Der Schlafexperte Dr. med. hc. Günther W. Amann-Jennson empfiehlt: „Richtigen Schlaf-Wach-Rhythmus finden und weg mit dem Wecker!“. Das Motto lautet: „Gut einschlafen, tief und gesund schlafen und erholt aufwachen!“.
Schlaf-gesund-Interview:
Perfekt aufwachen – werfen Sie Ihren Wecker weg!
Einige ergänzende Gedanken zum gesunden Schlaf, zum Aufwachen und Aufstehen…
Martin Böckle: Herr Dr. Amann-Jennson, warum ist es überhaupt wichtig gesund zu schlafen?
GWA: Der gesunde, erholsame und ausreichende Schlaf ist für uns Menschen der wichtigste Schlüsselfaktor für Wohlbefinden, Gesundheit, Leistungskraft, Kreativität und Erfolg. Der gesunde Schlaf schützt uns vor Krankheiten wie Krebs und Herzinfarkt, psychischen Problemen und vielen anderem. Wer also gesund leben will, der muss vor allem gesund schlafen!
Martin Böckle: Fangen wir einmal rückwärts an – nämlich mit dem Aufwachen. Dies ist für viele Menschen ein echtes Problem. Was sind da die Hintergründe?
Das richtige Aufwachen ist innerhalb des Schlafprozesses genauso wichtig wie das richtige Einschlafen. Im Grunde genommen ist das morgendliche Aufwachen schon wieder das Signal zum abendlichen Einschlafen. Denn wir wachen, schlafen und träumen in einer Zeit-rhythmischen Abfolge.
Martin Böckle: Was ist denn nun wirklich das Problem mit dem richtigen aufwachen und Aufstehen?
GWA: Die größte Herausforderung in Sachen Aufstehen ist das Phänomen des „chronischen Schlafdefizits“. Bereits über 80 % der Erwachsenen haben zu wenig Schlaf und sich so über Jahre eine Schlafschuld aufgebaut. Wenn man jede Nach 1 Stunde zu wenig schläft, fehlen bei einer 5-Tage Woche bereits 5 Stunden Schlaf, macht im Monat 20 und in einem Jahr bereits 240 Stunden. Jedes Schlafdefizit erschwert das morgendliche Aufwachen und Aufstehen und ist langfristig auch gesundheitsschädlich, begünstigt Krankheit, Erschöpfung, Depression und Burnout.
Martin Böckle: Wie findet man heraus, ob man ein Schlafdefizit hat?
GWA: Da gibt es 2 konkrete Hinweise: 1. -man braucht am Morgen einen Wecker! 2. Wer sich am Abend ins Bett legt und mehr oder weniger sofort einschläft, leidet mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer Schlafschuld.
Martin Böckle: Aber einen Wecker benötigt doch jeder?
GWA: Ja, das stimmt – aber die meisten Menschen, die einen Wecker benötigen, gehen zu spät schlafen und müssen aus ihrer Sicht zu früh aufstehen. Meistens handelt es sich da um die chronobiologischen „Eulen“. In diesem Fall ist es vorprogrammiert, dass sowohl das Aufstehen oder auch der Morgen nicht erfüllend sind, da der Schlaf zu kurz und zu wenig erholsam war.
Martin Böckle: Was ist die Lösung, soll man den Wecker wegwerfen?
GWA: Im Idealfall ja. Bei einem chronischen Schlafdefizit ist die Lösung sicher nicht der Wecker. Um besser aufzuwachen und aufzustehen und auch erholter zu sein gibt es nur eine einzige Lösung: mehr Schlaf! Oft bringt schon eine viertel- oder halbe Stunde früher ins Bett zu gehen, eine Verbesserung.
Martin Böckle: Warum ist die Schlaflänge so wichtig?
