Seit 1992 findet jährlich am 10. Oktober der World Mental Health Day, der Welttag für Seelische Gesundheit, statt. Ausgerichtet wird der Welttag von der World Federation for Mental Health in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Aufgrund steigender psychischer Störungen, Depressionen bis hin zum Burnout gewinnt dieser Tag mit hunderten Aktionen immer mehr an Bedeutung.
Wer an Depressionen oder Burn-out leidet, befindet sich in einem Zustand starker emotionaler Erschöpfung, fühlt sich ausgebrannt, ist nicht mehr leistungsfähig. Alle diese Störungen werden durch Schlafstörungen begleitet. Was viele Menschen nicht wissen ist, dass anhaltende Schlafstörungen und Schlafmangel psychische Störungen und Burnout auslösen können.
Martin Böckle: Nun weiss man, wer an einer psychischen Erkrankung leidet, klagt oft auch über Schlafstörungen. Diese galten lange als einfaches Symptom der seelischen Krankheit. Doch nun deuten Studien auch auf einen umgekehrten Zusammenhang hin. Die Schlafstörung wird demnach zur eigentlichen Ursache.
GWA: Immer mehr Wissenschaftler bestätigen die These, dass schlechter Schlaf möglicherweise erst eine psychische Erkrankung verursacht. Oft ist es auch so, dass Schlafmangel zu einem Verhalten führt, dass Ärzte als psychische Erkrankung fehldeuten. Ein Team um Dr. Paul Peppard von der US-amerikanischen University of Wisconsin-Madison veröffentlichte eine Studie, welche zum Beispiel die Beziehung zwischen Schlafapnoe (einer nächtlichen Atmungsstörung) und dem Auftreten von Depressionen herstellt.
Martin Böckle: Diese Studie hat auch gezeigt, je stärker die Schlafstörungen waren, umso größer war das Risiko für eine Depression.
GWA: Seit über 30 Jahren werden entsprechende Untersuchungen verstärkt vorgenommen. Heute geht man davon aus, dass bei Patienten mit einer chronischen Schlafstörung das Risiko, depressiv zu werden, zwei- bis viermal so hoch ist wie bei einem Menschen mit gesundem Schlaf. Als chronisch gilt eine Schlafstörung ab einer Dauer von sechs Monaten. Es gibt da mehrere Ansätze wie und warum ein gestörter Schlaf die Gefahr einer Depression deutlich erhöht. Einmal kann man dies aus verhaltenstherapeutischer Sicht sehen, da entwickelt sich im Laufe der Zeit eine gewisse Art von Hilflosigkeit. Man nimmt selber wahr, dass man schlecht schläft und versucht dagegen anzukämpfen, schafft es aber nicht. Genau dieser Zustand führt zu innerem Stress, dann zur Schlafstörung und schlussendlich zu einer depressiven Verstimmung oder krankhaften Depression.
Martin Böckle: Es gibt aber auch andere Gründe, warum eine Schlafstörung zu Depressionen führen kann?
GWA: Ja, da geht es vor allem um die erhöhte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Da dieses Hormon sozusagen der „Marathonläufer unter den Stresshormonen“ ist, wird der Organismus in einen Dauer-Stress-Zustand versetzt. Dies führt automatisch zu körperlichen und psychischen Belastungen. Da spielen die Gene auch oft eine Rolle und so kann sich die Stresssituation nicht wieder auflösen, was eigentlich normal wäre.
Martin Böckle: Und Gehirnforscher haben auch noch einen Zusammenhang gefunden zwischen der Schlafstörung und psychischen Störungen bis hin zur Depression?
GWA: Da ging es darum herauszufinden, welche Prozesse im Gehirn ablaufen, wenn man schlecht schläft oder laufend zu wenig schläft. An der US-amerikanischen University of California (Berkeley) fanden Forscher heraus, dass gestörter Schlaf die Kommunikation zwischen Mandelkern (Amygdala) und Frontallappen massiv beeinflusst und sogar unterbrechen kann. Der sogenannte Mandelkern steuert die Bewertung emotionaler Reize. In einem Teil des Frontallappens, dem präfrontalen Kortex, werden die kognitiven Prozesse reguliert. Das sind Vorgänge im Gehirn, die eine höhere Ebene der Verarbeitung benötigen. Auch Lernen, Erkennen, Vergleichen, Nachdenken, Problemlösen, Entscheiden oder Planen erfordern höhere Hirnleistungen.
