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Baldrian
Baldrian-Präparate sind klassische, natürliche Schlafmittel. Schon Hippokrates wusste: Baldrian beruhigt und fördert den Schlaf. Baldrian kann aber auch bei Unruhezuständen, Angst oder Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt werden. Wie viele andere natürliche Pflanzen und Präparate auch, muss Baldrian eine gewisse Dauer eingenommen werden, bis eine spür- und messbare Schlafverbesserung eintritt. Es ist darauf zu achten, dass es ausreichend hoch dosiert und über einen längeren Zeitraum eingenommen wird – so kann nach einer zweiwöchigen Einnahme von Baldrian (400 – 600 mg pro Tag) die Tiefschlafphase erheblich verlängert werden.
Baldrian ist nicht nur ein altes Hausmittel, auch viele klinische Studien und Versuche untermauern die Wirkung von Baldrian. Im Gehirn wirken verschiedene „Müdemacher“; einer davon ist der Botenstoff GABA (Neurotransmitter y-Aminobuttersäure). Man vermutet, dass Baldrian unter anderem in diesen GABA-Regelkreis eingreift. Subjektiv gesehen, vergrößert sich die Schlafqualität. Menschen, die schlecht schlafen, berichten über stärkere Effekte als Menschen, die nach eigenen Angaben gut schlafen. Ein wesentlicher Vorteil von Baldrian ist, dass Baldrian weder zu einer Abhängigkeit noch zu Tagesmüdigkeit führt. Auch an Träume kann man sich nach Einnahme von Baldrian erinnern.
Baldrian vereint ungefähr 150 verschiedene Komponenten. Auch hier zeigt sich, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist: trotz intensiver Anstrengungen konnte die Wirkung von Baldrian nicht auf Einzelsubstanzen reduziert werden. Einzelne Bestandteile können in konzentrierter Form sogar eine gegenteilige Wirkung haben und als Wachmacher auftreten.
Unterschiedliche Aspekte unseres Schlafverhaltens werden von Baldrian beeinflusst.
- Bewegungsneigung: Die Aktivität der motorischen Nervenzellen werden von Baldrian gehemmt. Als Folge davon bewegt sich der Mensch im Schlaf weniger.
- Zuckerumsatz: Baldrian hemmt den Zuckerumsatz in fast allen Gehirn-Bereichen und hat somit eine dämpfende Wirkung.
Baldrian – das Gegenmittel zu Koffein?
Aus Baldrian-Extrakten wurde die Substanz Deoxysaccharosyl-Olivil isoliert, die an den „Schlaf-Rezeptor“ (Adenosin-1-Rezeptor) im Gehirn bindet – wie der natürliche Botenstoff Adenosin führt Baldrian ebenfalls zu Ermüdung. An diesen Rezeptor bindet sich – leider mit gegenteiliger Wirkung – auch Koffein. Wir werden munter. Nun geht das Olivil des Baldrians eine so starke Bindung mit dem Adenosin-1-Rezeptor ein, dass Koffein von seinem Platz verdrängt wird. Der Wachmacher-Effekt ist aufgehoben, wir werden müde. Das macht Baldrian zu einem guten „Gegenmittel“ bei zu hohem Koffeinkonsum.
Bestätigt wurden die Ergebnisse durch eine klinische Studie, in der Zeller-Forscher (Zeller AG, pflanzliche Arzneimittel, Schweiz) die Hirnströme von knapp 50 Versuchspersonen gemessen haben: nach einer Koffeingabe verflachten die Alpha-Wellen, die Entspannung signalisieren; die Beta-Wellen, auch Anzeichen für Nervosität, wurden im Gegenzug ausgeprägter. Nach der Einnahme von Baldrianextrakt wurde dieser Effekt neutralisiert.
Hopfen, Passionsblume, Melisse, Johanniskraut und Lavendel
Als Tee aufgegossen schmeckt Baldrian alleine bitter, in Kombination mit einer oder mehreren von fünf weiteren altbewährte Heilpflanzen ist er jedoch sehr bekömmlich: Hopfen, Passionsblume, Melisse, Johanniskraut und Lavendel heißen die von der Natur für die Schlafmedizin zur Verfügung gestellten Heilkräuter. Hopfen tut dem Schlaf besonders in Kombination mit Baldrian und Melisse gut. Es gibt ihn als Tee in Form der geschnittenen Pflanze oder als Pulverextrakt.
Melisse, Passionsblume und Lavendel enthalten beruhigende Wirkstoffe. Alle drei Pflanzen wirken am besten in Kombination mit Baldrian.
Johanniskraut sieht, wenn es frisch ist, aus, als würden lauter kleine Sonnen an einer Rispe hängen. Die gelben Blüten helfen gegen leichte bis mittlerer Depressionen und indirekt können sie auch den Schlaf fördern.
Schlafexperte Jürgen Zulley schreibt dazu: „Wer in besserer Stimmung ist, schläft auch besser, und auf diesem Umweg zählt das Johanniskraut zu den pflanzlichen Heilmitteln bei Schlafstörungen, die man zumindest mal ausprobieren kann.“ Wie beim Baldrian tritt beim Johanniskraut eine spürbare Wirkung erst nach zwei, drei oder gar vier Wochen regelmäßiger Einnahme ein.
Bildquelle: @Fotolia
Quellen: https://www.welt.de/print-welt/article294297/Warum-Baldrian-entspannt-und-muede-macht.html