Schlaf ist essentiell, um Lerninhalte zu verankern – je nach Schlafphase eher motorische oder eher kognitive Fähigkeiten. Dieses Wissen ist bereits bekannt, jedoch hat der Forscher Jan Born, Institut für Medizinische Psychologie der Universität von Tübingen, in zwei Studien weitere Erkenntnisse dazu erlangt. In einer gemeinsam mit anderen Forschern der Universität Tübingen durchgeführten Studie wurde bewiesen, dass sich neu erlernte motorische Fähigkeiten wohl im Schlaf stabilisieren, jedoch nicht weiter steigern. In einer zweiten Studie gemeinsam mit Forschern aus Tübingen und Lübeck gelang der Beweis, dass sich Gedächtnisleistung im Schlaf mit Hilfe von Klicklauten steigern lassen – allerdings mit Grenzen.
Leistungssteigerung durch Schlaf?
Bei der ersten Versuchsreihe mussten die Teilnehmer die mit Hilfe einer Tipp-Folge erlernte Fingerfertigkeit überprüfen. Die Überprüfung erfolgte einerseits für alle Teilnehmer gleich nach dem Training, andererseits nach Gruppen unterteilt. Gruppe 1 legte sich gleich für vier Stunden schlafen. Gruppe 2 blieb während dieser Zeit wach.
Beide Gruppen hatten gemeinsam, dass sie 30 Minuten nach dem Training ihre Bestleistung erbrachten. Eine Leistung, die die „schlafende Gruppe“ gleich wiederholen konnte, die „wache Gruppe“ jedoch nicht. Erst nachdem diese Gruppe den fehlenden Schlaf nachgeholt hatte, konnten die persönlichen Bestleistungen wieder erreicht werden. Nach weiteren zwölf Stunden waren die Ergebnisse der beiden Gruppen wieder vergleichbar.
Das im Training erreichte Leistungsniveau konnte jedoch durch Schlaf nicht gesteigert werden. Die daraus resultierende Schlussfolgerung: eine Leistungssteigerung ergibt sich insofern, als dass die im Training erworbenen Fähigkeiten nur durch Schlaf gefestigt werden und zum Abruf bereit sind. Eine Steigerung über die durch das Training erreichte Bestleistung hinaus besteht jedoch nicht.
Beeinflussung der Gedächtnisleistung durch Laute
Bereits in früheren Studien konnte mittels EEG gemessen werden, dass die im Tiefschlaf vorherrschenden und für die Gedächtnisbildung wichtigen langsamen Hirnschwingungen durch eine Stimulation mit Klicklauten anstiegen. Die Gedächtnisleistung konnte so gesteigert werden. Etwas, was Born mit seinen Versuchen bestätigen konnte. Der Einsatz der gezielten Klicklaute konnte jedoch nicht beliebig gesteigert werden: mehr Klicks oder eine Veränderung der Amplitude ergaben keine Erhöhung der betroffenen Hirnschwingungen und die Gedächtnisleistung wurde nicht weiter gesteigert.
Schlussfolgerung der Forscher: es ist anzunehmen, dass das Gehirn über einen sinnvollen Regulierungsmechanismus verfügt und dass Pausen im Gehirn eine Überforderung ausschließen.
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Quelle: derstandard.at/2000015032296/Schlaf-als-Doping-fuers-Hirn
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