In dieser neuen Serie soll ein Blick in die Zukunft geworfen werden und insgesamt 21 Thesen sollen beleuchten werden, wie die Zukunft des Schlafes in unserer Zivilisation aussehen wird. Heute kommen wir zur These 16 „Immer mehr Paare werden wieder getrennt schlafen“.
Martin Böckle: Auf den ersten Blick ist das eigentlich für Paare keine gute Nachricht. Denn meistens zieht man aus dem gemeinsamen Schlafzimmer dann aus, wenn es Beziehungsprobleme gibt. Wie kommen Sie zu dieser These bzw. was steckt dahinter?
Prof. Amann-Jennson: In erster Linie geht es um den Schlaf, vor allem um die Störungen des Schlafes durch den Partner. Die Studien zeigen dies ja drastisch auf: 80 Prozent der Erwachsenen schlafen schlecht. Die meisten Menschen brauchen daher besseren Schlaf! Viele bemerken es dann irgendwann selbst: alleine schläft man einfach besser. Das hängt mit vielen Faktoren zusammen, angefangen beim gemeinsamen Bettsystem, dem Thema unruhig schlafen, schnarchen, den Zu-Bett-Geh-Zeiten (Eule oder Lerche) bis hin zu psychologischen Zusammenhängen und vieles andere.
Martin Böckle: Gibt es dazu schon einen messbaren Trend oder Untersuchungen?
Prof. Amann-Jennson: Grundsätzlich finden solche Entwicklungen immer in hochentwickelten Ländern mit einem hohen Lebensstandard statt. Dort machen sich solche Veränderungen im Lebens- und Schlafstil zuerst bemerkbar. Konkrete Untersuchungen gibt es dazu bereits in USA. Da sehen wir, dass 25 Prozent der Paare bereits in getrennten Betten schlafen. Etwas mehr als 10 Prozent sogar in separaten Schlafzimmern. Ein ganz aktueller Trend sehen wir im hochpreisigen Immobilienmarkt in USA. Dort werden bei Neubauten bereits in 50 Prozent der Fälle zwei Eltern-Schlafzimmer gebaut und eingerichtet.
Martin Böckle: Und in welchem Alter beginnen Paare überhaupt darüber nachzudenken?
Prof. Amann-Jennson: Bei der ganzen Angelegenheit geht es um den Schlaf und die Schlafgewohnheiten oder Schlafstörungen des jeweiligen Partners. Es besteht kein Zweifel darüber, dass viele Menschen alleine besser schlafen – speziell die Frauen. Solange man verliebt ist, ein gutes Verhältnis hat – auch regelmäßig Sex hat – treten viele Dinge in den Hintergrund – auch störende Sachen. Mit zunehmenden Alter so zwischen 45 und 55 Jahren ändert sich vieles im Leben. So auch der Schlaf – er wird zunehmend schlechter, man hat Schlafstörungen und Gesundheitsprobleme – der Schlaf ist nicht mehr so tief. Und jetzt stellt man fest, dass eben der Partner oder die Partnerin diese Probleme noch verstärkt. Dann beginnt dieser Prozess.
Martin Böckle: Kann man das tatsächlich messen, dass man alleine besser schläft?
Prof. Amann-Jennson: Dazu gibt es seit vielen Jahren Untersuchungen und Studien. Aber eines nach dem anderen. Diese Entwicklung mit getrennten Betten und Schlafräumen hat vor allem mit den Frauen zu tun. Wenn man sich nämlich mit der Evolutionsbiologie beschäftigt, stellt man fest, dass der Schlaf der Frau sich wesentlich von dem der Männer unterscheidet. Mütter haben immer dafür gesorgt, dass ihre Kinder vor ihnen eingeschlafen sind. Der Schlaf der Mutter war dann in der Folge eher oberflächlich und „wachsam“ in Richtung der Kinder. Vor allem wenn die Kinder nach ganz jung sind. Da sehen die Forscher nach wie vor einen Zusammenhang, warum Frauen schlechter einschlafen und eher zu Schlafstörungen neigen. Studien zeigen auch deutlich, dass die Frauen in der Regel alleine qualitativ besser und tiefer schlafen. Frauen brauchen zum gut schlafen mehr Platz. Also muss man bei einer Schlafoptimierung über diese Punkte auch nachdenken.
Martin Böckle: Das gemeinsame Schlafzimmer und Bett ist in der Menschheitsgeschichte noch relativ neu. Wie war denn da die Entwicklung?
Prof. Amann-Jennson: Wenn man sich mit der Evolutionsbiologie beschäftigt, stimmt dies ganz genau. Die Nacht paarweise mit seinem Partner zu verbringen ist für die Frauen noch relativ neu. Für Männer natürlich ebenso, aber bei denen hat die Vergangenheit weniger Spuren hinterlassen. In frühmenschlichen Gemeinschaften schliefen wir Menschen in Gruppen. An der Seite der Frau lag nicht etwa der Partner, sondern meistens das jüngste Baby, über dessen Schlaf sie wachte.
Martin Böckle: Und was bedeutet dies für uns Männer?
Prof. Amann-Jennson: Ja, das ist interessant. Heute haben wir Männer den Platz dieses Babys übernommen. Nach wie vor fühlen sich Frauen instinktiv in der Nacht in der Mutterrolle. Sie liegen daher oft länger wach. Schlafforscher haben bestätigt, dass wir Männer tendenziell besser schlafen, wenn unsere Partnerin mit uns im gleichen Bett schläft. Also ergibt sich schon aufgrund der verschiedenen Veranlagungen ein Problem. Vor allem dann, wenn wir unsere Bettpartnerin noch zusätzlich stören z.B. durch Schnarchen oder ruckartige Körperbewegungen im Schlaf. Da wachen diese viel schneller auf.