Fakt ist: fehlender Schlaf kann die Fähigkeiten unseres Gehirns massiv einschränken, vor allem die Verarbeitung unserer Emotionen. Und dass wir angemessen auf emotionale Reize reagieren. Und genau dies kann zu psychischen Störungen und psychiatrischen Symptomen führen. Bei Erkrankungen wie Depressionen wird genau diese wichtige Aktivität des Frontallappens behindert.
Martin Böckle: Besonders der Schlafmangel kann auch bei Kindern zu psychischen oder seelischen Störung führen. Da gibt es sogar einen Zusammenhang zum viel diskutieren ADHS – der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung?
GWA: ADHS ist vereinfacht ausgedrückt eine neurobiologisch bedingte Erkrankung mit erheblichen Auswirkungen auf viele Lebensbereiche. Gerade bei Kindern in der Entwicklung wirkt sich dies oft sehr negativ aus. Die Ausprägungen sind ganz unterschiedlich mit unterschiedlichen Symptomen. Dadurch ist es meistens schwierig, die Diagnose zu stellen. Auch bei ADHS wird ein Zusammenhang mit Schlafstörungen und Schlafmangel vermutet. Bis zu 50 Prozent der an ADHS erkrankten Kinder schlafen schlecht oder zu wenig. Kinder mit ADHS haben in der Regel einen kürzeren und weniger erholsamen Schlaf. Im Durchschnitt schlafen sie gut eine halbe Stunde weniger, als gesunde Kinder. Auch die REM-Traum-Phasen, die ja wichtig sind für die Verarbeitung von Tagesstress und Emotionen, sind um knapp 20 Minuten verkürzt. An der Stelle ist wichtig zu sagen, dass der Schlafmangel wahrscheinlich nicht die alleinige Ursache von ADHS ist, aber die Symptome werden dadurch deutlich verschlimmert. Und genau dieser Zusammenhang von Schlafstörung und Schlafmangel führt dann oft auch zu falschen Diagnosen.
Martin Böckle: Wie ist man da darauf gekommen?
GWA: Dazu gibt es eine Studie von einem Forscherteam rund um Dr. David Gozal von der US-amerikanischen University of Louisville (Kentucky). Darin wird die Gefahr, dass durch eine Schlafstörung hervorgerufene Symptome fälschlicherweise öfters als ADHS interpretiert würden, aufgezeigt. Die Wissenschaftler fanden nämlich heraus, dass rund ein Viertel der Kinder mit leichter ADHS unter Schlafapnoe leidet. Dies trifft dagegen nur auf 5 Prozent der Kinder mit starker ADHS und ebenfalls nur für 5 Prozent der gesunden Kinder zu. Es ist anzunehmen, dass die nächtlichen Atmungsstörungen und der daraus entstehende Schlafmangel zu Symptomen führen, die denen einer leichten ADHS-Erkrankung ähnlich sind. Es besteht also die Gefahr einer falschen Diagnose und Behandlung. Deshalb auch immer über den Schlaf reden und berichten.
Martin Böckle: Da gibt es auch Untersuchungen die zeigen, dass dies nicht nur bei Kindern zu Fehldiagnosen führen kann, sondern auch bei Erwachsenen?
GWA: Es ist richtig, dass anhaltende Schlafstörungen auch bei Erwachsenen zu psychischen und psychiatrischen Erkrankungen führen können. Viele Patienten werden dann leider fälschlicherweise mit Psychopharmaka behandelt. Die eigentliche Ursache der Symptome, der gestörte Schlaf, bleibt dabei unerkannt bzw. wird das in die Diagnose nicht einbezogen. Würde man dies tun, käme es zu einer deutlichen Besserung der Symptome und in vielen Fällen könnte man so sogar die Heilung des Patienten erreichen.
Martin Böckle: Also läuft das Ganze einmal mehr auf Ihre Forderung der Schlafoptimierung hinaus. Insbesondere die Optimierung des Schlaf-Gesund-Trios Bett – Schlafplatz und Schlafraum?
GWA: Ja da sind wir wieder bei unserem Thema. Der gesunde, erholsame Schlaf ist ein 90-Prozent-Faktor. Das heisst, dass 90 Prozent unserer körperlich-seelisch-geistigen Gesundheit von einem biologisch hochwertigen Schlaf abhängen. Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass schlechter Schlaf in einem Zusammenhang mit dem Auftreten von psychischen und psychiatrischen Symptomen steht, muss sich endlich auch in der ärztlichen Praxis etablieren. Denn jeder 2. Patient der zum Arzt kommt, hat ja bereits Schlafstörungen. Also wäre es wichtig, dass der Arzt den Schlaf bzw. seine Störungen in die Diagnose integriert und seine Patienten motiviert, den Schlaf nach den Regeln der Schlafbiologie und Schlafmedizin zu verbessern. Gesunder Schlaf wird in der Gesundheitsvorsorge aber auch in der Therapie künftig zu einem ganz entscheidenden Faktor!
