezielt Rhinoviren aus, den Erregern von Schnupfen. Teilnehmer, die sich weniger als sieben Stunden Nachtschlaf gönnten, erkrankten dreimal so oft an Husten, Schnupfen und Heiserkeit wie jene, die mindestens acht Stunden lang im Bett waren.
Auch die Qualität des Schlafes spielte eine Rolle: Unruhige Schläfer hatten ein fünffach höheres Risiko, sich zu erkälten.
Erfahren Sie jetzt mehr über Kurzschläfer und Langschläfer.
Die Schlafmenge, die ein Mensch benötigt, um wirklich ausgeschlafen zu sein, fällt individuell sehr unterschiedlich aus. In der Schlafforschung unterscheidet man dabei grob zwischen den Schlaftypen Kurzschläfer und Langschläfer. Durchschnittlich wird eine Schlafdauer von sieben bis acht Stunden angenommen, wobei Frauen meist etwas länger als Männer schlafen. Für die Steuerung der individuellen Schlafdauer ist die innere Uhr verantwortlich.
Kurzschläfer
Als Kurzschläfer werden Personen bezeichnet, die mit deutlich weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht auskommen. Sie schlafen häufig nur fünf oder noch sechs Stunden. Trotz der geringen Schlafmenge fühlen sich Kurzschläfer fit und ausgeruht. Für die Schlafforschung sind Kurzschläfer von besonderem Interesse, weil der Erholungsvorgang im Schlaf bei ihnen in verhältnismäßig kurzer Zeit abläuft. Kurzschläfer brauchen längere Wachphasen, um eine starke Müdigkeit zu verspüren. Der so genannte Schlafdruck muss bei ihnen höher als bei einem Langschläfer sein und sie kommen im Vergleich mit den Langschläfern auch besser mit diesem hohen Schlafdruck zurecht.
Langschläfer
Der Langschläfer braucht mindestens acht Stunden – oft jedoch auch neun oder mehr Stunden – Schlaf, um sich leistungsfähig und wohl zu fühlen. Teilweise versuchen sich Langschläfer an die häufig als “normal” bezeichneten und empfundenen acht Stunden Schlaf anzupassen. Da dieses nicht mit ihrem eigentlichen Schlafbedarf konform geht, treten in der Folge eine gesteigerte Tagesmüdigkeit und eine über den Tag abfallende Leistungsfähigkeit auf. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die innere Uhr von Langschläfern langsamer getaktet ist.
Mittelschläfer / Mittellangschläfer
Teilweise wird in der Fachliteratur auch noch eine dritte Gruppe bei den Schlaftypen nach Schlafdauer angegeben. Dabei handelt es sich um die so genannten Mittelschläfer oder Mittellangschläfer, die zwischen sechs und acht Stunden pro Nacht schlafen. Andere Quellen nehmen diese Schläfer mit in die Rubrik der Kurzschläfer auf.
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