Wenn wir die Aktivitäten unserer Enzyme und Hormone verstehen, sie berücksichtigen und regelmäßig die richtigen Lebensmittel zur richtigen Mahlzeit verzehren, also unsere Ernährung nach der inneren Uhr ausrichten, dann schaffen wir die besten Voraussetzungen für ein Maximum an Effektivität unserer täglichen Versorgung, Entgiftung und Regeneration.
Die innere Uhr
Alles in unserem Leben ist von Rhythmen geprägt. Der wichtigste Rhythmus für unser Leben und Überleben ist der 24-Stunden Tages-/Nacht- Rhythmus. Dieser wird auch zirkadianer Rhythmus genannt. Er steuert, wann wir schlafen bzw. wach sein sollten, wann Nahrung und Flüssigkeit eingenommen werden sollte und er beeinflusst Stimmung, Gefühle, die innere Körpertemperatur, den Stoffwechsel und die Freisetzung vieler Hormone.
Verantwortlich für diesen Tages/Nacht-Wechsel im Körper ist eine Hauptuhr im Gehirn „Mastercklock“ genannt: der suprachiasmatischer Nucleus (SCN). Dieser Nucleus, also Kern, ist eine Struktur im Hypothalamus. Er steuert die innere Uhr und passt den Stoffwechsel an die Tageszeiten an. Die innere Uhr bekommt zusätzliche, wichtige Signale aus dem Umfeld. Vor allem durch natürliches Licht und durch Dunkelheit wird sie in ihrer Arbeit unterstützt. Es handelt sich dabei um automatische, biologische Vorgänge.
Womit läuft aber der „Motor“ unseres Körpers, von der ersten Stunde unseres Lebens an? Der Tages-Nacht-Rhythmus, die innere Uhr, gibt zuverlässig zwar den Takt an, die ständigen und zuverlässigen Impulse. Jedoch für die Umsetzung benötigt der Körper Nährstoffe. Lange dachte man, dass es keinen Unterschied macht, wann wir die Lebensmittel essen, solange wir uns mit allen wichtigen Nähr- und Vitalstoffen versorgen. Bis die Chronobiologie der Ernährung das Gegenteil gezeigt hat.
Was ist chronobiologische Ernährung?
Chronos ist das griechische Wort für Zeit. Die Chronobiologie als Wissenschaft ist schon lange etabliert, vor allem rund um das Thema Schlaf, Life-Work-Balance, in der Pharmakologie und im Medizinbereich, bei Verabreichung von Wirkstoffen oder Medikamenten zum richtigen Zeitpunkt, für beste Wirkung und möglichst wenig Nebenwirkungen. Die Chronobiologie der Ernährung ist eine junge Wissenschaft. Sie untersucht die Auswirkungen der Ernährung im Zusammenspiel mit unseren physiologischen, automatischen Körperrhythmen.
Die chronobiologische Ernährung berücksichtigt unsere biologischen, zirkadianen (Tages-/Nacht-) Körperrhythmen. Dazu gehört unter anderem die automatische Aktivität der Hormone und Enzyme, die grundsätzlich bei uns allen sehr ähnlich ist. Zu circa 80% haben wir einen Basis-Körperrhythmus, die restlichen 20% sind dabei individuell. Und genau hier, am Basis-Körperrhythmus setzt die chronobiologische Ernährung an. Denn auch wenn jemand z.B. vom Typ („Eule“) her, regelmäßig bis um 2 Uhr nachts arbeitet, funktioniert der Körper nachts jedoch nicht wie am Tag, sondern er stellt, trotz Wachheit, die Aktivität der Organe, Enzyme, der Verdauung usw. auf „nachts“ ein.
Richtig angewandt, entfaltet die chronobiologische Ernährung ihre Kraft auf allen Ebenen unseres Wohlbefindens. Als epigenetischer Faktor, hat sie auch die Macht, uns von eventuell ungünstigen Neigungen und Prägungen zu befreien.
Wie kann man sich die Chronobiologische Ernährung genauer vorstellen?
