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Es ist eine weit verbreitete Annahme, dass der Mensch im Alter mit weniger Schlaf auskommt, als in jüngeren Jahren. Die Wissenschaft ist noch im Unklaren: einerseits belegen Studien, dass bereits im Alter von etwa 20 Jahren feststeht, ob man zu den Lang- oder den Kurzschläfern gehört. Andere Studien belegen, dass ältere Menschen weniger Schlaf benötigen. Eines jedoch ist sicher: die Schlafphasen erfahren mit zunehmendem Alter eine Änderung.
Ausreichend gesunder Schlaf ist in jedem Alter essentiell für Wohlbefinden
Wir fühlen uns am Morgen frisch und leistungsfähig, wenn wir abends problemlos einschlafen, nachts durchschlafen und nicht zu früh aufwachen. Wenn man aber unversehens deutlich weniger schlafen kann, wird man rasch eine Minderung der Leistungsfähigkeit feststellen, ebenso leiden Vitalität und Gesundheit. Deshalb sollte man auch im fortgeschrittenen Alter Schlafprobleme ernst nehmen und etwas dagegen unternehmen.
Amerikanische Forscher haben das Phänomen der Durchschlafstörungen bei älteren Menschen mit rund 200 Personen im Alter von 60 und 90 Jahren untersucht und herausgefunden, dass sich das Todesrisiko unabhängig von Alter, Geschlecht oder Gesundheitszustand mehr als verdoppelt hatte, wenn die Probanden nachts mehr als eine halbe Stunde wach lagen. Andererseits zeigt eine englische Studie, dass ältere Menschen tatsächlich mit weniger Schlaf, als in jungen Jahren auskommen.
Auch wenn die Wissenschaft in Bezug auf die benötigte Schlafdauer noch nicht ganz schlüssig ist, ist ganz klar, dass sich mit dem Älterwerden der Anteil der Tiefschlafphasen ändert. Die Nachtruhe insgesamt wird oberflächlicher und anfälliger für Störungen wie etwa laute Umgebungsgeräusche, welche dann zum Aufwachen führen können. Dass sich dadurch die Schlafqualität bei älteren Menschen in zunehmendem Masse verschlechtert, ist leider eine Tatsache. 30 bis 50 Prozent der über 60-Jährigen finden nachts nur unzureichend Schlaf und Erholung.
Verschiedene Schlafforscher haben inzwischen über 100 unterschiedliche Schlafstörungen ermittelt, so dass die Gründe im Einzelfall nicht immer leicht zu diagnostizieren sind. Dass sich die Schlafqualität bei Berücksichtigung einiger wichtiger Punkte hinsichtlich Bett, Bettinhalt und Schlafumgebung unabhängig vom Alter wesentlich steigern lässt, ist unbestritten.
Bildquelle: @Fotolia
Quelle:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3142094/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2516307/
http://www.spektrum.de/news/weniger-schlaf-im-alter-schadet-nicht/1020835
https://www.n-tv.de/wissen/frageantwort/Weniger-Schlaf-im-Alter-article847889.html
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Manfred Seiler meint
Sehr geehrter Herr Amann-Jennson,
seit einigen Jahren bin ich im Unterschied zu früheren Jahrzehnten zum Frühaufsteheer geworden. Alleredings meistens nie freiwillig. Egal zu welcher Zeit ich ins Bett gehe, wache ich regelmässig zwischen 05:00 und 05:15 auf. Fühle mich dann eigentlich fit und ausgeschlafen. Würde aber viel öfters weiterschlafen können, da ich erst um 08:00 Uhr aufstehen müsste. Was für Gründe könnte dieses exakte tägliche Aufwachen haben? Dank. M.S.
Dr. med. Günther W. Amann-Jennson meint
Sie wissen selbst, Ferndiagnosen bringen in der Praxis nichts. Dennoch ist das Phänomen „des zu frühen Erwachens“ oder einer „Ausschlaf-Störun“ nicht unbekannt. Allerdings von vielen Faktoren abhängig. Sollte es sich um eine echte Ausschlafstörung handeln, dann hat dies meistens mit einer Störung des Tiefschlafes zu tun. Des Weiteren können als Verursacher Medikamente, Alkohol, Koffein, falsche Ernährung etc. in Frage kommen. Wer morgens zu früh aufwacht und nicht mehr einschlafen kann und sich dennoch körperlich und mental über den Tag fit fühlt, hat möglicherweise auch kein Problem. Sehr oft tritt das frühe Erwachen am Morgen in Kombination mit Ein- und Durchschlafproblemen auf. Da wir uns in den Morgenstunden fast nur noch in einem leichten Schlaf befinden, ist unser Schlaf in dieser Zeit sehr störanfällig. Dass Sie immer zur gleichen Zeit aufwachen, kann deshalb auch mit Ihrer Schlafumgebung zu tun haben. Wenn der Mieter über uns die Klospülung betätigt, der Nachbar zu der Zeit mit dem Auto wegfährt, eine Straßenbahn quietschend um die Kurve fährt oder Vögel vor unserem Fenster ein Konzert veranstalten, dann nehmen wir aufgrund unseres leichten Schlafes diese Geräusche eher wahr und wachen leichter auf. Unter welcher Form von Schlafstörung Sie tatsächlich leiden (oder auch nicht) und welche Schlafphasen gestört sind (Leicht-, Tief- oder Traumschlafphase), kann man mit einer Schlafmessung feststellen. Entweder in einem Schlaflabor oder mit einem mobilen Messgerät zu Hause. Während der Nacht werden dann u.a. Ihre Gehirnströme abgeleitet und Ihr Schlaf beobachtet. Auf diese Weise kann man zuverlässig feststellen, wie Ihr Schlaf gestört ist und eventuell gezielt Maßnahmen ergreifen. Stress und psychische Belastungen gehen fast immer mit Schlafproblemen einher. Bei Depressionen sind sie besonders ausgeprägt, typisch ist das frühmorgendliche Erwachen. Sicherheitshalber von einem Spezialisten alles abklären lassen, das wäre eine vernünftige Maßnahme.