Die Kryotherapie, auch Kältetherapie genannt, wird vielschichtig zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt. Das Wort „Kryo“ stammt aus dem griechischen Wort „krýos“ und bedeutet so viel wie Kälte oder Frost. Unter dem Begriff Kryotherapie werden viele unterschiedliche Behandlungsarten zur Entzündungshemmung und Schmerztherapie eingesetzt. Ziel ist, durch eine lokale oder gänzliche Unterkühlung des Gewebes, therapeutische Zwecke zu erreichen. Mittlerweile ist aber auch die vielseitige Wirkung dieser Methode bekannt und erfährt in vielen Bereichen große Begeisterung. Kältebehandlungen haben schon Jahrhunderte an Tradition. Bereits in der Antike wurde diese Technik bei Schmerzen und Bewegungseinschränkungen angewandt, wie der berühmte Arzt Hippokrates sowie der Arzt und Naturforscher Galen in ihren Aufzeichnungen beschreiben.
Wann wird die Kältetherapie angewendet?
Kryotherapien werden bereits durch Ärzte in Kliniken oder der Praxis, aber auch in Hotels und Kosmetikstudios angeboten. Die Anwendungsgebiete sind vielseitig. Besonders bei Schlafstörungen können gute Effekte erzielt werden.
- Verletzungen: Die Kryotherapie wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend und kann aus diesem Grund besonders bei Prellungen und Zerrungen sowie Knochenbrüchen oder Muskelverletzungen Verbesserungen bewirken.
- Nach einer Operation: Die Kälte wirkt auf das Herz-Kreislauf-System. Es entstehen weniger Flüssigkeitseinlagerungen und durch seine entzündungshemmende Wirkung wird die Genesung unterstützt.
- Muskulatur: Erhöhte Muskelspannungen, aber auch Muskelverkürzungen können mit der Kryotherapie entgegengewirkt werden.
- Spastiken: Durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems können Spastiken entstehen. Die Kälte wirkt sich positiv auf die Leitgeschwindigkeit der Nerven aus, weshalb diese sich verbessern können.
- Die Dermatologie kann mithilfe Kryotherapie bestimmtes Gewebe zerstören, weshalb diese Behandlung auch Kryochirurgie genannt wird. Bestimmte Hautveränderungen werden hier mit flüssigem Stickstoff vereist, wodurch das Gewebe abstirbt und somit die Veränderung verschwindet. Dieses Verfahren wird vor allem bei übermäßigem Wachstum von Narben, Feigwarzen, weißem Hautkrebs sowie anderen Hauterkrankungen angewendet.
- Kryotherapie wird auch bei chirurgischen Eingriffen im inneren des Körpers angewandt, indem man zum Beispiel Tumorgewebe bei Krebserkrankungen abtötet. Auch bei Herzrhythmusstörungen kann man bestimmte kleine Bereiche des Herzmuskels vereisen und eine Besserung erzielen.
- Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (zum Beispiel Arthrose) und chronische Schmerzen (z.B. Fibromyalgie) oder Hauterkrankungen (Schuppenflechte oder Neurodermitis) können von der Behandlung ebenfalls profitieren.
- Schlafstörungen: Es können bisher positive Erfolge bei Schlafstörungen durch eine Ganzkörper-Kryotherapie erzielt werden. So können Schlafprobleme entweder auf direktem Weg, wie zum Beispiel durch die Regulierung des zentralen Aktivitätsniveaus, aber auch durch das Lösen von Schmerzen zu einem erholsamen Schlaf führen.
- Neben Schlafstörungen können auch positive Erfolge bei Ermüdungserscheinungen, Erschöpfung, Depressionen und Migräne erzielt werden.
- Mittlerweile benützen dieses Verfahren auch viele Menschen um abzunehmen, da Kalorien in kurzer Zeit sehr schnell verbrannt werden. Der positive Einfluss auf Zellulite wird hierbei auch gerne beworben.
Arten der Behandlung
Lokale Kryotherapie
Bei der lokalen Kryotherapie wird eine Extremität oder ein Gelenk behandelt. Hier gibt es viele unterschiedliche Methoden, diese Kältetherapie anzuwenden, die sich in Hinsicht auf Verfahren, Temperatur und Anwendungsdauer unterscheiden.
- Wickel
Diese werden schon seit jeher als Hausmittel verwendet und können aus Kaltmoor, Quark/Topfen, Retterspitz oder aus mit Eiswasser getränkten Küchentüchern bestehen und haben eine Temperatur von etwa 0 bis 15°C. Auch die kneippschen Wickel sind hier sehr bekannt.
