Der Mittagsschlaf, Powernapping oder manchmal auch Siesta genannt ist im Säuglings- und Kleinkindalter allgegenwärtig. Im späteren Lebensalter, insbesondere nach der Pensionierung, wird das Nickerchen wieder häufiger. Die kognitiven Vorteile des Mittagsschlafs sind schon seit langem bekannt. Warum ist das Schlafen am Arbeitsplatz aber vor allem in unseren Breitengraden noch so verpönt?
In Japan, China und der USA wird das Schlafen am Arbeitsplatz schon seit längerem praktiziert. So auch in südeuropäischen Ländern – hier sorgt die Siesta für eine kurze Erholungsphase während des Tages. Bei uns ist das Schlafen am Arbeitsplatz aber oft noch ein Unding. Dabei ist der positive Effekt vom Mittagsschlaf am Arbeitsplatz mittlerweile wissenschaftlich belegt. Schlafexperten sind sich einig: in der Zukunft wird es normal sein, wenn Menschen pausieren und zu jeder Zeit einen Kurzschlaf absolvieren.
Müdigkeit, Konzentration und Aufmerksamkeit
Eine Untersuchung der Schlafmedizin der Landesnervenklinik Sigmund Freud, in Graz belegt eindeutig die positiven Auswirkungen eines kurzen Mittagsschlafs auf Müdigkeit, Konzentration und Aufmerksamkeit. So haben sich 74 Probanden einer Studie eines zwei pupillografischen Schläfrigkeitstestes unterzogen. Im Vergleich zur Gruppe ohne Mittagsschlaf, zeigte sich bei der Kontrollgruppe, welche einen Mittagsschlaf von 20 Minuten gehalten hatten, dass diese signifikant wacher waren. Zudem war das Konzentrations- und Aufmerksamkeitsvermögen statistisch signifikant besser als bei jenen Personen, die ohne Erholungsphase weitergearbeitet hatte.
Vorteile von Mittagsschlaf und Powernap
Mediziner und Schlafexperten befürworten den Mittagschlaf, da die kurze Auszeit den Herzschlag verringert, dafür sorgt, dass die Atemfrequenz und der Blutdruck sinkt und Stress abgebaut wird. Man ist leistungsfähiger, fitter und die Reaktion verbessert sich. Aspekte, die ohne Mittagsschlaf enorm verringert sind, da der Körper sich zusätzlich um die Verdauung kümmern muss.
Wichtig ist, dass der Powernap zwischen 10 bis 30 Minuten liegen sollte und diese Zeit nicht überschreitet. Da die Gefahr von Schlaftrunkenheit steigt, wenn man mehr als eine halbe Stunde schläft und in eine Tiefschlafphase fällt.
Mit dem Schlaf am Arbeitsplatz kommen wir dem biologischen Rhythmus unseres Körpers entgegen. Der zirkadiane Rhythmus mit der Dauer von 24 Stunden ist die innere Uhr. Nach diesem biologischen Rhythmus haben wir zwei Tiefpunkte am Tag. Der eine in der Nacht und der andere biologisch bedingt 12 Stunden später. Somit wird die Schlaftechnologie auch am Arbeitsplatz in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen da der Fokus der Arbeitgeber auf die Schlaf-Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungskraft der Mitarbeiter/innen liegen wird. Ein erholsames Kurz-Nickerchen auf hohem Niveau fördert nicht nur Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungskraft, sondern auch das Arbeitsklima und das soziale Miteinander. Da der gesunde, erholsame Schlaf sich positiv aufs Gemüt auswirkt und die Menschen positiver und freudvoller durchs Leben gehen. Im Gegensatz dazu machen unausgeschlafene Mitarbeiter/innen mehr Fehler, treffen häufiger falsche Entscheidungen, sind nicht so leistungsfähig und befinden sich mehr im Krankenstand als ausgeschlafene Arbeitnehmer.
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Wie, wo und wann wird geschlafen?
Bei der Steigerung von Effizienz, darf man den Schlaf auch im Büro nicht außer Acht lassen. Viele Arbeitgeber stellen sich jedoch die Frage, wie das Schlafen am Arbeitsplatz umgesetzt werden sollte. Im Idealfall wäre dies eine Räumlichkeit, in der ein extra Schlafraum mit den elementaren Schlaf-Voraussetzungen geplant wird. Dabei ist es wichtig, dass der Schlafraum, der Schlafplatz und das Bettsystem allen schlaf- und elektrobiologischen Anforderungen entspricht. Sogenannte Schlafkapseln bieten eine gute Möglichkeit fürs Powernapping im Büro. Licht und Geräusche helfen dabei rechtzeitig wieder aufzuwachen.
In Zukunft wird ein Umdenken stattfinden und Power-Naps werden im Arbeitsalltag dazugehören. Ähnliches wurde auch bei Focus-Rooms oder Chill-out-Zonen erlebt, diese sind heute beliebt und wurden in vielen Unternehmen umgesetzt.
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Aber auch wenn die Räumlichkeiten im Moment noch fehlen, kann schon jetzt einiges für die Gesundheit der Mitarbeiter/innen getan werden. Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Yoga oder autogenes Training können helfen, sich kurz zu entspannen und vom Stress abzulassen. Zudem kann ein ergonomischer Bürostuhl helfen, dem stressigen Arbeitsalltag für wenige Minuten zu entfliehen.
Bei uns ist die kleine Siesta am Arbeitsplatz oft noch mit vielen Fragen verbunden. Dabei hat die Kultur des öffentlichen Nickerchens in einigen Teilen der Welt schon Tradition. Japan schläft im Zug, im Bus, in der Arbeit und auch in sogenannten Schlaf-Cafés. Das Nescafé Suimin Café im Tokioter Bezirk Shinagawa oder auch die Bar à Sieste in Paris sorgen dafür, dass sich gestresste Menschen ein bisschen Ruhe im Alltag gönnen. Diese Schlaf-Cafés bieten insbesondere nicht ausgeschlafenen und gestressten Menschen die Möglichkeit, sich während des Tages kurz auszuruhen. In abgetrennten Räumen mit individueller Lichtstärke und -farbe kann man eine Pause einlegen, sich hinlegen, entspannen und sich in Ruhe und Privatsphäre den wohlverdienten Mittagsschlaf gönnen.
Link zu den Studien:
https://link.springer.com/article/10.1007/BF03349117
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21075238/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5598771/
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