Die Schlafdauer ist natürlich sehr individuell. Von 6 – 10 Stunden. Im Schnitt brauchen aber Erwachsene 7-8 Stunden Schlaf. Um alle Schlafphasen – vom Leicht- über den Tiefschlaf bis hin zu den Traumphasen idealerweise etwa 5-mal zu durchlaufen, braucht es etwa 7,5 Stunden schlaf. Denn ein Schlafzyklus dauert etwa 90 Minuten.
Martin Böckle: Und was ist mit der Schlafqualität? Die ist doch auch wichtig, denn es nützt ja nichts wenn ich lange schlafe, aber die Qualität nicht stimmt?
Ja, das ist korrekt- neben der Schlaflänge ist natürlich die Schlafqualität entscheidend. Diese entscheidet nämlich auch darüber, ob man gut und erholt in den Tag starten kann. Für den Schlafprozess und insbesondere die Schlafqualität sind vor allem die konstanten Schlüsselfaktoren Bett samt Schlafsystem, Schlafplatz und Schlafraumklima entscheidend.
Martin Böckle: Also die unzähligen Tipps und Psycho-Tricks zum besseren Aufstehen sind wertlos?
GWA: Alles was uns mental und psychologisch unterstützt hat eine gewisse Wirkung. Aber schlafbiologisch gehen diese Tipps solange ins Leere, bis die tatsächlichen Ursachen behoben werden. Nehmen wir nur die beliebte Snooze-Taste her, hier zeigen Studien deutlich, dass diese Gewohnheit eindeutig zu einem vermiesten Start in den Tag führt.
Martin Böckle: Wenn man also am Morgen Mühe hat rechtzeitig und erholt aufzuwachen – was sind Ihre 3 wichtigsten Tipps?
GWA:
- Bauen Sie Ihr Schlafdefizit gezielt ab und gehen Sie jeden Abend eine 1/4 oder 1/2 Stunde früher ins Bett. Schlafen Sie am Wochenende aus und machen Sie über den Tag 2-3 Powernaps (5-10 Minuten). Übrigens – an einem Wochenende kann man unabhängig von der tatsächlichen Schlafmenge nur etwa 2 Stunden Schlaf nachholen.
- Überprüfen Sie Ihr Bett, Ihren Schlafplatz und Ihren Schlafraum nach schlafbiologischen Kriterien. Die Qualität Ihres Schlaf- oder Matratzensystems entscheidet in Kombination mit einem störungsfreien Schlafplatz und einem harmonischen Raumklima in hohem Maß über die Qualität Ihres Schlafes. Das Bett ist aus schlafbiologischer Sicht das wichtigste Möbelstück in Haus und Wohnung. Wir verbringen jedes Jahr 4 Monate im Schlaf, weshalb das Bett materialmäßig, orthopädisch, bettklimatisch und elektrobiologisch hochwertig sein muss.
- Überprüfen Sie Ihre Schlaf-Effizienz. Ein qualitativ hochwertiger Schlaf zeichnet sich durch eine Schlaf-Effizienz von 97-98 % aus. Das heißt von der Zeit, die Sie im Bett verbringen, sollten nur etwa 2-3 % Wachzeit sein. Wenn sie zwar 8 Stunden im Bett liegen, aber nur 6 Stunden davon richtig gut schlafen, dann liegt die Schlaf-Effizienz bei nur 75 %. Jeder Prozentpunkt ist daher entscheidend, wie ausgeruht Sie am Morgen sind und wie gut Sie aus dem Bett kommen. Je besser Sie schlafen, desto besser werden Sie am Morgen aufwachen und fit in den Tag starten können. Frauen sind im Übrigen bezüglich Ein- und Durchschlafstörungen anfälliger als Männer.
Martin Böckle: Besten Dank für Ihre Zeit. Weitere Informationen finden Sie im Online-Magazin EINFACH-GESUND-SCHLAFEN.COM. Auch den Gratis-Ratgeber „Schlaf dich jung fit und erfolgreich“ von Dr. Günther W. Amann-Jennson können Sie dort downloaden.
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