- Kältekompressen
Die 1 bis 3°C kalten Kompressen sind ideal für die Kühlung der Gelenke, da sie durch ihre Verformbarkeit ideal angepasst werden können.
- Eisbeutel
Dieser besteht aus Kunststoff sowie einer Mischung aus Eis und Wasser, welches eine Temperatur von etwa 0°C besitzt. Dadurch wird die Haut innerhalb von 20 Minuten auf etwa 10°C heruntergekühlt. Es kann dafür zum Beispiel ein Kühlakku eingesetzt werden.
- Eisgranulat
Hierfür wird ein Stoffbeutel mit dem Eisgranulat (0,5 bis -1°C) auf die Haut platziert. Nach 20 Minuten sinkt die lokale Hauttemperatur auf 5 bis 8°C.
- Gestielter Eisroller
Der gestielte Eisroller beträgt ebenfalls in etwa 0,5 bis -1°C. Das betroffene Gewebe wird zum Beispiel bei vorhergegangener Lymphdrainage mit dem Eisroller abgerieben oder betupft.
- Kältespray
Ein Kältespray wird oftmals bei akuten Verletzungen im Sportbereich verwendet. Der Nachteil ist, dass die entstehende Verdunstungskälte nur kurzfristig wirkt. Der Spray wirkt mit 0,5 – 1°C stark kühlend und ist deshalb als Erstmaßnahme ideal.
- Gelpackungen
Diese Gelpackungen sind 15 – 20°C kalt. Ein trockenes Küchentuch sollte zwischen der Gelpackung und der Haut liegen, um oberflächliche Erfrierungen zu verhindern.
- Kalte Gase
Kaltluft besitzt eine Temperatur von -30°C, Stickstoff kann sogar bis zu -160°C aufweisen. Vor allem Rheuma-Erkrankungen können mit dieser Art von Kryotherapie gut behandelt werden.
- Kryosonde
Flüssiger Stickstoff (bis -195°C) wird mithilfe einer Sonde auf die betroffene Stelle, außerhalb oder innerhalb des Körpers, geleitet und vereist das Gewebe lokal. Durch die Vereisung stirbt die berührte Stelle ab.
- Wattetupfer
Die vor der Anwendung mit flüssigem Stickstoff gekühlten Wattetupfer berühren max. 45 Sekunden die betroffene Stelle und vereisen diese.
- Offene Sprayverfahren
Bei dieser Methode wird der flüssige Stickstoff mit Hochdruck auf die lokale Stelle gesprüht. Ein Minuspunkt ist allerdings, dass man mit dem offenen Sprayverfahren nicht so exakt sein kann, wie es bei der Kryosonde und dem Wattetupfer der Fall ist. Auch hier ist der flüssige Stickstoff bis zu -195°C kalt.
Ganzkörper Kryotherapie
Kryotherapie wird nicht nur lokal angewendet. Besonders in letzter Zeit erhält die Kryotherapie als Ganzkörper-Therapie einen Aufschwung.
Bei der Anwendung der Ganzkörper-Kältetherapie wird die Hautfläche in kurzer Zeit auf ca. 0°C heruntergekühlt. Das Gehirn erkennt diese Situation als lebensbedrohlich und setzt Mechanismen in Gang um den Körper zu schützen und eine Unterkühlung zu verhindern. Was zum einen ein Boom unter den Hollywoodstars ausgelöst hat, da diese so in kurzer Zeit viele Kalorien verbrennen können und zusätzlich ein Hautstraffenden Effekt nachgesagt wird, erhält auch in der Behandlung von diversen Krankheiten eine hohe Resonanz. Autoimmune Krankheiten wie Rheuma, Schuppenflechte, Arthritis, Schmerzen usw. reagieren positiv auf diese Behandlung. Auch bei Depressionen, Schlafstörungen und andere psychische Erkrankungen können gute Erfolge erzielt werden. Die Kryotherapie dauert nicht länger als 1-3 Minuten und ist auch nicht lebensbedrohlich. Gleich nach der Anwendung kann man seinen gewohnten Tagesablauf weiterführen. Anschließende Physiotherapie, Muskeltraining oder ähnliches wird somit nicht behindert.
