Unter Lichtverschmutzung versteht man die Aufhellung des Himmels durch überwiegend künstliches Licht bei Nacht. Zu diesem künstlichen Licht zählen Straßenlaternen, Leuchtreklamen, Videowände, Flutlichtanlagen und Industrieanlagen. Der größte Teil der Lichtverschmutzung wird in Großstädten und Industrieanlagen erzeugt.
Ein Forscherteam um den italienischen Wissenschaftler Fabio Falchi hat einen neuen Weltatlas der Lichtverschmutzung herausgebracht. Demnach sind mittlerweile mehr als 80 % der Weltbevölkerung von der Lichtverschmutzung betroffen, in Europa und den USA sind es sogar 99 %. Völlige Dunkelheit findet man vorwiegend nur noch über großen Wüsten oder Waldgebieten, wie beispielsweise im hohen Norden und in Zentralafrika.
Neben dem Fakt, dass man kaum noch Sterne am Himmel sieht – für die Hälfte der Europäer ist die Milchstraße nicht mehr sichtbar – hat die Lichtverschmutzung auch einen negativen Einfluss auf den chronobiologischen Rhythmus der Tieren und Menschen. Durch die zunehmende Lichtverschmutzung kommt es zu Orientierungsverlust bei Insekten und Vögeln. Bei Wassertieren, die sich in Gewässern aufhalten in die nachts Kunstlicht strahlt, verändert sich der Hormonhaushalt.
Ebenso wie bei den Tieren wird auch der Hormonhaushalt beim Menschen beeinflusst. Durch die Beleuchtung von Straßen, Schaufenstern und Gebäuden verändert sich die Ausschüttung von Melatonin. Melatonin, auch als Schlafhormon bekannt, ist für die Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus zuständig. Durch eine Störung der Ausschüttung verändert sich dieser Rhythmus und kann so zu Schlafstörungen führen. Was wiederum andere Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen, Diabetes, Bluthochdruck zur Folge haben kann.
In Untersuchungen konnte belegt werden, dass die Lichtverschmutzung den Zeitpunkt des Einsetzens der Pubertät bei Jugendlichen beeinflusst.
Ebenso wurde die Lichteinwirkung während des Schlafs untersucht. Wissenschaftler der Johns Hopkins University in Baltimore führten Versuche mit tagaktiven Mäusen durch. Dabei stellten sie fest, dass sogar geringe Mengen an Licht in der Nacht im Gehirn der Mäuse zu Veränderungen führt, welche vergleichbar mit Untersuchungen an depressiven Patienten sind.
Des Weiteren untersuchten israelische Wissenschaftler der Universität Haifa den Zusammenhang von künstlichem Licht in der Nacht, mit der Gefahr an Brustkrebs zu erkranken. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Lichteinwirkung der Östrogenspiegel verändert, und dadurch das Brustkrebsrisiko ansteigt. Ebenso nehmen die Forscher an, dass durch die veränderte Ausschüttung von Melatonin das Krebsrisiko erhöht wird, da Melatonin auch dafür verantwortlich ist, das Wachstum verschiedener Krebsarten einzuschränken.
Vor allem Schichtarbeiter leiden durch einen verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus und die dauernde Belastung nachts durch Kunstlicht. Sie sind deutlich öfter von Brustkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Depressionen betroffen als die übrige Bevölkerung.
Bildquelle: @deathtothestockphoto
Quellenangaben:
Weltatlas der Lichtverschmutzung (http://advances.sciencemag.org/content/2/6/e1600377.full)
Studie Johns Hopkins University (http://www.welt.de/wissenschaft/article114730990/Lichtverschmutzung-koennte-Krankheiten-foerdern.html)
Studie Haifa Universität (http://www.international-light-association.org/pdf/CBI-Urban-Light.pdf)
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Melanie M. meint
Wenn man die betroffenen Flächen ansieht ist es in Italien und Südkorea am größten. Deutlich besser schneiden dagegen die in weiten Teilen nur dünn besiedelten Länder Kanada und Australien ab.
Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Mensch von seinem Zuhause aus noch die Milchstraße erkennen kann? Schlechte Noten gibt es hier für Saudi-Arabien und Südkorea. Vorn liegt dagegen überraschenderweise neben Indien auch Deutschland.
Aber auch die Tierwelt leidet unter dieser Lichtverschmutzung. z.B.die Wanderung von Schildkröten-Jungtieren wird durch die Beleuchtung gestört.