Die Vermessung des Schlafes durch Bio-Technologien, Künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung beherrscht immer mehr unser Leben. Die regelmäßige und exakte Messung der Schlafqualität wird künftig zum gesunden Lifestyle gehören. Wie wichtig sind Sleep-Tracker und Sleep-Tech-Produkte? Bringen diese Gadgets eigentlich was?
e- und mHealth in der Schlafmedizin
Der Begriff mHealth (mobile Health) und eHealth (electronic Health) sind Sammelbegriffe für den Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen. Und bezeichnet alle Hilfsmittel im Bereich der künstlichen Intelligenz die der Gesundheit bei der Vorbeugung, Diagnose und Überwachung dienen. Auch in der Schlafmedizin ergeben sich daraus, personalisierte Einblicke, die helfen können, die Schlaf-Effizienz zu optimieren und die nächtliche Regenrations-Qualität zu erhöhen. KI lernt die Schlafmuster des Benutzers kennen und kann dabei helfen, Geist und Körper sowohl auf den Schlaf- als auch den Wachzustand besser vorzubereiten und laufend zu monitoren und zu bewerten.
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Schlafstörungen gelten schon seit längerem als führende Volkserkrankung. Und die Corona-Pandemie hat die Zahl der Menschen mit Schlafproblemen weiter ansteigen lassen. Auf die Dauer kann zu wenig Schlaf zu gravierenden gesundheitlichen Problemen führen. Wer nicht ausreichend schläft hat ein höheres Risiko an Erkrankungen wie Herzinfarkte, Bluthochdruck und Diabetes mellitus zu erkranken. Zudem schwächt zu wenig Schlaf das Immunsystem und begünstigt Infektionskrankheiten.
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Gadgets am Handgelenk oft enttäuschend
Viele Menschen messen schon jetzt den Schlaf im eigenen Bett. Diese Apps versuchen durch atmungsabhängige Bewegungen Rückschlüsse auf den Schlaf zu ziehen. Um die Aussagekraft zu verbessern, können weitere Sensoren mit einer App auf dem Smartphone verbunden werden.
Mit einer klassischen Schlafmessung in einem Schlaf-Labor kann dies laut Birgit Högl, Leiterin des Schlaflabors an der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck, im Moment aber noch nicht verglichen werden. Bei der Messung im Labor werden die Gehirnaktivitäten gemessen, was Rückschlüsse auf die jeweilige Schlafphase zulässt. Neben Augenbewegung werden auch Sauerstoffsättigung, Herzfrequenz, Muskeltonus und Atembewegungen gemessen und ausgewertet. Wer sich vom Gadget am Handgelenk selbiges wünscht, wird enttäuscht. Die meisten dieser Apps haben noch nicht die Fähigkeit die Polysomnografie, welche verschiedene Körperfunktionen während des Schlafes misst, zu bestimmen. Die hohen Anforderungen den Schlaf mit minimaler Störung und so umfassend wie möglich zu messen, stellt die Medizintechnik immer wieder vor eine Herausforderung.
Im Moment bilden smarte Geräte daheim als Ergänzung zum Schlaflabor die beste Möglichkeit, den eigenen Schlaf zu messen und die Schlafqualität zu verbessern. Viele Sleep-Tracker und Sleep-Tech-Produkte verzichten aufgrund des zeitlich, personell und finanziell aufwändigen Prozesses auf eine Zertifizierung als Medizinprodukt. Andere Anbieter entscheiden sich hingegen bewusst für den Zertifizierungsprozess als Medizinprodukt.
Spezielle Schlaf-Gesund-Apps bewerten nicht nur den Schlaf nach schlafmedizinischen Kriterien, sondern erfassen auch schlafbezogene Störungen wie Schlafapnoe, Atemprobleme, Blutdruckprobleme, Herzinsuffizienz u.v.a. Diese Apps werden automatisch mit einem Arzt synchronisiert, was zu einem besser vernetzten diagnostischen Prozess von Stress und Müdigkeit führt.
Die medizinische Zertifizierung gilt als Grundvoraussetzung um die Diagnostik klinisch einsetzen zu können. So wird beispielweise schon jetzt die Funktion „Elektrokardiogramm (EKG)“ der Apple- Watch bei der kardiologischen Vorhofflimmerdiagnostik eingesetzt.
Link zu den Studien:
https://link.springer.com/article/10.1007/s11818-017-0118-4#author-information
https://link.springer.com/article/10.1007/s11818-020-00264-7