Auch hier gibt es unterschiedliche Methoden:
- Eisbad
Eisbäder werden üblicherweise in eiskalten Gewässern bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt (0 – 10°C) eingenommen. Diese Art der Kryotechnik ist nicht ganz ohne und sollte geübt sein. Beim Baden oder Schwimmer in kalten Gewässern kühlt der Körper sehr schnell aus, deshalb ist eine zusätzliche Person zur Aufsicht sehr wichtig. Trotzdem würde die Haut nicht unter die Temperatur des Wassers fallen. Nach einem Eisbad ist es sinnvoll sich wieder aufzuwärmen und den Körper zu entspannen bzw. ihm eine Ruhepause zu genehmigen.
Spannenderweise kann der Körper Kältekammern und Eissaunen besser aushalten als Eisbäder, obwohl letzteres um einiges wärmer ist. Grund ist die Thermodynamik, wodurch Wasser eine höhere Wärmeleitfähigkeit besitzt als Luft. Dadurch werden Temperaturunterschiede durch Wasser auf die Haut schneller übertragen. Zusätzlich sind die Körperempfindungen bei Flüssigkeit ganz anders als bei Luft. Die eiskalte Luft besitzt kaum Feuchtigkeit, wodurch die Kälteempfindung des Menschen nicht so stark ist.
- Kältekammer/Kryokammer
Der Japaner Dr. Toshima Yamauchi erfand in den 80iger Jahren ein Extremkältebehandlungsverfahren. Eine Kammer mit einer Raumtemperatur von ungefähr -110°C ist die Grundlage der Behandlung. Menschen halten sich in dieser Kammer etwa 1-3 Minuten auf und sind mit einer Schwimmkleidung, Handschuhen, Schuhen sowie Mundschutz bekleidet. Der Patient ist während dieser Zeit ständig in Bewegung und kann meistens zwischen Kammern mit unterschiedlichen Temperaturen wechseln.
- Eissauna
Die Eissauna, auch Kryosauna oder Kältesauna genannt, wurde bereits in den 90er Jahren von Professor Baranov in Russland entwickelt. Die Grundlage dafür bildeten die wissenschaftlichen Ergebnisse von Dr. Toshima Yamauchi.
Bei dieser Methode wird nicht der gesamte Körper der Kälte ausgesetzt sein, denn der Kopf wird nicht mitgekühlt. Die Temperatur liegt bei ungefähr -160°C und dauert unter fachkundiger Aufsicht etwa 1-3 Minuten.
Positive Auswirkung der Kryotherapie auf den Körper
- Durchblutung wird reduziert
Durch die lokale Kryotherapie ziehen sich die im oberflächlichen Gewebe befindenden Gefäße zusammen. Je länger die Therapie angewandt wird, desto tiefer dringt die Kälte in die Gewebeschichten ein und wirkt dort. Durch die dadurch reduzierte Gewebedurchblutung wird auch die Flüssigkeitseinlagerung bei der Bildung von Ödemen verhindert.
- Entzündungen werden reduziert
Erhält man über zwei oder drei Stunden eine Kryotherapie, hat dies zur Folge, dass die betroffene Stelle geringer durchblutet wird und Stoffwechsel- sowie Entzündungsprozesse reduziert werden.
- Schmerzen werden reduziert
Die Kühlung des Gewebes betäubt die betroffene Stelle, wodurch weniger Schmerzen empfunden werden. Meistens völlig schmerzfrei ist man bereits bei einer Gewebstemperatur von ungefähr 15°C.
- Muskelspannung verändert sich (Muskeltonus)
Beim ersten Schritt steigert sich für kurze Zeit die Muskelspannung bei einer Kryotherapie. Nach einem längeren Einwirken der Kälte wiederum nimmt diese ab und kann dadurch auch zusätzlich die Schmerzen reduzieren.
- Gegenregulierungsprozesse im Körper
Durch die Einwirkung der Kältetherapie reagiert natürlich der ganze Körper auf die Behandlung. Durch diese „Fernwirkung“ kann sich der Blutdruck, die Herzfrequenz, Muskulatur, die Signalübertragung der Nerven und sogar der Atem durch eine Gegenregulierung ändern.
Die Kryotherapie boomt mittlerweile in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Erfahren Sie die Kryotherapie in Ihrer Stadt und finden Sie hier alle Kryotherapie-Stellen in Ihrer Nähe:
Quellen:
https://kryo.info/was-ist-kryotherapie/
https://www.netdoktor.de/therapien/kryotherapie/
Bildquelle: @SXC
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