- Die innere Uhr wird vom Tageslicht bestimmt
- Nach einem Camping-Wochenende schüttet der Körper Melatonin früher aus
- Eine Auszeit in der Natur kann den Schlaf-Wach-Rhythmus verbessern
- Auch Diabetes und Depressionen können von der inneren Uhr beeinflusst werden
Hat sich mit der Tagesstruktur Ihre innere Uhr in letzter Zeit so verschoben, dass Sie nachts einfach nicht gut einschlafen können? Die Lösung dafür könnte in der Natur zu finden sein, und ist nur ein Wochenende entfernt.
Eine 2017 veröffentlichte Studie der University of Colorado Boulder zeigt, dass schon ein kurzes Camping-Wochenende den zirkadianen Rhythmus, also die sogenannte innere Uhr, nachhaltig beeinflusst und somit gegen Einschlafstörungen helfen kann. “Unsere Untersuchungen suggerieren, dass die innere Uhr stark auf den natürlichen Wechsel von Licht und Dunkel reagiert und sich recht schnell daran anpasst”, so der Hauptautor der Studie, Professor Kenneth Wright. Ihm zufolge könnten diese Ergebnisse dabei helfen, mit lichttherapeutischen Ansätzen bessere Leistungen im Beruf zu erzielen, saisonale Depressionen einzudämmen und zirkadiane Störungen des Schlaf-Wach-Zyklus zu lindern.
Mehr Tageslicht lässt Melatonin früher ausschütten
Forschungen dazu, wie sich das Leben in einer elektrisch beleuchteten Welt auf unsere innere Uhr auswirkt, hatte Prof. Wright erstmals im Sommer 2013 angestellt: Für dieses Experiment wurden Probanden eine Woche lang zum Campen geschickt, wo sie nach Einbruch der Dunkelheit auf Taschenlampen verzichten mussten. Anschließende Untersuchungen ergaben, dass das schlafregulierende Hormon Melatonin, welches den Körper physiologisch auf den Schlaf vorbereitet, bei diesen Probanden nun fast zwei Stunden früher ausgeschüttet wurde als es vor dem Versuch der Fall gewesen war. Das Melatonin wurde außerdem früher wieder vom Körper abgebaut, was den Aufwachprozess mobilisiert. Die innere Uhr der Camper hatte sich sozusagen mit der Sonne synchronisiert.
Deutliche Veränderung nach nur einem Wochenende
Um herauszufinden, wie schnell die innere Uhr sich an die Lichtverhältnisse der Umgebung anpasst, führte Professor Wright weitere Untersuchungen durch. Für die nächste Studie wurden 14 Teilnehmer rekrutiert. Davon verbrachten neun Personen ein Wochenende beim Zelten, die restlichen fünf blieben zuhause. Nach diesen zwei Tagen wurde der Speichel der Camper untersucht. Dabei zeigte sich im Vergleich zu ihren Werten vor dem Wochenende, dass der Melatoninspiegel nun 1,4 Stunden früher anstieg. Dies entspricht 69 % der Veränderung des zirkadianen Rhythmus, die bei der Studie mit dem einwöchigen Campingurlaub beobachtet worden war.
Die innere Uhr beeinflusst die Gesundheit
Sobald Licht auf die Sehzellen im Auge trifft, verändert dies den Haupttaktgeber. Dies löst wiederum eine Vielzahl an Prozessen aus, welche verschiedene Rhythmen des Körpers betreffen – nicht nur wann wir schlafen und aufwachen, sondern auch die Ausschüttung von Hormonen, welche u.a. den Appetit und den Stoffwechsel beeinflussen. So kann das zeitliche Verschieben des zirkadianen Rhythmus und der Schlaf-Wach-Zeiten mit einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen wie Diabetes und Fettleibigkeit in Zusammenhang gebracht werden, aber auch mit geminderter kognitiver Leistung und depressiven Verstimmungen. Die innere Uhr beeinflusst also weitaus mehr als nur den Schlaf und wirkt sich auch auf Leistungsfähigkeit, Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden des Menschen aus.
Übrigens: Sollte der Camping-Urlaub noch etwas warten müssen, kann man den zirkadianen Rhythmus schon bis dahin besser einpendeln, indem man sich tagsüber mehr natürlichem Licht aussetzt und Smartphones und Computer bereits ein paar Stunden vor der Schlafenszeit ausschaltet.
Bildquelle: Shutterstock
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