Es ist wissenschaftlich gut erforscht: In der Pubertät stellt sich die innere Uhr um – bei den meisten Menschen verschiebt sie sich nach hinten, was Teenager zu chronobiologischen „Eulen“ macht. Wenn diese Veränderung auch nur ein vorübergehendes und bisher noch ungeklärtes Phänomen ist, so hat sie doch gravierende Auswirkungen: Gemäß ihrem Biorhythmus sind Jugendliche abends lange aktiv und würden morgen mindestens bis 8 Uhr schlafen. Ein Ausschlafen ist jedoch nicht möglich, da dem der frühe Schul- und Arbeitsbeginn gegenüber steht. Somit schlafen die Jugendlichen anstatt der durchschnittlich benötigten neun Stunden erheblich weniger. Der daraus entstehende Schlafmangel hat alle bekannten negativen Auswirkungen: Schwächung des Immunsystems und somit der Gesundheit, Verringerung der Wohlbefindens und Leistungsvermögens. Ausreichend Schlaf ist auch wichtig für das Aufnehmen, Verarbeiten und Bewahren von Gedächtnisinhalten – so sind sich Experten einig, dass Schlafmangel ein Hauptgrund für Lernprobleme bei Teenagern darstellt.
Weiters kann durch die zu kurze Schlafdauer der Melatoninspiegel nicht vollständig abgebaut werden. Als Folge fühlen sich die Kinder müde und benommen und sind hormonell gesehen tatsächlich nicht ganz wach. Bisher kann ein Lehrer in der ersten Schulstunde davon ausgehen, dass zwei Drittel der Schüler bei offenen Augen nicht aufpassen. Weltweit haben Schulen Versuche mit einem späteren Schulbeginn durchgeführt und es zeigte sich überall dasselbe Bild: bei einem um lediglich 30 Minuten späteren Schulbeginn waren die Kinder ruhiger, leistungsfähiger und -bereiter, weniger krank und schwänzten weniger. Auch anfänglich skeptische Lehrer stimmten nach den Versuchen mit den Forschern, Chronobiologen und Psychologen überein: Eine Anpassung an den Biorhythmus der Jugendlichen hat für alle Beteiligten durchwegs positive Auswirkungen.
Weshalb nun werden die späteren Beginnzeiten nur bei einigen wenigen Schulen und nicht flächendeckend umgesetzt? Neben der Macht der Gewohnheit sind auch folgende Hürden noch zu nehmen: Späteres Aufstehen und ein späterer Schulbeginn bedeuten natürlich auch, dass die Kinder das Elternhaus später verlassen. Was den oftmals frühen Arbeitsbeginn der Eltern zum Problem werden lässt. Auch muss in Lehrbetrieben eine Anpassung des Arbeitsablaufes an eine eventuell spätere Beginnzeit möglich sein.
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Gabriele meint
Meiner Meinung nach beginnt der Schulunterricht viel zu früh. Fände es besser, wenn der Unterricht um 10.00 h beginnen würde, da auch in einer wissenschaftlichen Studie erwiesen wurde, dass Kinder und Jugendliche, wenn der Unterricht später anfängt, viel aufnahmefähiger sind.