Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Kleinkinder mit Down-Syndrom, Fragiles-X-Syndrom und Williams-Beuren-Syndrom nachts häufig mehrfach aufwachen und dass Schlaf eine ausschlaggebende Rolle im Spracherwerb dieser Kinder spielt.
In Kooperation mit Universitäten in Cambridge, Oxford und Budapest führte die englische Anglia-Ruskin-Universität kürzlich eine Studie durch, die erstmals den Zusammenhang zwischen Schlaf und Sprache bei sehr jungen Kleinkindern mit neurologischen Entwicklungsstörungen untersuchte. Im Fokus standen dabei 75 Kleinkinder mit dem Down-Syndrom (Trisomie 21), dem Fragiles-X-Syndrom und dem Williams-Beuren-Syndrom. Ihre Sprachkenntnisse und Schlafmuster wurden mit denen von 30 gleichaltrigen Kindern ohne Entwicklungsstörungen verglichen.
Zusammenhang zwischen Schlaf- und Sprachproblemen?
Dr. D’Souza von der Anglia-Ruskin-Universität dazu: “Kinder mit neurologischen Entwicklungsstörungen weisen gewöhnlicherweise Schwierigkeiten im Spracherwerb auf. Dieser Umstand hängt vermutlich mit vielen verschiedenen Faktoren zusammen und der auf den wir uns mit dieser Studie konzentrieren wollten, ist der Schlaf.” Grund für diesen Ansatz war die Überlegung, dass Schlaf bekannterweise an Lernprozessen und Gedächtnisbildung maßgeblich beteiligt ist und Personen mit neurologischen Entwicklungsstörungen oft unter Schlafschwierigkeiten leiden.
Mehr Schlaf, größerer Wortschatz
Die Sprachkenntnisse der Kinder wurden anhand einer Liste von 416 Wörtern überprüft, die in dieser Altersgruppe gewöhnlicherweise erlernt werden. Von den Kindern mit einem der drei beleuchteten Syndrome kannte nur eines mit dem Williams-Beuren-Syndrom alle 75 Wörter, konnte sie aber nicht alle wiedergeben. Von den 30 Kindern aus der Kontrollgruppe konnten neun (30 %) alle Wörter verstehen und reproduzieren.
Die Studie stellte fest, dass Kleinkinder mit dem Down-Syndrom und dem Williams-Beuren-Syndrom mehr Wörter kannten, je mehr sie nachts schliefen: Pro zusätzlichen 10 Minuten Schlaf konnten diese Kinder jeweils sechs zusätzliche Wortbedeutungen verstehen.
Alle 75 Kinder mit neurologischer Entwicklungsstörung schliefen nachts kürzer und mit mehr Unterbrechungen, als es bei den 30 Kindern aus der Vergleichsgruppe der Fall war. Im Durchschnitt schliefen diese 50 Minuten länger pro Nacht und wurden nachts nur für etwa 3 Minuten wach, während die anderen Kinder ca. 35 Minuten pro Nacht wach waren.
Besserer Schlaf statt Logopädie?
Den Forschern zufolge zeigt diese Untersuchung, dass der Schlaf bei diesen drei Entwicklungsstörungen schon in sehr frühem Alter mangelhaft ist. Das könnte wiederum einen Hinweis darauf bieten, dass diese Schlafprobleme zu den späteren Schwierigkeiten beim Erlernen von Sprache beitragen. Es seien weitere Untersuchungen nötig, um einzuschätzen, ob frühe Intervention zur Verbesserung des Schlafverhaltens von Kindern mit dem Down-Syndrom, dem Fragiles-X-Syndrom und dem Williams-Beuren-Syndrom für die Entwicklung ihrer Sprachfähigkeiten ebenso hilfreich sein kann, wie spätere logopädische Maßnahmen, die direkt auf den Spracherwerb abzielen.
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