Schlaf- und Gesundheitsexperte Prof. Amann-Jennson gilt als Pionier der Schlaf-Gesund Bewegung, forscht seit über 30 Jahren im Bereich der Schlafgesundheit, steht dem Institut für Schlafpsychologie und Schlafcoaching vor und ist stets auf der Suche nach neuen, revolutionierenden Schlaf-Innovationen und Wegen. Im folgenden Interview gibt er Einblicke über die Funktion und Auswirkungen des Schlafes auf die körperliche und mentale Gesundheit, sowie das Immunsystem.
Interview mit Schlafpsychologe und SAMINA Gründer Prof. Dr. med. h.c. Günther W. Amann-Jennson
Redaktion: Vor allem jetzt in der kalten Jahreszeit leidet das Immunsystem. Hinzu kommt die Corona-Pandemie. Welche Rolle spielt hierbei der gesunde Schlaf?
Prof. Dr. med. h.c. Amann-Jennson: Eines vorweg, jemand der gesund ist, schläft nicht schlecht. Ein gesunder Schläfer hat ein gesundes, starkes Immunsystem. Hingegen gilt, bei Krankheit leidet auch der Schlaf. Es gibt keinen Kranken, der erholt schläft. Und dennoch ist Schlaf die beste Medizin. Für einen erholsamen Schlaf ist jedoch nicht nur die Schlafdauer, sondern auch die Schlafqualität entscheidend. Jede Schlafphase sollte während der Nacht ausreichend Platz finden. Dabei überwiegt im ersten Drittel der Nacht die Tiefschlafphase. In dieser erholt sich der Körper am besten. In den restlichen Phasen sinkt der Anteil der Tiefschlafphasen ab, der Schläfer durchläuft dafür verstärkt die REM-Schlafphasen. Diese Phasen sind entscheidend für die mentale und psychische Erholung.
Schlaf ist eine wichtige Säule der Gesundheit. Was passiert, wenn dieser nun zu kurz kommt? Gilt Schlafmangel als einziger Grund für ein geschwächtes Immunsystem?
Prof. Dr. med. h.c. Amann-Jennson: Die körperliche und mentale Gesundheit setzt sich aus drei wichtigen Säulen zusammen: Schlaf, Ernährung und Bewegung. Täglich sind wir schädlichen Umwelteinflüssen und -giften, Elektrosmog oder anderen Lebensmittel-Toxinen ausgesetzt. All dies schwächt das Immunsystem. 90 Prozent der körperlich-mentalen Gesundheit hängen jedoch vom erholsamen Schlaf ab. Kommt nun ein Schlafmangel hinzu, so schwächt dies zusätzlich die körpereigenen Abwehrkräfte. Allerdings gilt auch umgekehrt: Ein gesunder Schlaf stärkt das Immunsystem – vor allem die adaptiven Abwehrkräfte. Um jedoch einen erholsamen Schlaf zu erreichen, braucht es ein Zusammenspiel konstanter und variabler Faktoren. Und diese betreffen sowohl das Tagesgeschehen als auch die Nacht. Bewegung und Ernährung spielen dabei nicht nur für die Gesundheit eine wesentliche Rolle, sondern auch für den Schlaf.
Es gibt Personen, die sich mit wenig Schlaf brüsten. Gibt es tatsächlich Schläfer, die mit weniger Schlaf auskommen?
Prof. Dr. med. h.c. Amann-Jennson: Wissenschaftlich gesehen liegt die optimale Schlafdauer bei 7,5 Stunden pro Nacht. Und dennoch muss die Schlafdauer nicht der Schlafqualität entsprechen. Neun Stunden schlechter Schlaf sind ebenfalls nicht erholsam, wenn man davon zwei oder drei Stunden wach liegt. Allerdings gibt es die Kurzschläfer, die mit weniger als sechs Stunden Schlaf pro Nacht auskommen und am nächsten Tag fit und agil sind, tatsächlich. Auch wenn hier der Anteil der Gesamtbevölkerung sehr klein ist (ca. fünf Prozent). Das individuelle Schlafbedürfnis ist verschieden und auch abhängig von Alter und Genen. Wer jedoch langfristig schlecht und zu wenig schläft, schwächt Körper sowie Geist und gefährdet auf lange Sicht die Gesundheit.
Wie wichtig sind Routinen und regelmäßige Schlafenszeiten? Kann man fehlenden Schlaf mit einem Mittagsschläfchen ausgleichen?
Prof. Dr. med. h.c. Amann-Jennson: Die innere Uhr bildet ein wichtiges Fundament der Gesundheit. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und lebt nach einem gewissen zeitlichen Ablauf – auch die Organe arbeiten nach einem chronobiologischen Rhythmus. Das macht einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus unabdinglich für den erholsamen und gesunden Schlaf. Allerdings beeinflusst die innere Uhr nicht nur den Schlaf, sondern auch das Wohlbefinden, die Vitalität und auch die Leistungsfähigkeit. Fehlenden Schlaf kann man lediglich in kleinen Häppchen nachholen, jedoch nie zur Gänze. Ein Powernap am Mittag sorgt für neue Energien am Nachmittag. Dieser sollte jedoch maximal 30 Minuten dauern. Ansonsten kann es passieren, dass man in eine Tiefschlafphase gelangt. Dies würde den Tagesrhythmus durcheinanderbringen und erschweren. Wer jedoch bereits unter Einschlafstörungen leidet, sollte besser auf das Mittagsschläfchen verzichten. Ansonsten fehlt abends der notwendige Schlafdruck.
Was kann man sich unter Schlafcoaching vorstellen?
Prof. Dr. med. h.c. Amann-Jennson: Schlafcoaching ist ein umfangreiches und breitgefächertes Feld. Vom Schlafcoaching können sowohl Menschen profitieren, die ihre individuelle Schlafgesundheit unter der Berücksichtigung aller schlafrelevanter Kontexte optimieren möchten, als auch jene Betroffenen, die bereits unter Schlafstörungen leiden und nach einem natürlichen Lösungsansatz suchen. Erst durch den gesunden und regenerativen Schlaf können die Selbstheilungs-, Selbstregulations- und Selbstreparaturkräfte aktiviert werden. Der Fokus des Schlafcoachings ist es, den gesunden Schlaf als natürliche Therapieform zu nützen, um so die Gesundheit zu erhalten, zu fördern oder wieder zu gewinnen. Dazu muss man jedoch die Zusammenhänge, die Funktionen und die Rolle des gesunden Schlafes, der Gesundheit und der körperlichen Fitness verstehen und erlernen. Der Bioenergetische® Schlaf ist dabei eine Möglichkeit, auf natürliche Weise die Gesundheit – sowohl körperlich als auch mental – zu fördern. Unser Ziel ist es mit Hilfe der Salutogenese, der Weisheit, Kraft und Intelligenz der Natur, den Schlaf der Betroffenen zu optimieren, fördern und dauerhaft regenerativ zu gestalten. Denn erholsamer Schlaf gilt als Quelle für Vitalität, Leistungskraft, Gesundheit, Lebensfreude, Elan und Erfolg.
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