Gemeinsam mit dem Partner das Bett teilen, für die meisten Paare ganz normal. Inklusive nächtlicher Tücken, wie Schnarchgeräusche, der geteilten Bettdecke oder den nächtlichen Toilettengängen des Partners. Forscher der Universität Kiel sind nun der Frage nachgegangen, inwiefern sich der Paarschlaf auf die Schlafqualität[1] auswirkt.
Gemeinsam träumt es sich besser
Das deutsch-dänische Forscherteam rund um Psychiater und Schlafforscher Henning Johannes Drews kam zum Ergebnis: gemeinsam schläft es sich besser. Das Team hatte dazu 12 Paare im Schlaflabor beobachtet und festgestellt, dass das dauerhafte Teilen des Bettes sich positiv auf den REM Schlaf auswirkt. Die Traumschlafphasen fielen bei den Probanden dabei sowohl länger, besser, als auch ungestörter aus. Und gerade die REM-Phasen sind wesentlich für die mentale Gesundheit.
Die Qualität der Partnerschaft ist entscheidend
Doch Paarschlaf ist nicht gleich Paarschlaf. Eine wesentliche Rolle damit der Schlaf tatsächlich erholsam ist, nimmt auch die Qualität der Beziehung ein. Denn auch dieser Aspekt trägt dazu bei, wie die unterschiedlichen Schlafmuster zueinander passen und harmonieren. In oberflächlichen Beziehungen gelingt es meist weniger gut, den Schlaf aufeinander abzustimmen.
Je tiefgehender und gefestigter die Beziehung jedoch ist, desto stärker fällt die Synchronisierung der Schlafmuster aus. Das Forscherteam kam zudem zur Annahme, dass Bewegungen im Schlaf keinen Einfluss auf die Schlafqualität haben. Paare im Schlaf gelten zwar als körperlich unruhiger, dennoch würde sich das Gehirn trotzdem gut erholen können. Laut Drews dürfe man dabei die Körperbewegungen nicht mit einem schlechten Schlaf verwechseln.
Dennoch sind für Drews und sein Team noch viele Fragen rund um den Paarschlaf offen und bedürfen weiterer Forschungen. Beispielsweise wie sich der Paarschlaf im Alter oder bei Krankheit auswirkt.
Hat die Chronobiologie Einfluss auf die Schlafqualität?
Wann wir ins Bett gehen und auch morgens aufstehen wird im Wesentlichen von zwei Faktoren beeinflusst: der inneren Uhr – dem Chronotyp – und dem morgendlichen Wecker. Der Chronotyp lässt sich dabei in zwei wesentliche Kategorien unterteilen. All jenen Personen, die morgens früh aufstehen und topfit sind – den sogenannten Lerchen. Und jenen Personen, die erst abends zu Hochtouren auflaufen und morgens jedoch ewig zum Wachwerden benötigen – den Eulen. Was passiert nun, wenn sich Eule und Lerche ein Bett teilen?
Prof. Dr.med. Kneginja Richter, Schlafforscherin an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Nürnberg, erläutert in ihrem Essay[2], chronotyp-ähnliche Personen haben eine kürzere Einschlafzeit, agieren flexibler und besser, vor allem dann, wenn es um eheliche Problemlösungsansätze geht.
Generell spiele der zirkadiane Rhythmus im Paarschlaf eine wichtige Rolle. Denn Differenzen bei den Schlafgewohnheiten, dem Chronotypus sowie der Schlafqualität können Einfluss auf die Qualität der Beziehung haben. Personen, die sich ein Bett teilen und sich in einer glücklichen Beziehung befinden, schlafen besser. Beziehungskonflikte und die Art wie damit umgegangen wird, können jedoch zu potenziellen Schlafproblemen führen.
Der Schlaf-Wach-Rhythmus bei Eheleuten sei meist recht ähnlich. Dennoch bevorzugen es die meisten Frauen, wenn der Schlaf-Wach-Rhythmus vom Partner eher dem eigenen gleichen würde. Laut Richter sei Schlaf aus schlafmedizinischer Sicht jedoch ein individuelles, persönliches Phänomen, welches nur selten aus dem partnerschaftlichen Kontext betrachtet werden würde. Sie weist jedoch darauf hin, dass es bereits eine Reihe von wichtigen Zusammenhängen in puncto Beziehungsqualität und Paarschlaf gebe, die noch häufig unterschätzt werden würden.
[1] Bed-Sharing in Couples Is Associated With Increased and Stabilized REM Sleep and Sleep-Stage Synchronization (https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyt.2020.00583/full)
[2] Ausgeschlafen klappt’s im Bett (https://www.dgsm-kongress.de/fileadmin/congress/media/dgsm2018/presse/DGSM2018_Paarschlaf.pdf)
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