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Schon seit Jahrzehnten ist Forschern bekannt, dass die Aktivität der Gehirnwellen sich durch Musik verändern kann, um sich an die Schallwellen anzupassen. So können z.B. gewisse Frequenzbereiche gezielt eingesetzt werden, um innere Anspannungen zu reduzieren und den Schlaf zu fördern.
Dass Menschen zu einer bestimmten Geräuschkulisse besser einschlafen, ist nichts Neues. Hörbücher erfreuen sich abends in Kinderzimmern auf der ganzen Welt großer Beliebtheit, Erwachsene greifen heute gerne auf Podcasts zurück. Mancher lässt am liebsten das Fenster offen, um sich von den verschiedenen Klängen aus der Natur oder dem weit entfernten Straßenlärm einlullen zu lassen. Wiederum andere schwören auf ruhige Musik, um als Vorbereitung auf die Nachtruhe die Gedanken abschalten zu können.
Doch diese Beispiele beziehen sich natürlich nur auf das, was wir bewusst hören. Auf neuronaler Ebene spielen sich jedoch faszinierende Aktivitäten ab, wenn Schallwellen ins Spiel kommen – und das oft außerhalb des menschlichen Hörbereichs. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge können gewisse Frequenzen die Hirnwellenaktivität beeinflussen – und damit auch wie der Mensch sich fühlt, bzw. in welchem Bewusstseinszustand er sich befindet.
Eine Balance aus verschiedenen Gehirnwellen
Zu jedem gegebenen Zeitpunkt kommunizieren Milliarden von Zellen des menschlichen Gehirns über elektrische Impulse miteinander. Sobald Information verarbeitet werden muss, wechseln die dabei aktivierten Gehirnzellen ihren elektrischen Zustand. Das EEG (Elektroenzephalogramm, eine graphische Darstellung der Gehirnstrommessung) zeigt diese Schwankungen in Wellenform, was den Gehirnwellen auch ihren Namen beschert. Aktiv sind sie vor allem im Frequenzumfang von 0 bis 40 Hz. Diese Bandbreite wird gemeinhin in vier Frequenzbereiche unterteilt: Beta, Alpha, Theta und Delta. Auch wenn all diese Wellen zu jeder Tageszeit auftreten, ist je nach Bewusstseinszustand einer dieser Bereiche besonders dominant. All diese Wellen sind von gleich hoher Bedeutung und erfüllen einen bestimmten Zweck. Wichtig ist die Balance: Wird eine dieser Wellen über- oder unterproduziert, können Probleme entstehen.
Betawellen: (12 Hz – 40 Hz)
Eine hohe Aktivität der Betawellen zeichnet sich durch hohe Aufmerksamkeit und Erregung aus. Ist dieser Bereich dominant, wirkt das optimal für bewussten Fokus, Problemlösungen und analytisches, logisches Denken. Betawellen sind recht schnell, die besonders hohen unter ihnen gehen oft mit Unruhe oder sogar Angstzuständen einher. Im REM-Schlaf lassen sich überwiegend Betawellen verzeichnen, was dieser Schlafphase auch den Namen des „paradoxen Schlafs“ beschert, da das Hirn hier nahezu gleich viel Aktivität aufweist, wie wenn es wach wäre. Erhöhte Beta-Aktivität kann man mit Koffein forcieren, wobei ein Übermaß in diesen Frequenzen Stress und Angst auslöst, plus eine vermehrte Ausschüttung von Adrenalin. Ein zu niedriger Anteil an Betawellen hingegen kann sich u.a. bei Depressionen bemerkbar machen.
Alphawellen: (8 Hz – 12 Hz)
Die Alpha-Hirnwellen verbindet man mit einer entspannten Wachheit. Sie sind dann besonders stark vertreten, wenn wir ruhig, aber bei klarem Bewusstsein sind. Alphawellen werden u.a. in meditativen Zuständen stimuliert, wirken Stress, Schlaflosigkeit und OCD entgegen, und können kurzfristig mit Alkohol oder bestimmten Antidepressiva angeregt werden. Herrscht die Aktivität im Alpha-Bereich zu sehr vor, kann sich dies in Konzentrationsschwierigkeiten äußern.
