Propriozeption ist die bewusste oder unbewusste Verarbeitung afferenter Informationen über die Gelenkstellung und Gelenkbewegung durch das zentrale Nervensystem. Als afferent werden hier die Nervenfasern bezeichnet, die einen Reiz von den Rezeptoren ins zentrale Nervensystem weiterleiten. Die Propriozeption bildet damit die Grundlage der motorischen Abläufe des menschlichen Bewegungssystems. Andere, aussagekräftigere Bezeichnungen sind Tiefensensibilität oder Eigenwahrnehmung.
Spezielle Rezeptoren befinden sich in den Muskeln und den Gelenken. Sie übermitteln die Informationen über die Bewegungen, die Haltung und die Position des gesamten Körpers im Raum und leiten all diese Informationen zum Zentralnervensystem weiter. Diese Informationen betreffen die Stellung der Gliedmaßen im Raum, die Richtung und Geschwindigkeit einer Bewegung und das Ausmaß der aufzuwendenden Muskelkraft. Zusammengefasst: Stellungssinn, Bewegungssinn und Kraftsinn sind rund um die Uhr aktiv. Das zentrale Nervensystem verarbeitet alle ankommenden Informationen und leitet die notwendigen Befehle an den Halte,- und Bewegungsapparat weiter. Tausende Male werden dadurch die Kopfposition oder auch das Spannungsverhältnis der Rückenmuskeln verändert. Der Großteil dieser Bewegungskommandos wird unbewusst ausgeführt. Die propriozeptive Informationsmenge ist riesig. Das erklärt auch, dass sie zum Großteil im Unbewussten stattfindet.
Neben der Vermittlung von sensorischen Informationen über die Bewegungen des eigenen Körpers besitzt die Propriozeption zwei weitere wichtige Funktionen: das Auslösen und die Kontrolle motorischer Reflexe. Reflexe sind entscheidend für die gezielte Koordination von Bewegungsabläufen.
Eine gute Koordination der Bewegungsabläufe ist lebenslang wichtig und kann mit propriozeptivem Training verbessert werden. Dabei geht anfänglich um Übungen auf instabilen Untergründen, also etwa dem Aero-Step, auf Balancetrainern, Luftkissen (DYNAIR), Balancebretter, Therapiekreiseln, Wackelmatten, Stelzen, dem Trampolin uvm. Hier wird zunächst einfach begonnen, wenn sich jedoch das Nervensystem an bestimmte Übungen gewöhnt hat, ist es sinnvoll, den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, d.h. den Bewegungsablauf bzw. das Bewegungsmuster zu stören. Auch das Hinzufügen von weiteren koordinativen Aufgaben wie beispielsweise Balancieren und Jonglieren wird zu einer Verbesserung der dynamischen und statischen Balance beitragen.
Die Vorteile des propriozeptiven Trainings lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
1. Verfeinerung in der Erfassung und Verarbeitung von Reizen
2. Verbesserung des Positionssinnes und des Geschwindigkeitsempfindens
3. Verbesserung und Stabilisierung der Gelenkstellungen
4. Verbesserung der dynamischen Stabilität und
5. Verbesserung der neuromuskulären Kontrolle
Die Propriozeption ist 24 Stunden am Tag aktiv. Selbst während des Schlafes steuern die Rezeptoren die Lage des Körpers und alle unbewusste Bewegungen. Ein qualitativ hochwertiges Bett in der Nacht und ein vorteilhafter Schuh untertags sorgen zusätzlich für eine optimale Positionierung des Körpers im Wach- und Schlafzustand.
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