Martin Böckle: welche Rolle spielt dabei das Bettsystem?
Prof. Amann-Jennson: Eine sehr wichtige. Denn meine fast 30-jährigen Forschungen und Schlafmessungen zeigen deutlich, dass der Schlafraum, der Schlafplatz und vor allem das Bettsystem einen sehr großen Einfluss auf die Schlafqualität haben. Egal ob man alleine oder zu zweit in einem Bett schläft. Wenn man allerdings auf einer herkömmlichen und durchgehenden Matratze schläft, stört man sich bei jeder Körperbewegung gegenseitig. Zur Erinnerung – wir machen etwa 20 große und mindestens 50 kleinere Körperbewegungen pro Nacht.
In orthopädisch schlechten Betten noch viel mehr – wir reden dann von einem unruhigen Schlaf. Gerade ältere Matratzensysteme oder Federkernmatratzen neigen zudem bei jeder Bewegung zu Quitsch- oder Knarrgeräuschen. Deshalb empfehlen wir bei Doppelbetten immer 2 voneinander unabhängige SAMINA Bettsysteme zu verwenden. Dies ist auch in Richtung Orthopädie und Bettklima ganz wichtig. Und wenn es nur darum geht, dass die Frau zum Schlafen mehr Platz benötigt kein Problem. Wir haben gerade in einem Luxushotel in Wien das bisher größte Bett eingebaut – 2,70 Meter auf 2,40 Meter!
Martin Böckle: Nun zur Psychologie – gerade bei Partnern ist es oft ein Beweis der Liebe und Zusammengehörigkeit, wenn sie auch gemeinsam in einem Bett schlafen. Hat sich diesbezüglich in der Beziehung von Paaren etwas Grundlegendes geändert?
Prof. Amann-Jennson: Dass das Paarleben nicht einfacher geworden ist, zeigt die Scheidungsquote. Diese liegt nach wie vor über 50 Prozent. Aber der Trend der getrennten Betten und Schlafzimmer geht viel tiefer. Ein Bett zu teilen ist aus Sicht der Sozialwissenschaft eine der am schwersten lösbaren Aufgaben innerhalb einer Partnerschaft. Beobachtungen zeigen die letzten 30 Jahre immer deutlicher, dass Paare oft gemeinsam um eine bessere Nachtruhe kämpfen. Nach leidenschaftlichen Startphasen in der Beziehung kommt es dann wieder zu einer Rückkehr zu individuelle Schlafgewohnheiten, die zuvor – meist von den Frauen – unterdrückt wurden. Zudem glaube ich, dass viele Paarbeziehungen heute viel offener und flexibler geworden sind.
Martin Böckle: Sie haben die Schlafgewohnheiten angesprochen, welche sind da die tatsächlich störenden?
Prof. Amann-Jennson: Es gibt natürlich viele Gründe, warum ein Partner lieber alleine schlafen möchte. Aber heute haben wir auch verschiedene Schlaf- und Aufstehzeiten. Das ist abhängig vom Chronotyp – bin ich Eule oder Lerche, von den beruflichen Verpflichtungen – denn auch immer mehr Frauen sind berufstätig. Natürlich auch von den Schlafgewohnheiten – z.B. bei offenem Fenster schlafen, mehr oder weniger heizen, wenn es draußen kalt ist usw. Das sind alles Umstände, die den Schlaf des anderen stören können. Und eine Bemerkung am Rande: das Kuscheln oder Sex kann man auch in getrennten Betten oder Schlafräumen genießen – vor allem nach dem Aufwachen kann man sich nochmals zusammenkuscheln.
Martin Böckle: Gibt es aus Sicht der Schlafforschung und Schlafbiologie auch noch andere Vorteile, wenn Paare getrennt schlafen?
Prof. Amann-Jennson: In jedem Fall. Der wichtigste Grund ist ganz klar die Schlafqualität. Denn diese ist auch eine wichtige Voraussetzung für die Beziehung. Wer gut schläft ist in jedem Fall friedlicher und auch Stress-resistenter. Und wer durch z.B. seine Schlafstörungen, durch Schnarchen, unruhigen Schlaf oder gar im Schlaf reden – seinen Partner während dem Schlaf stört, setzt unter Umständen auch seine Beziehung aufs Spiel. Auch das Alter spielt eine Rolle – gerade Männer ab 50 oder 60 Jahren müssen während der Nacht öfters auf’s WC – auch das kann den Schlaf der Partnerin sehr stören.
Martin Böckle: Was ist aus Ihrer Sicht zu berücksichtigen, wenn getrennt schlafen ein Thema wird?
Prof. Amann-Jennson: In jedem Falle eine Schlaf-Gesund-Beratung bei SAMINA. Mit unserer fast 30-jährigen Erfahrung können wir auf die Probleme konkret eingehen und Paare beraten. Es geht darum eine störende und unbefriedigende Situation zu verbessern. SAMINA kann in vielen Bereichen wesentlich zu einer Schlafverbesserung beitragen. Jede Verbesserung des Schlafes wirkt sich positiv auf Wohlbefinden und die Gesundheit aus. Sollte sich in der Beratung zeigen, dass getrennte Betten oder Schlafräume für alle Beteiligten Vorteile bringen, dann sollte man das rasch umsetzen. Meine Erfahrung ist, dass Paare, die sich für getrennte Betten oder Schlafräume entschieden haben in 95 % der Fälle positive Rückmeldungen abgeben.
Martin Böckle: SAMINA bietet in jedem Fall – zusammen oder getrennt – schlafbiologisch ideale Voraussetzungen für einen gesunden und erholsamen Schlaf. Eine Schlaf-Gesund-Beratung kann hier sehr wertvoll sein.
Danke für das Interview
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