Der teuer erkaufte „Chemie-Schlaf“
Mit der Zunahme der Schlafstörungen haben auch die Verordnung von Schlafmitteln (Hypnotika) sprunghaft zugenommen. Im ersten Moment erweckt diese Möglichkeit durchaus den Eindruck, dass Schlaf käuflich ist. Dies stellt jedoch längerfristig keine geeignete und vor allem endgültige Lösung dar, da sie abhängig macht, die eigentlichen Ursachen der Schlafstörung nicht behoben werden und ihre Wirkung ist außerdem auf die Einnahmezeit beschränkt.
Dass trotzdem Millionen von Menschen leider in die falsche Richtung unterwegs sind, zeigen die Absatzstatistiken an Beruhigungs- und Schlafmedikamenten. Dass diese Mittel den Schlaf höchstens kurzfristig und nur scheinbar verbessern können, die Menschen davon rasch süchtig werden und die Chemie an der Gesundheit nagt, wird meistens verschwiegen. Und dass die regelmäßige Einnahme von Schlafmitteln den Schlaf in Wirklichkeit verschlechtert, ist ein paradoxes und gleichzeitig ein scheinbar akzeptiertes Phänomen. Die Wochenzeitung DIE ZEIT hat am 11. Juni 2015 mit der Titelstory „Schlaf, Deutschland, schlaf!“ einiges zum Thema Medikamentenmissbrauch aufgedeckt. Fazit: zunächst helfen Beruhigungs- und Schlafmittel, dann schaden diese allerdings massiv. Das Problem ist, dass nach vier bis acht Wochen Patienten ohne die Mittel nicht mehr problemlos schlafen können. Deshalb dürfen sie eigentlich nur kurzfristig verordnet werden. Langfristig drohen nämlich Nebenwirkungen, Gedächtnis und Hirnleistung werden schlechter, die Suchtgefahr steigt stetig und der Schlaf ist biologisch gesehen von einem gesunden, erholsamen Schlaf weit entfernt.
Auf den Punkt gebracht: die Kräfte des Schlafes lassen sich nicht ohne weiteres chemisch herbeizaubern.
Allein in Deutschland sind etwa 1,5 Millionen Menschen (zahlenmäßig mehr als alle Einwohner Münchens!) bereits davon abhängig. Hinweis: setzen Sie bitte bei bereits bestehender Abhängigkeit, Beruhigungs- und Schlafmittel nie eigenmächtig ab. Es kann zu schweren und gefährlichen Abstinenz-Syndromen kommen. Reden Sie mit Ihrem Arzt, Therapeuten oder Apotheker.
Eine Studie der Universität Bergen (Norwegen) hat übrigens gezeigt, dass bei Schlafstörungen Schlafhygiene und Verhaltensänderungen mehr und vor allem längerfristig helfen, als chemische Schlafmittel. Im Hinblick auf diese guten Ergebnisse und der doch eher begrenzten Wirkung von Hypnotika bei chronischen Schlafstörungen raten die Forscher den Ärzten und Therapeuten, den Patienten eine Verhaltenstherapie zu verordnen. Die Kombination einer Schlafplatz-Optimierung mit einem therapeutischen Schlaf-Gesund-Coaching verspricht langfristig aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen eindeutig den besten Erfolg. Dadurch wird das Einschlafen und Durchschlafen verbessert, Schlafeffizienz (Anteil des Schlafes während der Aufenthaltszeit im Bett) und Schlafqualität (mehr Tiefschlaf, weniger Körperbewegungen) verbessern sich ebenfalls.