Während ein gesundes Lebensmittel bei regelmäßigem Verzehr, zu einer bestimmten Mahlzeit für Motivation, Konzentration, gute Laune und sogar Fettreduzierung sorgt, kann genau das gleiche Lebensmittel, bei gewöhnlichem Verzehr zu einer anderen Mahlzeit des Tages, zu schlechter Regeneration, hohen Cholesterinwerten und sogar Unverträglichkeiten führen.
So bewirken wir mit unserer Ernährung oft unbewusst, genau das Gegenteil von dem, was wir eigentlich erreichen möchten. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir uns vegetarisch, vegan, als Mischköstler, als Flexitarier oder als Rohköstler ernähren – es geht lediglich darum, mit Regelmäßigkeit das richtige Lebensmittel zur richtigen Tagesmahlzeit zu verzehren.
BEISPIEL OMEGA 3 ZUR RICHTIGEN ZEIT: Ausgezeichnete Gehirn- und Herzleistung, gute Laune und regenerierenden Schlaf
Omega 3-reiche Lebensmittel sind insbesondere die Samen und Öle aus Lein, Walnuss, Hanf sowie aus Algen. Die Omega 3 kurzkettig aus Lein-, Hanfsamen oder Walnüsse sind bei jeder Mahlzeit, vor allem im rohen Zustand, sehr willkommen und wirken zellschützend und gegen Entzündungen. Die stärkste Wirkung gegen Entzündungen kann vor allem durch den morgendlichen Verzehr dieser Samen und Öle erreicht werden.
Die Omega 3 aus Algenöl (Typ EPA und DHA) sind von Natur aus langkettig, während die kurzkettigen Omega 3 Öle (z.B. aus Hanfsamen und Walnüssen) im Körper anhand von Enzymen zu EPA und DHA, zumindest theoretisch „verlängert“ werden können. Sie ersetzen einander nicht, sondern ergänzen sich gegenseitig in der Gesundheitswirkung.
Die Wirksamkeit von Omega 3 ist inzwischen durch zahlreiche Studien belegt. Insbesondere EPA und DHA aus Algenöl bekämpfen Bakterien und Viren, schützen vor Thrombose, entlasten das Herz durch Verbesserung der Fließfähigkeit des Blutes, wirken entzündungshemmend und stärken die Augengesundheit. Auch Depressionen wirken Omega 3 effektiv entgegen, während sie die Hirnentwicklung und Lernfähigkeit der Kleinkinder eindeutig fördern.
Chronobiologisch gesehen sind Omega 3-reiche Lebensmittel vom Typ DHA und EPA (Algenöl) nachmittags und abends besonders günstig, da diese Omega 3 zum Großteil für die nächtliche Regeneration gespeichert werden und in die Zellmembranen eingebaut werden. Auf dieser Weise leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur ausgezeichneten Versorgung des Gehirns, der Augen, des Herzens, aber auch für die Zellentgiftung sowie für einen regenerierenden Schlaf. Nur morgens verzehrt, werden die Omega 3 DHA und EPA zwar sehr effektiv gegen entzündliche Prozesse genutzt, jedoch bleibt davon nichts mehr übrig für die nächtliche Zellregeneration.
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BESPIEL GESÄTTIGTES FETT ZUR RICHTIGEN ZEIT: Cholesterinsenkung, Energie, schlanke Figur
Natürlich gesättigte Fette, welche am Morgen eingenommen werden, sorgen dafür dass die körpereigene Fettproduktion reduziert wird. Zudem ermöglichen sie eine Senkung des Cholesterins. Rohmilchprodukte sind weder pasteurisiert noch ultrahocherhitzt, wodurch sie die natürlichen Nährstoffmuster behalten und besser von Verdauungsenzymen „erkannt“ werden.
Wie geht das? Morgens, ob wir essen oder nicht, produzieren wir automatisch das meiste gesättigte Fett, wie z.B. Cholesterin, das wir unter anderem für unsere weiblichen und männlichen Hormone sowie für unsere Gallenflüssigkeit benötigen. Nur morgens sind gleichzeitig die Enzyme aktiv, die anhand des verzehrten Fettes, eine Reduzierung der körpereigenen Fettproduktion veranlassen. Nach dem Prinzip: wir brauchen ja kein Cholesterin und Fett mehr zu produzieren, da wir gerade durch das Frühstück ausreichend davon erhalten haben. Eine sehr schlaue Anpassungsfähigkeit, die nur morgens greift!
