Der Monat Juni hat uns in seiner letzten Nacht eine Sekunde mehr Zeit für unsere nächtliche Erholung gebracht. Eine ganze Sekunde? Was für die Durchschnittsbevölkerung nach einer zu vernachlässigenden Zeitspanne klingt, ist vor allem für Informatiker und Techniker eine große Herausforderung.
Unsere Uhrzeit und die damit verbundene Zeitskala hängen vom Sonnenstand und der Erdrotation ab. Die Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde unterliegt jedoch unregelmäßigen Schwankungen – in den letzten Jahrzehnten war eine Beschleunigung feststellbar, jedoch wird die Geschwindigkeit auf Dauer durch die sogenannte Gezeitenreibung abgebremst. Eine solche asymmetrische Zeitskala ist für viele wissenschaftliche Zwecke unbrauchbar.
Die aus Beschleunigung und Abbremsung entstehenden minimalen Abweichungen zwischen der Weltzeit und der Sonnenzeit (UT) müssen je nach Bedarf durch das Einfügen von Schaltsekunden ausgeglichen werden. Nur so kann langfristig gewährleistet werden, dass sich die beiden Zeiten nicht zu weit auseinander bewegen und sich die amtliche Zeit somit stets am Tag-Nacht-Wechsel orientiert.
Die nicht vorhersehbaren Unregelmäßigkeiten in der Erdrotation machen es schwierig, eine notwendige Anpassung längerfristig zu planen. Der dafür zuständige „Internationale Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme“ kann die Termine deshalb nur kurzfristig festlegen. Durchschnittlich ist die Verlängerung des Tages von 86.400 auf 86.401 Sekunden ca. alle 18 Monate notwendig – mögliche Termine sind primär der 30. Juni und 31. Dezember, sekundär der 31. März oder 30. September. Seit der Einführung im Jahr 1972 wurden jedoch nur die Termine im Juni bzw. Dezember herangezogen.
Praktisch sieht die Umsetzung der Schaltsekunde so aus, dass die Uhr für zwei Sekunden auf 23:59:59 stehenbleibt, bevor sie auf den Folgetag umspringt. Vor allem auch die Kurzfristigkeit einer notwendigen Anpassung sorgt bei betroffenen Berufsgruppen wie in der Informationstechnologie für viel Stress – viele Server haben erhebliche Probleme mit der Schaltsekunde, weshalb es zu Ausfällen kommen kann.
Eine Abschaffung der Schaltsekunde ist im Moment äußerst unwahrscheinlich – da sich hier zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte unser Leben von der Sonnenzeit abkoppeln würde.
N. Bernt meint
…und ich habe mich schon gewundert, wieso ich so eine Art Jetlag hatte 🙂