Bitterstoffe zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen und sind keine Mikronährstoffe. In der Ernährungswissenschaft sind bisher über 30.000 verschiedene, sekundäre Pflanzenstoffe bekannt. Neben den Bitterstoffen zählen ebenso Schleimstoffe, ätherischen Öle und Gerbstoffe dazu.
Bitterstoffe sind eine eigene – seit langer Zeit leider in Vergessenheit geratene – Wirkstoffklasse. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sie in Getränken, Kräutern und Lebensmitteln enthalten sind, die bitter schmecken. Auch der bitterste Naturstoff „Amarogentin“, der in der Wurzel des gelben Enzians vorkommt sowie das im Wermut enthaltene „Absinthin“ zählen dazu. Rucola, Radiccio und Chicoree enthalten ebenfalls bittere Pflanzenbestandteile.
Wirkung
Bitterstoffe weisen unterschiedliche chemische Strukturen auf, haben aber alle eine verdauungsfördernde und immunstärkende Wirkung. Bauchspeicheldrüse, Leber und Gallenblase setzen Verdauungssäften und Verdauungsenzymen frei. Die Produktion von Speichel und Magensaft wird angeregt, sobald der bittere Stoff die Zunge erreicht. Bitterstoffe reduzieren außerdem das Verlangen nach Süßem, was den schädlichen Pilzen im Darm die Nahrung entzieht. Die Pilze im Darm werden dadurch reduziert und der Verdauungstrakt bleibt gesund.
Aktuelle Studien haben gezeigt, dass bittere Geschmacksreize auch das menschliche Immunsystem aktiviert, süße Reize es hingegen ausbremst. Durch Süßes steigt der Zuckerspiegel im Körper an, was dem Körper Sicherheit signalisiert. Speziell Medizin für Kinder schmeckt heutzutage zuckersüß, diese sollte jedoch besser bitter schmecken. Denn durch die regelmäßige Versorgung mit Bitterstoffen, lassen sich nachweislich das Wohlbefinden und die Gesundheit steigern.
Der gesamte menschliche Verdauungsapparat ist ca. 8 Meter lang. Der Darm ist dabei das größte Organ. Er hat eine Länge von 5 bis 7 Metern und eine Fläche von etwa 400 Quadratmetern. Geschützt wird der Darm von einer Schleimhaut, die schädliche Viren, Giftstoffe, Pilze und Bakterien fernhält. 80 % des gesamten Immunsystems sind hier angesiedelt. Schon in den alten chinesischen, indischen und ägyptischen Kulturen heilten die Menschen viele Krankheiten mit Darmentschlackung und bitteren Kräutern.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird die Zufuhr von Bitterstoffen auch bei der Einnahme von Antibiotika empfohlen. Durch die Einnahme eines Antibiotikums kommt es im Laufe der Behandlung zu einer Dysbakterie, einem krankhaften Bakterienungleichgewicht im Verdauungstrakt. Als Alternative zur Darmsanierung oder der Einnahme von Darmbakterien wird in der TCM mit Bitterstoffen gearbeitet. Ziel ist es, die Ausscheidungsfunktion des Darms so zu beeinflussen, dass er sich selber regeneriert.
Ein schlecht arbeitendes Verdauungssystem führt zwangsläufig zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen. Ursachen sind häufig eine mangelhafte Nährstoffversorgung oder die unvollständige Ausleitung von Giftstoffen. Die Beschwerden beginnen mit Magenverstimmung, Blähungen oder mit Sodbrennen. Wenn diese Warnsignale ignoriert werden, kann es langfristig zu chronischen Verdauungsproblemen kommen, wovon auch die Organe wie Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse betroffen sein können. Auch Allergien, Autoimmunerkrankungen Depressionen, Leistungsschwäche, Schlafprobleme und vieles mehr haben ihre Ursachen oftmals in einem ungesunden Verdauungstrakt. Umgekehrt kann gesagt werden, dass jede Verbesserung des Verdauungssystems zu einer besseren physischen und psychischen Gesundheit beitragen kann. Also heute schon etwas Bitteres probiert?
Bildquelle: @deathtothestockphoto