Neben rohen Käse und Butter eignen sich unter anderem auch Kokos, MCT-Öl und Eier als Fettquelle zum Frühstück. Diese gesättigten Fette liefern dabei konstant Energie bis zum Mittagessen. Regelmäßig und in größeren Mengen abends konsumiert, stören sie hingegen die Regenerationsprozesse und den Schlaf und können unnötig den Körperfettanteil erhöhen.
BEISPIEL SÜSSE & TRYPTOPHAN ZUR RICHTIGEN ZEIT: Glückshormone, gesundes Gewicht, Sättigung und reichlich Schlafhormone
Der Nachmittag ist der optimale chronobiologische Zeitpunkt, wenn die höchste Ausschüttung der Glückshormone möglich ist. Die ideale Kombination für den Nachmittagssnack sind Nüsse oder Samen mit frischem Obst. Durch das Zusammentreffen der vitalstoffreichen Süße aus dem Obst mit dem Tryptophan, den B-Vitaminen und Magnesium aus den Nüssen, wird großzügig Serotonin ausgeschüttet, während der süße Genuss frei von Nachteilen für die Figur bleibt. Denn aus einer intensiven, natürlichen Süße, produziert der Körper am Nachmittag kaum Fett!
Mit Nüssen und vitaminreichem Obst stellt sich eine glücksfördernde und angenehm sättigende Wirkung ein. Zusätzlich stellt sich der Körper hormonell auf den tiefen und erholsamen Schlaf ein. Vorsicht vor schnellen Kohlenhydraten wie Kuchen und andere Süßigkeiten, da nur bei einem stabilen Blutzuckerwert der Botenstoff Tryptophan ins Gehirn aufgenommen werden und Glückshormone hervorrufen kann.
Chronobiologisch essen kann man lernen
Die Autorin dieses Artikels und Expertin für natürliche, chronobiologische Ernährung, Anamaria Hager bietet die Möglichkeit, die chronobiologische Ernährung professionell zu erlernen. Die Online-Plattform ermöglicht sowohl Privatleuten als auch Gesundheits-Fachleuten (Trainer, Ernährungsberater, Coaches, Heilpraktiker usw.) eine Basisausbildung im Bereich der natürlichen, chronobiologischen Ernährung, samt der neuesten Aspekte der Epigenetik, des Stressmanagements, der Schlaff-Optimierung, des Anti-Agings und der Kräuterheilkunde. Die Basisausbildung wird in regelmäßigen Fragen- & Antworten-Runden persönlich durch die Expertin für chronobiologischen Ernährung begleitet.
Quelle: Anamaria Hager, www.anamariahager.de
Chronobiologie, die innere Uhr Ihres Körpers, Susan Perry und Jim Dawson, Ausgabe by Ariston Verlag, Genf 1990. / Timing Nutriceuticals, Franz Halberg, Germaine Cornélissen and R.B. Singh, Halberg Chronobiology Center, University of Minnesota, Minneapolis, MN 55455, USA 2 Halberg Hospital and Research Institute, Centre of Nutrition and Heart Research, Civil Lines, Moradabad-10, UP, India; Open Nutraceuticals J. 2011 January 1. / Work in Rotating Shifts and its Effects on the Daily Life of Grain Processing Workers, Mariana Roberta Lopes Simões, Flávia Cristina Marques, Adelaide de Mattia Rocha; Rev. Latino-Am. Enfermagem 2010 Nov-Dec; 18(6):1070-5. / Garaulet M, Madrid JA. Chronobiological aspects of nutrition, metabolic syndrome and obesity. Advanced Drug Delivery Reviews 62 (9-10), 967-978, 2010. / Lovell-Smith D, Kenealy T, Buetow S. Eating when empty is good for your health. Medical Hypotheses 75 (2), 172-178, 2010
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