Thetawellen: (4 Hz – 8 Hz)
Dieser Frequenzbereich geht mit tiefer Entspannung einher, und kann durch bestimmte, besonders tiefgehende, meditative Techniken angeregt werden. Sind die Thetawellen dominant, ist es nahezu unmöglich, nicht einzuschlafen. EEGs von Säuglingen und Kleinkindern bestehen zum Großteil aus Thetawellen.
Deltawellen: (0 Hz – 4 Hz)
Deltawellen sind langsam und vibrieren auf tiefer Frequenz, treten vorwiegend im Tiefschlaf auf. Ohne sie wäre also kein regenerativer Schlaf möglich, das Immunsystem würde nicht funktionieren, es fände keine Selbstheilung statt. Wären im Gehirn allerdings nur Deltawellen aktiv, wäre das Denken schlichtweg nicht möglich.
Alphawellen wirken beruhigend
Von allen Gehirnwellen können die Alphawellen am leichtesten vorsätzlich erzeugt werden: Sobald man die Augen schließt, steigt die Alpha-Aktivität. Kaum ein Zufall also, dass dieser Frequenzbereich oft kurz vor dem Schlaf besonders angeregt wirkt. Alphawellen bilden den Übergang zwischen dem bewussten Denken und dem Unterbewusstsein, also zwischen Beta- und Thetawellen. Im Alpha-Bereich befindet man sich gewissermaßen in einem neutralen Zustand, in dem das Gehirn bewusst und wach arbeiten kann, aber auch das Unterbewusstsein zugänglich ist. So machen sich auch Hypnose, autogenes Training und andere Mentaltechniken diese Schwingungen besonders zunutze. Die Alphawellen helfen dabei, uns zu beruhigen, und fördern die Tiefenentspannung. Es ist demnach auch dieser Bereich gerade vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen besonders wichtig.
Stehen wir unter Stress, kann die sogenannte Alpha-Blockade entstehen: Übersteigerte Aktivität im Beta-Bereich überlagert dann gewissermaßen die geringfügige Alpha-Produktion, wenn wir zu aufgeregt werden. Fühlt man sich überfordert, hilft es also allemal, die Augen zu schließen und tief durchzuatmen, um sich zu entspannen – den Alphawellen sei dank.
MusikMedizin – passive Selbstheilung im Schlaf
Über bloße Beruhigung und Entspannung hinaus kann Musik, die mit besonderer Rücksicht auf die Hirnwellen-Aktivität komponiert wurde, geradezu gesundheitsfördernd wirken. Da ja viele Menschen ohnehin gerne mit Hintergrundmusik einschlafen, bietet sich die Nacht als ideale Gelegenheit zur musikmedizinischen Behandlung an.
Die MusikMedizin stellt einen neuen Ansatz dar, der die Herz-Hirn-Kohärenz zum Ziel hat. Soll heißen: Im Sinne der ganzheitlichen Gesundheit sollen Herz und Gehirn in Gleichklang gebracht werden. So wird das Wohlbefinden gesteigert und u.a. auch das limbische System reguliert. Dadurch übt die Musik nicht nur positiven Einfluss auf die Psyche und die Emotionen aus, sondern auch auf die körperlichen Selbstregulations- und Selbstheilungskräfte. Durch das passive Hören von MusikMedizin im Schlaf können das vegetative und hormonelle Gleichgewicht gefördert werden.
Auch das Immunsystem profitiert, die Selbstheilungskräfte werden aktiviert. Darüber hinaus wird die Schlafqualität verbessert, was sowohl Körper als auch Psyche stärkt, und den täglichen Umgang mit stressigen Situationen um ein Vielfaches erleichtert. Mit diesem natürlichen Verfahren können angestaute Emotionen zum Wohle der inneren Harmonie aufgelöst werden, und dem Ein- und Durchschlafen steht nichts mehr im Wege.
Bildquelle: Depositphotos
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