Unser Gehirn – wichtigste Steuerungszentrale
Um nämlich geistig-mental fit zu sein, spielt unser Gehirn die zentrale Rolle schlechthin. Dieses besteht aus etwa 100 Milliarden Nervenzellen. In diesem unvorstellbar großen Netzwerk ist jede dieser Nervenzellen über mehrere hundert bis tausend Verbindungsstellen, sogenannte „Synapsen“ mit anderen Zellen verbunden. Unser gesamtes Denken, Handeln und Fühlen, aber auch unsere Organ- und Körperprozesse werden durch die Weitergabe aller Informationen durch die Synapsen gesteuert – in jeder Sekunde sind dies viele Billiarden elektrisch-chemischer Impulse. Während wir tief schlafen, justiert unser Gehirn Milliarden seiner Synapsen neu – erst das schafft Platz für unsere täglich neuen Lernerfahrungen.
Die laufende Bildung, Umordnung und Elimination dieser Synapsen haben in letzter Zeit vermehrt das Interesse der Wissenschaft und Gehirnforschung geweckt. Vor allem im Zusammenhang mit unserem Schlaf und der damit verbundenen Regeneration und Lernfähigkeit. Die Gehirnforschung ist lange davon ausgegangen, dass der Aufbau neuer synaptischer Verbindungen die Grundvoraussetzung für jegliches Lernen ist. Nun gibt es hier – wie in vielen anderen Bereichen auch – einen einschneidenden Paradigmenwechsel. Denn es stellt sich genau das Gegenteil der bisherigen Annahmen heraus: die neuesten Forschungs-erkenntnisse zeigen auf, dass der nächtliche Abbau alter Synapsen das Geheimnis unserer geistig-mentalen Fitness ist!
Unser Gehirn schrumpft im Schlaf
Nach wie vor gibt es rund um den Schlaf viele offene Fragen. Zum Beispiel „warum wir überhaupt schlafen“. Doch eines zeichnet sich immer deutlicher ab: für unser Gehirn, im Konkreten für die Nervenzellen und Synapsen und deren optimale Funktionsweise, ist der Schlaf unverzichtbar. Denn genau in dieser Ruhepause festigen sich unsere Erinnerungen und das am Tag Gelernte geht ins Langzeitgedächtnis über.
So ist auch nachvollziehbar warum wir bei schlechtem Schlaf oder Schlafmangel eindeutig mehr Fehler machen, das Gedächtnis öfters streikt und wir sogar zu falschen Erinnerungen neigen. Zusätzlich sind Menschen mit Schlafstörungen und Schlafmangel auch viel anfälliger für Stress-Symptome und reagieren auch reizbarer. Man ist also geistig-mental nicht mehr richtig fit. Messungen der Gehirnströme bei Menschen mit Schlafproblemen und Schlafmangel zeigen, dass ihre Synapsen überaktiv sind und deshalb nicht weiter wachsen können. Dies wäre aber gerade für gute Lernergebnisse eine wichtige Voraussetzung und würde einem geistigen Stillstand entgegenwirken.
Die Rolle des Schlafes für die Bildung der Synapsen
Bereits 2003 wollten die Forscherin Luisa de Vivo und ihr Team von der University of Wisconsin-Madison (USA) dies genauer wissen und herausfinden, welche Rolle der Schlaf für die Funktion der Synapsen tatsächlich spielt. Die Wissenschaftler haben deshalb untersucht, ob sich die Synapsen bei ausgeschlafenen und wachgebliebenen Mäusen in ihrer Größe und Struktur tatsächlich unterscheiden. Die Technik machte dies mit Hilfe einer hochauflösenden seriellen 3D-Raster-Elektronen-Mikroskopie (SBEM) schon damals möglich. Um ein entsprechendes Ergebnis zu bekommen wurden etwa 7.000 Synapsen aus der Hirnrinde der Tiere untersucht. Und die Sensation war perfekt: die Forscher konnten aufzeigen, dass bei den Mäusen, die einige Stunden geschlafen hatten, die „Berührungsflächen“ ihrer Synapsen im Durchschnitt um knapp 20 % geschrumpft waren!
Bildquelle: @fotolia
This post is also available in / Diesen Beitrag gibt es auch in: Englisch
Schreibe einen Kommentar