Das Zervikalsyndrom beziehungsweise Halswirbelsäulensyndrom (HWS-Syndrom) ist ein Sammelbegriff für alle Beschwerden, die im Bereich der Halswirbelsäule auftreten oder dort ihre Ursache haben. Abhängig von der Dauer der Erkrankung, untergliedern die Ärzte die Erkrankung nochmals in chronisches oder akutes Zervikalsyndrom. Zusätzlich ist eine Unterteilung in unteres, mittleres sowie oberes Halswirbelsäulensyndrom möglich, je nachdem in welchem Wirbelsäulenabschnitt die Beschwerden auftreten.
Ursachen
Folgende Ursachen können ein Zervikalsyndrom auslösen:
- verhärtete und verspannte Muskulatur sowie verklebtes Fasziengewebe
- Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäulenstrukturen
- posttraumatische Ursachen (Verletzungen und Unfälle)
- Erkrankungen
- psychischer Stress
Ein Halswirbelsäulensyndrom kann bei den Betroffenen leichte bis starke Beschwerden auslösen. Eine konservative Behandlung mit Medikamenten lässt die Schmerzen zwar abklingen, der Körper orientiert sich jedoch automatisch an einem möglichst beschwerdefreien Zustand, einer sogenannten Schonhaltung. Dieser „Pseudogesundheitszustand“ entspricht nicht der optimalen Wirbelsäulenhaltung, wodurch sich langfristig die Problematiken verschlimmern können.
Verhärtete und verspannte Nackenmuskulatur sowie verklebtes Fasziengewebe
Die Halswirbelsäule ist so konzipiert, dass der Kopf optimalerweise senkrecht auf der Wirbelsäule ruht. Aus dieser Ausgangsposition sind die Drehbewegungen sowie das Heben und Senken des Kopfes problemlos möglich. Durch eine Fehlhaltung des Kopfes entstehen sehr schnell Verspannungen innerhalb der Muskulatur, wovon auch das umliegende Fasziengewebe betroffen ist. Diese Muskelverhärtungen führen zu Strukturveränderungen innerhalb der Kapillaren. Die Folgen sind eine eingeschränkte Muskeldurchblutung und beginnende Entzündungsprozesse. Wenn die anfänglichen Beschwerden nicht schnellstmöglich behandelt werden, behält der Muskel seinen Spannungszustand bei. Das verhindert eine gesunde Ver- und Entsorgung des Muskel- und Fasziengewebes. Bei einer Nackensteifheit sind letztendlich Drehbewegungen des Kopfes nur unter starken Schmerzen möglich.
Auslöser sind demnach Fehlhaltungen oder falsche Lagerungen des Kopfes und der Halswirbelsäule, durch:
- sitzende Tätigkeiten wie lange Autofahrten, Computerarbeitsplätze usw.
- Bewegungsmangel
- ungünstige Schlafunterlagen
- ungeeignetes Kopfkissen
- lange Handynutzungszeiten (Handynacken)
Die Nacken- und Halsmuskulatur ist verspannt. Das Bindegewebe verliert an Elastizität, wodurch der Lymphfluss gestört wird. Das komplette Wirbelsäulensystem gerät aus seinem Gleichgewicht. Schonhaltungen werden eingenommen oder die Schmerzen werden mit Medikamenten therapiert, wobei die Ursachen bestehen bleiben.
Etwa 20 Prozent aller sieben- bis zwölfjährigen Kinder leiden bereits gelegentlich unter Rücken- und Kopfschmerzen. Mit steigendem Alter steigt die Zahl der Betroffenen an.
Unbehandelte Verspannungen können zu einem chronischen Zervikalsyndrom mit Abnutzungserscheinungen an den aktiven und passiven Wirbelsäulenstrukturen führen.
Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäulenstrukturen
Degenerative Veränderungen können die Wirbelkörper, die Bandscheiben, die Knorpel und den Bandapparat betreffen und zu folgenden Erkrankungen führen:
- Spondylose
- Facettensyndrom
- Osteophyten, das sind knöcherne Vorsprünge in den Wirbelrändern
- Bandscheibenvorwölbung- oder -vorfall
- Osteochondrose, eine degenerative Knochen-Knorpel-Veränderung
- segmentale Dysfunktion (Blockierung von Wirbelgelenken)
Es ist vollkommen normal, dass die Bandscheiben etwa ab dem 30. Lebensjahr kontinuierlich ihre Elastizität verlieren, da sie weniger Flüssigkeit einspeichern können. Die Wirbelkörper liegen folglich näher beieinander. Durch einseitige Belastungen der Strukturen geraten die Wirbelgelenke in eine dauerhafte Fehlhaltung. Wenn der Abstand zwischen den Wirbeln vermindert ist, kann die Funktion des Facettengelenkes eingeschränkt werden.
Die Probleme können durch unergonomische Matratzen und Kopfkissen zusätzlich verstärkt werden. Während des Schlafes regenerieren die Strukturen der Wirbelsäule, die Bandscheiben füllen sich mit Flüssigkeit, Muskel und Faszien entspannen. Falsche Schlafunterlagen oder Kopfpolster behindern die Regeneration und begünstigen damit die Abnutzungserscheinungen der Bandscheiben, Wirbelkörper sowie Knorpelsubstanz zusätzlich.
Posttraumatische Ursachen
Die Halswirbelsäule ist sehr beweglich, was sie gleichzeitig anfällig für ruckartige Bewegung macht. Die Gefahr erhöht sich zusätzlich, wenn die Muskeln bereits verspannt sind, oder Strukturen, wie die Bandscheiben, bereits vorbelastet sind. Unfälle können ein Schleudertrauma auslösen und bereits schnelle Kopfbewegungen beziehungsweise ungünstige Schlafhaltungen ein akutes Zervikalsyndrom auslösen. Im schlimmeren Fall kommt es zu einem Bandscheibenschaden mit Nervenwurzelbeteiligung.
Erkrankungen
Ein Zervikalsyndrom kann auch durch Erkrankungen ausgelöst werden.
Die Magnet-Resonanz-Tomographie oder die Computertomographie können krankhafte Veränderungen an der Halswirbelsäule sichtbar machen. Tumore, Entzündungsprozesse hervorgerufen durch Rheuma oder Infektionen oder auch Operationen können Symptome eines HWS-Syndroms verursachen. Wichtig ist in diesen Fällen eine schnellstmögliche ganzheitliche Behandlung der Grunderkrankung.
Psychischer Stress
Menschen, die unter starkem Stress stehen, sind meist auch körperlich sehr angespannt. Anspannungszustände führen zu Verspannungen im Schulter- und Rückenbereich. Zusätzlich sind es auch psychische Belastungen wie Trauer oder Trennungsschmerz, welche Symptome eines Halswirbelsyndroms auslösen.
Therapie im Schlaf
Bei Problemen im Halswirbelbereich ist es ratsam, Schlafunterlage sowie Kissen genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn genau diese beiden Komponenten können ein Schlafsystem mit einer orthopädisch überaus wertvollen Wirkung aufmöbeln. Sie können eine beachtliche positive Auswirkung auf jegliche Form von Verspannungen und Nackenschmerzen üben und bieten eine mögliche Therapiemethode für das Zervikalsyndrom.
Quellen:
http://www.drkoestler.at/cervikal-hws/
https://www.rosenfluh.ch/media/arsmedici/2007/08/Das-akute-Zervikalsyndrom.pdf
https://www.apotheken-umschau.de/Ruecken/HWS-Syndrom-87551.html
Bildquelle: @Fotolia
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