Martin Böckle: Und auch das gefürchtete Burn-out-Syndrom hat mit Schlafstörungen zu tun?
GWA: In jedem Fall, dazu gibt es auch Studien, die eindrücklich zeigen, dass Burn-out eine Folge von anhaltenden Schlafstörungen ist. Damit werden wir uns in der nächsten Sendung beschäftigen.
Martin Böckle: Was raten Sie Betroffenen, die selber spüren, dass ihre psychischen Beschwerden, ihre Niedergeschlagenheit und Depressionen, Panikattacken, Angstzustände, ADHS bei Kindern oder andere Gesundheitsprobleme möglicherweise mit ihrem schlechten Schlaf zu tun haben?
GWA: Beschwerden und Symptome müssen immer zuerst ärztlich abgeklärt werden. Reden Sie mit Ihrem Arzt in jedem Fall auch über den Schlaf, vor allem wenn dieser gestört ist. Oder wenn man weiss, dass man zu wenig schläft. Und werden Sie selber aktiv. Beschäftigen Sie sich mit der von mir entwickelten SAMINA-Schlaf-Gesund-Philosophie. Wir helfen Ihnen – auch in Zusammenarbeit mit Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Therapeuten, den Schlaf naturgesund zu verbessern.
Martin Böckle: Nutzen Sie die vielen Möglichkeit und informieren Sie sich. Sie können als ersten Schritt das Buch von Dr. Günther W. Amann-Jennson „Schlaf dich jung fit und erfolgreich“ jetzt downloaden. Oder Sie melden sich gleich für eine kostenlose Schlaf-Gesund-Beratung bei SAMINA an.
Weitere wertvolle Informationen und interessante Beiträge finden Sie in unserem kostenlosen E-Book „Schlaf dich jung, fit und erfolgreich„.
DANKE FÜR DAS GESPRÄCH.
Bildquelle: @SAMINA
Quelle: Redaktion – Einfach gesund schlafen
Christoph Hinterberger meint
Ich habe dieses Buch gelesen und muss sagen, dass sich dadurch auch teils meine Einstellung verändert hat. Ich hatte so einige Symptome aber kam nie auf den Gedanken, dass der schlechte Schlaf etwas damit zu tun haben könnte.
Ich habe mittlerweile auch einige Vorträge seitens Herrn Dr. med. h.c. Günther W. Amann-Jennson gesehen und bin fasziniert von dieser Thematik…..
Oft sind es viele kleine unterschiedlichen Dinge die negativ auf unseren Körper und auch auf uns selbst einwirken. Und wenn sich alles mal häuft, wird es irgendwann mal zuviel. Ich muss schon sagen, dass man anhand dieses Wissens sich beim Samina-Schlafsystem viele Gedanken gemacht hat. Als Samina-Schläfer kann ich es auch unter anderem bestätigen. Keine Verspannungen mehr, meinen Bandscheiben gehts besser und ich wache morgens wirklich! wesentlich erholter, motivierter auf.
Man muss sich auch mal trauen die eigene Einstellung zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Oft kommt die Hilfe unerwartet…
Christoph Hinterberger meint
*Man muss sich auch mal trauen die eigene Einstellung zu hinterfragen und neue Wege gehen. Oft kommt die Hilfe unerwartet…
Eyob Russom meint
Gut ein Drittel der Deutschen leiden unter Ein- und Durchschlafstörungen. Merkmale hierfür sind beispielsweise Einschlafschwierigkeiten und ständiges Erwachen während der Nacht. Die Betroffenen klagen, dass sie nach dem nächtlichen Erwachen nicht mehr Einschlafen können oder wachen am nächsten Morgen sehr früh auf.Die so genannte Stimulus-Kontrolle ist dazu da, um das eigene Bett wieder als Schlafplatz im Gehirn zu festigen. Dies geschieht, indem man das Bett und das Schlafzimmer nur zum Schlafen benutzt und nicht zum essen, fernsehen oder telefonieren. Dadurch wird nur noch Schlafen mit dem Zimmer verbunden und es fällt leichter sich zu entspannen und einzuschlafen.